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Warum musste Sawicki gehen?

BERLIN (cae). Peter Sawicki war der erste Leiter des im Jahr 2004 gegründeten Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und schied am 31. August aus dem Amt, nachdem sein Arbeitsvertrag nicht verlängert worden war. Die offizielle Begründung dafür waren inkorrekte Spesenabrechnungen. Über die "wahren" Hintergründe informiert ein soeben vorgestelltes Buch der Medizinjournalistin Ursel Sieber mit dem Titel "Gesunder Zweifel".
Seit dem 4. September im Handel: Der "Krimi" über Sawickis Ausscheiden aus dem IQWiG.

Der Untertitel des Buches lautet "Einsichten eines Pharmakritikers – Peter Sawicki und sein Kampf für eine unabhängige Medizin". Was wie ein Vermächtnis eines weisen Mannes klingt, ist eher als Rechtfertigung und Ehrenrettung zu verstehen. Das Buch fällt in das Genre Enthüllungsjournalismus und liest sich in großen Teilen wie ein Krimi, wobei die Rollen klar verteilt sind. Das Opfer ist Sawicki. Der Täter ist die Pharmalobby, die Sawicki bereits kurz nach seinem Amtsantritt als Feind erkannt und seither gnadenlos bekämpft hatte, was sie umso erfolgreicher tun konnte, nachdem in Berlin die schwarz-gelbe Regierung ans Ruder gekommen war.

Dabei hat Sawicki selbst sich gegen die Behauptung gewehrt, er sei ein Gegner der Pharmaindustrie. So sagte er einmal: "Wir brauchen die pharmazeutische Industrie, jemand muss ja die Medikamente entwickeln und herstellen, ich bin allerdings für eine pharmazeutische Industrie, der wir vertrauen können, die nicht Studien manipuliert, die alles publiziert, die nicht Ärzte manipuliert, dass sie Medikamente verschreiben, die teuer neu sind, obwohl es Besseres gibt, was aber vielleicht den Patentschutz schon verloren hat. Ich bin für eine pharmazeutische Industrie, die dem Patienten dient."

War das zu viel verlangt? Ulrike Sieber meint: ja. Zudem haben ihrer Meinung nach auch die Vertreter von Krankenhausgesellschaften und Ärzteverbänden dafür gesorgt, dass Sawickis Vertrag nicht verlängert wurde, denn auch sie sahen angeblich ihre Interessen durch das IQWiG bedroht. Letztlich sei Sawicki gescheitert, weil er seine Aufgabe als Leiter des IQWiG zu ernst genommen habe.

Sieber vertritt ihren Standpunkt auch in anderen Medien. So stritt sie sich am 7. September im rbb Fernsehen mit Norbert Gerbsch, dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie, über das Thema "Teure Pillen – zocken uns die Pharmakonzerne ab?". Auch die Bundesstagsabgeordneten Lars F. Lindemann (FDP) und Mechthild Rawert (SPD) nahmen an dem Streitgespräch teil.

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