Arzneimittel und Therapie

Clopidogrel wirkt unabhängig von Mutationen in CYP2C19

Bisher galt: Clopidogrel soll bei Menschen, die ein weniger aktives Leberenzym CYP2C19 haben, nicht ausreichend wirken. Diese genetische Variante kommt bei zwei bis 14 Prozent der Bevölkerung vor und verhindert, dass Clopidogrel in der Leber zu seinem aktiven Metaboliten umgebaut wird.

Weil diese Patienten, die auch als poor metabolizer oder loss-of-function carriers bezeichnet werden, besonders gefährdet sind, trotz Clopidogrel-Therapie einen weiteren Herzinfarkt zu erleiden, wurde bisher ein Test auf dieses Gen empfohlen. Die entsprechenden Warnungen der US-Arzneibehörde FDA vom März dieses Jahres basieren auf einer kleinen Studie an 40 Gesunden.

Möglicherweise ist diese Mutation aber unerheblich für die Wirkung von Clopidogrel, wie eine aktuelle Analyse von Studiendaten bei Patienten mit einem akuten Koronarsyndrom und Vorhofflimmern zeigt. Die neuen Daten wurde auf der Jahrestagung der European Society of Cardiology in Stockholm vorgestellt. Eine Reaktion der FDA auf die Studienergebnisse liegt noch nicht vor.

Mehr als 6000 Genome untersucht

Die Forscher untersuchten die Gene von über 6000 Patienten, die an zwei großen randomisierten placebokontrollierten Studien zur Wirkung von Clopidogrel bei akutem Koronarsyndrom und Vorhofflimmern teilgenommen hatten, auf drei Genvariationen, sogenannte Single-nucleotide polymorphisms (SNPs), in CYP2C19-Allelen.

Akutes Koronarsyndrom: mehr als 5000 Patienten

In der CURE-Studie (Clopidogrel in Unstable Angina to Prevent Recurrent Ischemic Events) verminderte Clopidogrel bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom im Vergleich zu Placebo die Rate von Herzinfarkten, Schlaganfällen und das Sterberisiko, unabhängig vom genetisch determinierten CYP2C19-Phänotyp, der bei 5059 dieser Patienten bestimmt worden war.

Geringfügig besser wirkte Clopidogrel bei Menschen mit einer Mutation, die dieses Enzym aktiver macht (gain-of-function carriers). Die Zahl der Blutungskomplikationen unterschied sich bei den verschiedenen Genotypen nicht.

Über 1000 Patienten mit Vorhofflimmern

In der ACTIVE- Studie (Atrial Fibrillation Clopidogrel Trial with Irbesartan for the Prevention of Vascular Events) hatte Clopidogrel zusätzlich zu Acetylsalicylsäure bei Patienten mit Vorhofflimmern die Rate von kardiovaskulären Ereignissen reduziert. Die Forscher untersuchten die Genotypen von 1156 Patienten und stellten keine Unterschiede in der Wirkung von Clopidogrel fest, die auf unterschiedliche Enzymaktivitäten zurückzuführen wären.

In beiden Studien hatte der CYP2C19-Status also keinen signifikanten Einfluss auf das klinische Ergebnis der Behandlung. Nach diesen Ergebnissen spricht der Nachweis eines Loss-of-function-Allels nicht gegen den Einsatz von Clopidogrel. Bei der Indikation Vorhofflimmern sollten jedoch noch die Ergebnisse weiterer Studien abgewartet werden.

Quelle Paré, G., et al.: Effects of CYP2C19 genotype on outcomes of clopidogrel treatment, N. Engl. J. Med. 2010, Online-Vorabveröffentlichung doi: 10.1056/ NEJMoa1008410.

 


 

hel

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