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Auch die Kassen könnten sparen

ESSEN (tmb). Durch mehr Effizienz in der Verwaltung könnte die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) jährlich 1,4 Mrd. Euro einsparen. Die Verwaltungskosten könnten um 13 Prozent gesenkt werden. Dies ergab eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), die Anfang Juli veröffentlicht wurde.
Dr. Boris Augurzky, Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit des RWI: "Die Kassen haben bei ihren Verwaltungskosten einen größeren Gestaltungsspielraum als bisher angenommen."
Foto: RWI

"Die Studie zeigt deutlich, dass die Verwaltungskosten einiger Krankenkassen bei gleichem Leistungsniveau viel höher sind als bei anderen. Die Kassen haben demnach bei ihren Verwaltungskosten einen größeren Gestaltungsspielraum als bisher angenommen", folgerte Dr. Boris Augurzky, Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit des RWI. Das Institut hatte im Auftrag der Krankenkasse "BIG direkt gesund" (BIG) die Verwaltungskosten der Krankenkassen anhand der offiziellen Statistik für das Jahr 2008 untersucht.

Große Unterschiede

Im Jahr 2008 betrugen die Bruttoverwaltungskosten der GKV durchschnittlich 149,44 Euro pro Mitglied. Diese Werte schwanken zwischen den Kassenarten beträchtlich. Im Bereich der AEV betragen sie durchschnittlich 109 Euro, in den IKKen 132 Euro, in den BKKen 137 Euro, im Bereich der VdAK 154 Euro und bei den AOKen 161 Euro (jeweils im Durchschnitt). Für die Arbeit wurden Daten von 219 Krankenkassen untersucht. 35 Krankenkassen, deren Personalkosten unter 1,50 Euro je Mitglied lagen (bei einem Durchschnitt von über 100 Euro) wurden aus der Analyse entfernt, da diese ihre Verwaltung offenbar ausgelagert haben. Die Bruttoverwaltungskosten schließen die Leistungen der GKV für andere Sozialversicherungsträger und Gebietskörperschaften ein. Ohne diese Ausgaben ergaben sich Nettoverwaltungskosten von durchschnittlich 117,90 Euro pro Mitglied und Jahr.

Einsparpotenzial

Die Bruttoverwaltungskosten der BIG betrugen nur 104,87 Euro pro Mitglied. Doch kann dieser Wert nicht auf alle Krankenkassen übertragen werden, weil beispielsweise Ruhegehälter, diverse Rentenzahlungen, Beihilfen und Aufwendungen für die Selbstverwaltung kaum oder nicht zu beeinflussen sind. Außerdem wirkt sich die Morbidität der Versicherten auf die Verwaltungskosten aus. Da die Zuweisungen der Verwaltungskosten aus dem Gesundheitsfonds zu 50 Prozent von der Morbidität abhängen, hat das RWI auch angenommen, dass nur 50 Prozent der Differenz zu günstigen Kassen eingespart werden können. So ergibt sich ein Zielwert von 129,42 Euro pro Mitglied. Die Differenz zum tatsächlichen Wert beträgt 20,02 Euro pro Mitglied. Der weitaus größte Unterschied zwischen der Benchmark und den tatsächlichen Kosten ergibt sich bei den Personalkosten. Hochgerechnet auf alle GKV-Mitglieder ermittelte das RWI ein jährliches Sparpotenzial von 27,50 Euro pro Mitglied oder insgesamt 1,4 Mrd. Euro. Statt 10,5 Mrd. Euro müssten dann nur 9,09 Mrd. Euro für Verwaltung ausgegeben werden. "Das Ergebnis macht deutlich, dass bei den Diskussionen um Sparpotenziale im Gesundheitswesen auch die Kassen ihren Teil beitragen können – ohne die Versicherten zu belasten", folgerte der BIG-Vorstandsvorsitzende Frank Neumann.

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