Arzneimittel und Therapie

PPI als Risikofaktor für erneute Clostridium difficile-Infektion

Clostridium difficile ist ein nosokomialer Problemkeim. Für die Infektion typisch ist eine mit heftigen Durchfällen verbundene Darmentzündung, die auch als Clostridium difficile-assoziierte Diarrhoe (CDAD) bezeichnet wird. Zur Behandlung der Erkrankung, die auf eine vollständige Beseitigung der auslösenden Ursache zielt, werden häufig Protonenpumpenhemmer und die Kombination von zwei Antibiotika eingesetzt. Wissenschaftler aus Südkorea zeigten jetzt, dass die PPI-Gabe überdacht werden sollte, da sie mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für ein Wiederauftreten der Durchfallerkrankung verbunden sein kann.

Clostridium difficile ist ein anaerobes, grampositives Stäbchenbakterium und einer der häufigsten Krankenhauskeime. Etwa 5% der Normalbevölkerung sind asymptomatische Träger von C. difficile, hingegen 20 bis 40% der Krankenhauspatienten. Der Sporen-bildende Keim ist oft Verursacher des Antibiotika-assoziierten Durchfalls (AAD). Das typische Krankheitsbild der C. difficile-Infektion ist eine Darmentzündung mit Durchfall. Diese wird als C. difficile-assoziierte Diarrhö (CDAD) bezeichnet. Hinzu können Fieber, Bauchkrämpfe und Exsikkose kommen. Meist handelt es sich um einen milden bis mittelschweren Krankheitsverlauf. Bei schweren Fällen kommt es zu Ausschwitzungen von Fibrin aus der entzündeten Darmwand, die sich zusammen mit Granulozyten und zerstörten Darmzellen zu einer weißen Schicht auf der Darmwand verbinden (pseudomembranöse Kolitis). Eine weitere, lebensbedrohliche Komplikation ist ein toxisches Megacolon, eine akute Erschlaffung des Kolons mit klinisch massiver Kolitis.

Eigentliche Verursacher der Erkrankung sind Endotoxine, die von den Bakterien gebildet werden. Betroffen sind vor allem ältere immungeschwächte Patienten. Aufgrund der schweren klinischen Verläufe der CDAD wurde eine namentliche Meldepflicht an das zuständige Gesundheitsamt eingeführt.

Protonenpumpenhemmer bei CDAD kontraindiziert?

Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol gehören neben einer Kombination von zwei Antibiotika zu einer häufig angewendeten Eradikationstherapie der CDAD. Sie sind die derzeit stärksten Arzneimittel zur Verringerung der Magensäureproduktion und dienen der Schmerzlinderung und einer Beschleunigung der Geschwürheilung durch Ausschaltung der Schadensursache.

Jetzt haben koreanische Wissenschaftler nach Auswertung von Patientendaten festgestellt, dass die Gabe von Protonenpumpenhemmern während einer C. difficile-Diarrhö mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für das Wiederauftreten der Erkrankung einhergeht. Von 125 Patienten, die zuvor an einer CDAD erkrankt waren, mussten 27 erneut aufgrund einer C. difficile-Reinfektion behandelt werden. In ihrer Studie wurden bereits bekannte Risikofaktoren für das Wiederauftreten einer C. difficile-assoziierten Diarrhö wie fortgeschrittenes Alter, schwere Grunderkrankungen und eine bereits behandelte Clostridium difficile-assoziierte Diarrhö mit der PPI-Medikation nach der ersten Infektion und bestimmten, möglicherweise relevanten Laborparametern verglichen.

Es zeigte sich, dass die Dauer des Krankenhausaufenthalts und die der Antibiotika-Behandlung vor der Reinfektion nicht mit einem erhöhten Risiko für eine erneute CDAD einhergingen, auch das Geschlecht, ein Diabetes mellitus oder Niereninsuffizienz, die Schwere der Erkrankung und Leukozyten- bzw. Hämoglobin-Werte haben keinen negativen Einfluß. Hingegen erhöhten ein Alter über 65 Jahre, verminderte Serumalbumin-Werte und der Gebrauch von PPI die Wahrscheinlichkeit für das Wiederauftreten der CDAD.

Während Alter des Patienten und Serumalbumin-Werte, die generell bei Entzündungen und Infektionskrankheiten, aber auch anderen Erkrankungen absolut vermindert sind, nicht modifizierbare Parameter darstellen, ist die Gabe von Protonenpumpenhemmern der einzige Risikofaktor, der ausgeschlossen werden kann. Eine Medikation mit Protonenpumpenhemmer bei Patienten mit einer C. difficile-assoziierten Diarrhö sollte überdacht werden, fordern die koreanischen Wissenschaftler. Sie sind sich der Begrenztheit ihrer Studie z. B. durch die geringe Fallzahlen durchaus bewusst und sehen daher die Notwendigkeit weitergehender Untersuchungen. Aber bereits jetzt sind ihre Ergebnisse bemerkenswert, zumal bereits frühere Studien die Therapie mit Protonenpumpenhemmern als Risikofaktor für eine Clostridium difficile-assoziierte Diarrhö eingestuft hatten [2, 3].

Quelle [1] Kim, J.W.; et al.: Proton pump inhibitors as a risk factor for recurrence of Clostridium-difficile-associated diarrhea. World J. Gastroenterol. 2010; 16(28): 3573 – 3577. [2] Dial, S.; et al.: Use of gastric acid-suppressive agents and the risk of community-acquired Clostridium difficile-associated disease. JAMA 2005; 294(23): 2989 – 2995. [3] Aseeri, M.; et al.: Gastric acid suppression by proton pump inhibitors as a risk factor for Clostridium difficile-associated diarrhea in hospitalized patients. Am. J. Gastroenterol. 2008;103(9): 2308 – 2313.

 


Dr. Hans-Peter Hanssen

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