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Mehr Pflegekräfte als Autobauer

BERLIN (lk). Die Pflegebranche ist zu einem Jobmotor und zu einem der wichtigsten Zweige der deutschen Wirtschaft aufgestiegen. In der Branche arbeiten inzwischen mehr Menschen als in der Auto- oder der Elektroindustrie sowie im Maschinenbau. Das geht aus einer Studie des Wifor-Instituts der Technischen Universität Darmstadt hervor, berichtet die "Berliner Zeitung".
Steigender Bedarf Pflegekräfte müssen sich keine Sorgen machen, arbeitslos zu werden. Bis 2050 wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen voraussichtlich auf über vier Millionen verdoppeln.

Foto: Helios Kliniken

Die Zahlen wurden vom früheren Wirtschaftsweisen Bert Rürup für das Jahr 2008 berechnet. Demnach beschäftigte die Pflegebranche hierzulande zu diesem Zeitpunkt 1,12 Millionen Menschen. Zum Vergleich: In der Autoindustrie waren es 749.000 Beschäftigte. Damit ist die volkswirtschaftliche Bedeutung der Pflegebranche deutlich gewachsen. Laut der Wifor-Studie nahm die Zahl der in der Pflege Beschäftigten zwischen 1996 und 2008 um knapp fünfzig Prozent zu. Das entspricht einem durchschnittlichen Beschäftigungszuwachs pro Jahr um 3,9 Prozent. Die Beschäftigtenzahl der deutschen Volkswirtschaft wuchs im selben Zeitraum lediglich um durchschnittlich 0,6 Prozent pro Jahr.

Da angesichts des demografischen Wandels die Zahl der Pflegebedürftigen hierzulande steigt, warnt die Pflegebranche schon jetzt vor einem akuten Arbeitskräftemangel. Bereits bis zum Jahr 2020 fehlten in Deutschland 300.000 Pflegekräfte, warnte der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA). "Deutschland braucht eine umfassende Qualifizierungsoffensive in der Pflege und die Greencard für Pflegekräfte", sagte BPA-Präsident Bernd Meurer der "Berliner Zeitung". "Wir brauchen noch 2010 einen Pflegegipfel mit allen gesellschaftlichen Kräften. Ein weiteres Aussitzen der ungelösten Probleme hätte schlimme Folgen für Millionen alter Menschen und letztlich für uns alle", sagte Meurer.

Bis 2050 wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen laut Prognosen auf über vier Millionen Menschen verdoppeln. Zudem geht der Trend weg von der Pflege durch Angehörige hin zur Pflege durch professionelle Anbieter. Hintergrund dafür ist, dass Frauen immer häufiger berufstätig sind, Familien weit entfernt voneinander leben und durch die sinkenden Geburtenzahlen Kinder fehlen werden, die ihre Eltern pflegen können.

Auch die Bundesregierung hat das Problem erkannt. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) forderte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" "klare und praktikable Rahmenbedingungen" für den Einsatz osteuropäischer Haushaltshilfen in der Pflege. Damit soll dem häufigen Wunsch Pflegebedürftiger, auch im Alter zu Hause wohnen zu können, entsprochen werden. Derzeit werden rund 1,5 Millionen Menschen zu Hause versorgt.

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