Medizin

Was tun bei Sonnenbrand?

Nach Werktagen im Büro ein sonniges Wochenende, der Beginn des lang ersehnten Badeurlaubs. Doch abends stellen eifrige Sonnenanbeter oft fest: Die Haut ist nicht braun, sondern rot, fühlt sich heiß und gespannt an und schmerzt. Was tun?

Ursache eines Sonnenbrandes ist eine von UV-B-Strahlen ausgelöste Entzündung der Haut. Dabei hat die Bezeichnung "Brand" seine Berechtigung: Die Symptome gleichen denen einer Verbrennung. Entsprechend ist auch die Stadieneinteilung analog der bei Verbrennungen:

  • 1. Grad: Die Haut ist gerötet, geschwollen, brennt und juckt
  • 2. Grad: Zusätzlich bilden sich Blasen
  • 3. Grad: Oberflächliche Hautschichten sind zerstört.

Neben UV-B gibt es noch UV-A- und -C-Strahlen. Welche Wirkungen haben sie? Und welche Rolle spielt das Ozonloch?

Die Haut, UV-A, -B, -C und das Ozonloch

Das ultraviolette Licht der Sonne wird in UV-A (Wellenlänge 320 – 400 nm), UV-B (280 – 320 nm) und UV-C (250 – 280 nm) unterteilt.

UV-A ist in erster Linie für die Hautalterung verantwortlich. UV-A gelangt nahezu ungefiltert auf die Erdoberfläche. Für einen Sonnenbrand sind zwar höhere Dosen erforderlich, als die Haut normalerweise abbekommt, aber in Solarien wird meistens überwiegend UV-A eingesetzt. Es führt zu einer schnellen, oberflächlichen Bräunung, die nur wenig vor UV-B schützt.

UV-B ist für die Bräunung zuständig – und hauptsächlich für den Sonnenbrand und das erhöhte Krebsrisiko.

UV-B wird zu über 90% von der Ozonschicht absorbiert. Die Abnahme der Ozonschicht um 10% in den letzen 40 Jahren hatte einen Anstieg der UV-B-Strahlung um 15% zur Folge. Die Strahlung steigt besonders im Frühjahr, wenn die Haut sonnenentwöhnt und besonders empfindlich ist. Wer sich informieren möchte: Unter www.uv-index.de gibt der Deutsche Wetterdienst tagesaktuell UV-Warnungen aus.

Auch die Höhe spielt eine Rolle: Pro 1000 Höhenmeter nimmt die UV-B-Strahlung um 15 – 20% zu. Hinzu kommt im Hochgebirge oft eine Reflexion durch Schnee.

UV-C ist zwar wegen der kleinsten Wellenlänge am energiereichsten, wird aber fast vollständig in der Mesosphäre von Sauerstoffmolekülen absorbiert.

Wirkungen von UV-A

UV-A verursacht eigentlich nur bei ausgiebigem Besuch eines Solarium mit hohem UV-A-Anteil Sonnenbrand. Aber es kann eine Lichtdermatose und photoallergische Reaktionen (s. u.) hervorrufen und langfristig die Hautalterung verstärken.

Wirkungen von UV-B

Übermäßige UV-B-Exposition führt zu einer Entzündungsreaktion der Haut, bei der Mediatoren wie Prostaglandine, Histamin, Interleukine und Serotonin die Durchblutung steigern, die Gefäße durchlässiger machen und weitere Mediatoren freisetzen. Das erklärt die typischen Symptome bei einem Sonnenbrand. Nach einigen Tagen "pellt" sich die Haut oder schuppt. Selbst eine Therapie kann das nicht immer verhindern.

Sind größere Hautbereiche betroffen, hat ein Sonnenbrand Auswirkungen auf das Allgemeinbefinden. Neben Abgeschlagenheit drohen Kreislaufprobleme bis hin zum Kollaps.

UV-B verursacht auch eine Keratokonjunktivitis (Horn- und Bindehautentzündung) mit Tränenfluss, konjunktivaler Gefäßerweiterung, Lichtscheu und Schmerzen. Bei chronischer Exposition kann sich ein Grauer Star (Katarakt) entwickeln.

Das Ausmaß einer UV-B-Exposition korreliert außerdem mit der Häufigkeit von Basaliomen und Spinaliomen. Die Korrelation mit Melanomen ist schwächer. Risikosteigernd sind hier Sonnenbrand-induzierte Pigmentmale besonders im Kleinkindalter und im Kindes- und Jugendalter.

Wer auf Bräune steht, sollte wissen: Es gibt Befunde, dass jegliche Bräunung mit Melanin auf Zell- und DNA-Schäden beruht.

Eine Ursache für das erhöhte Krebsrisiko ist die Immunsuppression durch UV-B, die die Reparaturrate geschädigter DNA verringert. Auch Gürtelrosen treten als Zeichen einer erhöhten Infektanfälligkeit gehäuft auf.

Doch auch eine positive Wirkung soll nicht verschwiegen werden: die Bildung von Vitamin D in der Haut hängt von der UV-B-Strahlung ab. Allerdings reicht dafür laut Bayerischem Landesamt für Umweltschutz ein tägliches Sonnenbad der Unterarme von zehn Minuten.

Sonnenstich

Zu einem Sonnenstich kommt es durch direkte Sonnenstrahlung auf den ungeschützten Kopf. Kleinkinder und Glatzenträger sind besonders gefährdet. Die Beschwerden treten oft erst nach einem halben Tag auf: ein heißer, roter Kopf, eher kühler Körper, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sind möglich. In schweren Fällen kommt es zu hohem Fieber, Krämpfen und Bewusstlosigkeit.

Was tun?

Mit einem Sonnenbrand 2. oder 3. Grades sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Lediglich einzelne, kleine Blasen können mit entsprechenden Wundverbänden selbst versorgt werden.

Kleine Kinder oder alte Menschen, die zusätzlich Symptome eines Sonnenstichs zeigen, sollten für mindestens einen Tag stationär überwacht werden, ebenso Betroffene mit ausgeprägten Sonnenstich-Symptomen. Ansonsten wird bei einem Sonnenstich der Patient an einem kühlen Platz flach hingelegt und sein Kopf mit feuchten Umschlägen oder Wassergüssen gekühlt.

Der häufigste Fall ist ein Sonnenbrand 1. Grades, der gut selbst behandelt werden kann. Ziel ist in erster Linie, die Entzündung zu dämpfen. In zweiter Linie werden weitere Irritationen vermieden und die Infektanfälligkeit, das erhöhte Krebsrisiko und die vorzeitige Hautalterung verringert.

  • Sofortige Sonnenkarenz bis zum Ausheilen. Das dauert drei bis fünf Tage.
  • Die betroffene Haut gründlich abspülen, um Schweiß, Sonnencremereste und Sand zu entfernen.
  • Gerötete Areale kühlen, initial am besten mit feuchten Umschlägen. Günstig ist eine isotonische Kochsalzlösung (10 g NaCl auf 10 l). Dem Wasser können auch Essig oder Gerbstoffe, z. B. Eichenrinde, beigegeben werden, auch schwarzer Tee eignet sich. In wieweit Quark- und Joghurtumschläge hilfreich oder abzulehnen sind, ist umstritten. Dem guten Kühleffekt steht eine mögliche Übertragung von Bakterien gegenüber.
  • Im weiteren Verlauf sind O/W-Emulsionen in den ersten Tagen indiziert. Sie kühlen und je nach Zusatz unterstützen sie die Regeneration (z. B. Allantoin, Panthenol), hemmen Entzündungen (z. B. Bisabolol) und/oder fangen Radikale ab (z. B. Vitamin A und E), die Krebs und Hautalterung fördern. Sprays sind besonders zu empfehlen, da das Einreiben entfällt.
  • Später, in der Phase der Abheilung, wird die Haut mit rückfettenden Cremes gepflegt.
  • Viel zu trinken unterstützt den Kreislauf, hilft der körpereigenen Kühlung und beugt einer Hautaustrocknung vor.
  • Leichte Baumwollkleidung unterstützt die Kühlung und schirmt weitere Irritationen von außen ab – auch vor Sonnenlicht.
  • Kühle Räume sind angenehm, Museen im Urlaub daher eine gute Alternative zum Strand oder Stadtbummel.
  • Gegen die Schmerzen helfen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), z. B. mit Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Ibuprofen.

Lokale und systemische Antihistaminika haben laut Studien keinen oder nur einen schwachen Effekt, ebenso topische Corticoide.

Nach dem Abheilen sollte die Haut einen Monat geschont werden.

Phytotherapie

Mäßig verbrannte Haut ohne offene Stellen kann mit frischem Zitronensaft oder Apfelessig behandelt werden. Er desinfiziert und beruhigt die Haut.

Ebenfalls entzündungshemmend und antibakteriell wirken Präparate mit Auszügen aus Calendula officinalis (Ringelblume) oder Arnika.

Aloeblätter werden aufgeschnitten und mit dem Gel auf die Haut gelegt. Es gibt auch entsprechende Aloe-Präparate.

Hamamelis- und Eichenrindeauszüge, z. B. als Tee, können für Umschläge verwendet werden.

Homöopathie

Bei starken, brennenden Schmerzen wird Atropa belladonna empfohlen, bei Blasenbildung und Schmerzen Lytta vesicatoria. Ist die Haut gerötet und glänzt wie nach einem Bienenstich, ist Apis mellifica das Mittel der Wahl.

Lichtdermatose

Vom Sonnenbrand als eine entzündliche Reaktion auf einen starken UV-B-Reiz ist die Lichtdermatose ("Sonnenallergie") abzugrenzen, die überwiegend von UV-A, seltener von UV-B ausgelöst wird. Nach Stunden bis Tagen kommt es zu roten Flecken, Quaddeln, Papeln, Bläschen und Juckreiz. Sonnenschutz und topische entzündungshemmende Maßnahmen reichen meistens, gelegentlich sind topische Corticoide indiziert.

Phototoxische Reaktion

Unter anderem folgende Substanzen können eine sonnenbrandähnliche Reaktion bei Sonnenexposition hervorrufen: Amiodaron, Chinolone, Chlorpromazin, Hydrochlorothiazid, Tetracycline. Neben einer Karenz wird mit Kühlung und topischen, ggf. systemischen Corticoiden therapiert.

Quellen Fritsch, P.: Dermatologie und Venerologie, 1. Aufl. 2009, Springer-Verlag http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_73_uv_strahlung_wirkungen_menschen.pdf Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/013-032.htm und -035.htm Schäffler, A. (Hrsg.): Gesundheit heute, 2. Aufl. 2009, Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart

 


Autoren

Hans Reuter, Dr. A. Schäffler, Schäffler & Kollegen, Augsburg, www.schaeffler.cc

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