Versandapotheke

Fatale Allianz

Zum Beitrag "Arzneiliefer-Service – mit Direktabrechnung" in DAZ 1, S. 22:

Fatale Allianz

Der Begriff "Allianz" bedeutet laut Duden "Bündnis, Verbindung", man kennt dies vor allem aus der Politik. Hierzulande ergibt sich aber auch sofort die Verbindung mit dem größten deutschen Versicherungskonzern, und eben dieser hat nun in seinem privaten Krankenversicherungsbereich eine bemerkenswerte Allianz mit einer niederländischen Versandapotheke geschlossen. Da werden die Versicherten aufgefordert, auch mit gewissen Vorteilen gelockt, ihre Rezepte an diese Apotheke zu schicken und somit die Medikamente per Versand zu bekommen. Das ist rein rechtlich sicher alles in Ordnung, ein unmittelbarer Aufruf zum Boykott deutscher Apotheken dürfte daraus nicht abzuleiten sein, da man durchaus auf die weitere Bezugsmöglichkeit durch deutsche Apotheken hinweist. Also Übergang zur Tagesordnung? Das wäre fatal!

Während als Folge politischer Fehlentscheidungen und der Weltwirtschaftskrise an allen Ecken und Kanten das Geld fehlt, Steuereinnahmen in einem Maße wegbrechen, dass als Folge ganze Länder vor dem finanziellen Ruin stehen, dass auf lokaler Ebene z. B. Schwimmbäder geschlossen werden müssen, essenzielle Mittel im sozialen Bereich nicht mehr zur Verfügung stehen, jeder Minister einerseits in seinem Sektor um jeden Euro kämpft, andererseits aber auch wieder jeden Euro dringendst einsparen muss, geht Deutschlands größter Versicherer hin und versucht, im Arzneimittelbereich Umsätze, Gewinne und vor allem die damit verbundenen Steuergelder in ganz erheblicher Höhe ins benachbarte Ausland zu transferieren. Welch ungeheure Ignoranz – ich will hier keine Dummheit unterstellen – muss in den Köpfen der Verantwortlichen herrschen!

Nun wird die Allianz argumentieren, dass Einsparungen erforderlich sind in Bezug auf Beitragsstabilität u. ä., aber rechtfertigt dies den hier eingeschlagenen Weg?

Wenn ich aus meiner Apotheke nur zwei chronisch kranke Privatpatienten betrachte (einmal HIV, einmal nach Herztransplantation), so würden, wenn diese in Zukunft ihre Medikamente über die Niederlande beziehen würden, dem deutschen Staat rund 10.000,- Euro an Mehrwertsteuer fehlen. Zwei Patienten – aus einer einzigen Apotheke!

Ich habe mit meinem Allianz-Versicherungsvertreter gesprochen und ihm gesagt, dass es nicht um mein Einkommen dabei gehe (natürlich auch), sondern ich als Arbeitgeber die Verpflichtung sehe, mich schützend vor meine Mitarbeiterinnen stellen zu müssen. Denn darum geht es! Wenn weitere Privatversicherer diesen Weg einschlagen, und wir kennen dies ja von den gesetzlichen Kassen (was letztlich noch unverständlicher ist), bricht in den deutschen Apotheken ein nicht unerheblicher Umsatzfaktor weg, der Personaleinsparungen dringend erforderlich machen wird. Bemerkenswerterweise stieß ich auf volles Verständnis, wenn auch mit Bedauern, als ich ihm sagte, dass ich sofort alle Allianzversicherungen kündige. Dabei bestehe ich auf fristloser Kündigung ohne Einhaltung von Kündigungsfristen, denn die Allianz hat mir auch ihre Absichten nicht vor einem Jahr dargelegt. Wie gesagt, ich stieß auf Verständnis! Bleibe ich mit meiner Kündigung ein Einzelfall? Werden andere Kollegen folgen, eventuell auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Apotheken? Dies ist kein Aufruf zum Boykott, aber man wird doch nachdenklich werden dürfen bei einem so folgenschweren Schritt des größten deutschen Versicherers.

Es wäre wirklich hochinteressant, einmal grob hochzurechnen, welche Steuerausfälle dieser Schritt der Allianz-Versicherung für das deutsche Sozialsystem bedeutet.

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