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Apotheker Helfen e. V. leistet Soforthilfe in Haiti

(gg). Im Hilfswerk der Bayerischen Apotheker dreht sich derzeit alles um die Opfer des Erdbebens in Haiti. Nach der ersten Sofortaktion läuft die Zusammenarbeit mit internationalen Hilfsorganisationen auf Hochtouren. Das Hilfswerk stellt den in Haiti tätigen Ärzten und Krankenschwestern Medikamente, chirurgische Instrumente und Wasserentkeimungstabletten zur Verfügung.
Foto: Apotheker Helfen e. V.
Schwierige Bedingungen In St. Damien werden derzeit rund 700 Menschen, darunter 200 Kinder medizinisch versorgt. Die Bedingungen sind schwierig, es fehlt an allem.

Das Erdbeben mit der Stärke 7,0 ist das schlimmste je gemessene Beben in der Karibik. Es hat Haitis Hauptstadt Port-au-Prince und die Umgebung weitgehend in ein Trümmerfeld verwandelt. Die aktuellen Schätzungen reichen von 50.000 bis über 100.000 Toten; die Zahl der Verletzten ist wesentlich höher. Drei bis vier Millionen Menschen sind laut UNO direkt von der Katastrophe betroffen.

Viele Krankenhäuser und medizinische Versorgungspunkte sind zerstört. Die ohnehin schlechte medizinische Versorgung in dem ärmsten Land der westlichen Hemisphäre ist zusammengebrochen, Trinkwasser ist kaum verfügbar. "Für die Opfer dieser Katastrophe werden wir erhebliche finanzielle Mittel einsetzen", versicherte der Vorsitzende von "Apotheker Helfen e. V. – Hilfswerk der Bayerischen Apotheker", Thomas Benkert.

Medi-Kit auf dem Weg nach Haiti

Als Erstmaßnahme unterstützte das Hilfswerk ein Team der humanitären Organisation Humedica aus Kaufbeuren. Die Ärzte und Krankenpfleger nahmen ein Erste-Hilfe-Medikamentenpaket, ein sogenanntes Medi-Kit, mit auf die Karibikinsel. Der Vorstand des Apotheker-Hilfswerks hatte spontan zugestimmt, die Hälfte der Kosten zu übernehmen; die andere Hälfte trägt das deutsche Medikamentenhilfswerk action medeor. Ein Medi-Kit enthält Arzneimittel, Verbandstoffe und einfaches medizinisches Material für die Erstversorgung von 3000 Menschen und reicht etwa drei Wochen. Da es nach WHO-Leitlinien standardisiert ist, kann es im Katastrophenfall weltweit eingesetzt werden. "Humedica leistet seit Längerem kontinuierlich Nothilfe in Haiti und hat gute Kontakte im Land. So können wir sicher sein, dass unsere Medikamente tatsächlich bei den Opfern ankommen und fachgerecht eingesetzt werden", betont Hilfswerk-Geschäftsführer Dr. Gerhard Gensthaler.

Wie bei früheren Aktionen setzt das bayerische Hilfswerk auf die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, die internationale Erfahrung in der Katastrophenhilfe haben. Dazu zählt die Flughafenfeuerwehr München, mit der die bayerischen Apotheker schon nach dem Tsunami zusammengearbeitet haben. Die Experten unter Leitung von Dr. Thomas Geiner bringen eine Wasseraufbereitungsanlage und eine mobile Krankenhauseinheit in die Karibik und baten das Apotheker-Hilfswerk um Arzneimittel, Verbandstoffe und OP-Bedarf. Da die Zeit drängte, musste am letzten Samstag gepackt werden.

"Wir konnten der Feuerwehr circa eine Tonne Material mit auf den Weg geben", berichtet Gensthaler. Außerdem bekamen die Ärzte eine Million Wasserentkeimungstabletten vom Hilfswerk. "Die Wasserversorgung ist in der Hauptstadt Port-au-Prince komplett zusammengebrochen. Wenn wir den Menschen sauberes Wasser zur Verfügung stellen, können wir gravierenden Seuchen vorbeugen."

OP-Material wird dringend gebraucht

Enge Kontakte unterhält das Hilfswerk mit dem Kinderhilfswerk "Unsere kleinen Brüder und Schwestern e. V.", Karlsruhe, das seit mehr als 20 Jahren auf der Karibikinsel tätig ist. Es unterhält dort neben Kinderdorf, Schulen und Ausbildungsstätten auch Therapieeinrichtungen und ein modernes Krankenhaus. In St. Damien werden derzeit zwischen 550 und 700 Menschen, darunter 200 Kinder, medizinisch betreut, und ständig kommen neue Verletzte hinzu. Inzwischen werden das Erdgeschoss der Klinik und ein Operationssaal wieder genutzt, doch die meisten Patienten müssen im Freien behandelt werden. Viele Schwerverletzte warten auf eine notwenige Amputation.

Die bayerischen Apotheker unterstützen die Arbeit der Ärzte in St. Damien mit Medikamenten, chirurgischen Instrumenten und Verbandstoffen. "Neben Nadeln, Nahtmaterial, Arterienklemmen, Pinzetten und Scheren werden Skalpelle dringend gebraucht", berichtet Gensthaler. Gleiches gelte für Antibiotika, Analgetika, Anästhetika und Desinfizientien. Ein großvolumiger Dampfsterilisator zur Sterilisation von OP-Besteck samt Kerosinkocher löste helle Begeisterung bei den Ärzten aus.

Emergency Health Kit

Eine weitere Kooperation läuft mit I.S.A.R. Germany (International Search and Rescue), mit der das Hilfswerk bereits nach dem Erdbeben in Sumatra zusammengearbeitet hat. Ein zweites Einsatzteam der von der UN zertifizierten Organisation, die sich auf die Suche nach verschütteten Menschen und deren Versorgung spezialisiert hat, soll in den nächsten Tagen nach Haiti fliegen. Die Notärzte und Rettungssanitäter arbeiten in Carrefour, der zweitgrößten Stadt Haitis. Sie baten das Apotheker-Hilfswerk um Finanzierung eines Emergency Health Kits. Mit diesem von der WHO standardisierten Versorgungspaket können etwa 30.000 Menschen vier Wochen lang medizinisch versorgt werden.

Spendenaufruf


Dramatisch ist der Mangel an Medikamenten und Verbandstoffen, aber auch an sauberem Wasser. Das bayerische Hilfswerk wird seine Hilfe energisch fortsetzen und bittet dringend um Spenden:

Konto 4 793 765

Deutsche Apotheker- und Ärztebank

BLZ 300 606 01

Foto: Apotheker Helfen e. V.
Nur noch Trümmer Wie in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince sind auch in St. Damien, wo das Kinderhilfswerk Karlsruhe tätig ist, die meisten Gebäude eingestürzt. Auf dem Bild sieht man die Überreste einer Schule des Projekts.

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