Arzneistoffporträt

Hoher Patientennutzen mit Dexpanthenol-haltiger Salbe

Neue Versorgungsstudie zur Selbstmedikation in Apotheke

Von Matthias Augustin

Rund 92% der Patienten, die bei irritierten Hautstellen Dexpanthenol-haltige Salbe anwenden, sind mit dem Behandlungserfolg sehr zufrieden oder zufrieden. Dieses positive Patientenurteil ermittelte eine neue prospektive Versorgungsstudie des Competenzzentrums Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm) in Hamburg [1]. Zusätzlich demonstriert die in 392 Apotheken durchgeführte Anwendungsbeobachtung, dass direkte Nutzenforschung auch im Bereich der Selbstmedikation möglich und sinnvoll ist.

Zur Selbstmedikation von geringgradigen oder mäßigen Reizungen der Haut steht eine Vielzahl von Kosmetika und topischen, freiverkäuflichen Arzneimitteln zur Verfügung. Aber Wirksamkeit und Effekte auf die Lebensqualität der Patienten bei der Anwendung dieser Präparate in der Selbstbehandlung sind bisher nur unzureichend untersucht. Diese Datenlücke wurde jetzt durch eine prospektive, offene, nicht kontrollierte Längsschnittstudie zur Anwendung einer Dexpanthenolhaltigen Salbe (Bepanthen® Wund- und Heilsalbe) geschlossen [2].

Trockene, rissige und/oder entzündete Hautstellen werden auch in der Selbstmedikation häufig mit Salben behandelt, die den Wirkstoff Dexpanthenol enthalten. In kontrollierten Untersuchungen ist die Wirksamkeit dieses bewährten Basistherapeutikums wissenschaftlich belegt. Auch bei entzündlichen Dermatosen werden Dexpanthenol-Salben als Intervallbehandlung zur entzündungshemmenden Therapie aufgetragen. Basis für diese Anwendung von Dexpanthenol sind experimentelle Befunde. Die Vorstufe der Pantothensäure bewirkt nachweisbar eine signifikant bessere Restituierung der gestörten Hautbarriere als reine Trägersubstanz bei gleichzeitig guter Verträglichkeit.

Versorgungsstudie in Apotheken

Die Sicht der Patienten ist das Besondere im Konzept der Hamburger Versorgungsstudie, die den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Biometrie, Information und Epidemiologie folgt. Eine neue Methode der Nutzenbewertung – im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf entwickelt – kam deshalb zur Anwendung [2]. Die Rekrutierung der Studienteilnehmer und die Datenerhebung erfolgten über ein durch das CVderm bundesweit aufgebautes Apothekennetz.

681 Apotheken erhielten über 4086 Dokumentationsbögen sowie die Kriterien zur Auswahl der Probanden. 392 haben geantwortet. Als potenzielle Studienteilnehmer galten solche Personen, die wegen trockener, rissiger oder entzündeter Hautstellen in die Apotheken gekommen waren, um zur Selbstbehandlung Bepanthen® Wund- und Heilsalbe zu kaufen. Als weitere Voraussetzung galt, dass sie außerdem von mindestens zwei der folgenden Symptome betroffen waren: Juckreiz, Brennen, Rötung, Schuppung und raue bis spröde Haut.

Spezieller Fragebogen zum Patientennutzen

Vor der Behandlung notierten die Probanden in einem eigens für die Studie entwickelten Fragebogen die klinischen Merkmale der Hautveränderung, Vortherapien und Komorbiditäten. Den gewünschten Nutzen definierte der Teilnehmer durch Auswahl und Wichtung von 23 vorgegebenen Behandlungszielen [2].

Im zweiten Teil des Fragebogens mussten die Studienteilnehmer nach einem Zeitraum von sieben bis zehn Tagen die aktuellen klinischen Symptome beurteilen. Außerdem wurden die Anwendungsmodalitäten sowie Angaben zu eventuell verwendeten Zusatzmedikationen erfragt. Art, Dauer und Schweregrad von Nebenwirkungen sowie eventuelle Gegenmaßnahmen wurden ebenfalls erfasst. Zur Berechnung des Patientennutzens gab der Studienteilnehmer an, inwieweit die von ihm gewählten Therapieziele erreicht wurden.

 

Tab. 1: Studienteilnehmer (n) und Lokalisation der irritierten Hautstellen

Patienten
Gesamt-
rücklauf
Verträglichkeits-
kollektiv
Wirksamkeits-
kollektiv
gesamt
1886
1703
1691
Männer
582
520 (30,7%)
517
Frauen
1293
1173 (69,3%)
1164
Kinder (≤16 J.)
95
86 (5%)
86
Lokalisation:
obere Extremität
1108
996
990
untere Extremität
781
691
687
Rumpf
215
182
180
Kopf
570
495
492

Patienten: überwiegend Frauen

1886 Teilnehmer reichten die individuellen Beurteilungsbögen zur Auswertung ein. 1703 Datensätze erlaubten statistische Aussagen zur Verträglichkeit und 1691 zur Wirksamkeit (Tab. 1). Die Anwender waren bei einem Frauenanteil von nicht ganz 70% durchschnittlich 37 Jahre alt. Zur Lokalisation der Hautveränderungen gaben die Studienteilnehmer mit über 40% der Fälle an erster Stelle die Hände an. Beine, Gesicht und Arme waren bei jeweils circa 25% der Patienten betroffen. Auf die Füße entfielen 12,8%. Bei 46,5% der Befragten waren die dermalen Affektionen erstmals aufgetreten, dagegen bei 43,1% bereits zwei- bis fünfmal beobachtet worden.

Insgesamt 78,2% der Patienten hatten die Dexpanthenol-haltige Basistherapie schon früher angewandt. 21,8% waren Erstanwender. 12,4% der Patienten gaben allgemein bestehende Hauterkrankungen an, wobei mit 4,2% der Fälle am häufigsten eine Neurodermitis genannt wurde. Psoriasis, Akne und Tinea pedis wurden mit insgesamt 3,9% angegeben.

Die Dexpanthenol-haltige Salbe wurde im Mittel an 14 Tagen ± 13,4 Tagen durchschnittlich 2,6-mal aufgetragen.

 

Tab. 2: Abwesenheit von Symptomen vor Therapie
beginn und zum Beobachtungsende (Wirksamkeitskollektiv, n = 1691)

Symptom
vor Therapie
Beobachtungsende
Juckreiz
765 (45,2%)
1275 (75,4%)
Brennen
974 (57,6%)
1456 (86,1%)
Rötung
395 (23,4%)
990 (58,5%)
Schuppung
770 (45,5%)
1235 (73,0%)
trockene Haut
255 (15,1%)
624 (36,9%)
raue/spröde Haut
376 (22,2%)
810 (47,9%)

Deutliche Besserung praktisch aller Symptome

Die Anwendungsbeobachtung belegt eine gute klinische Wirksamkeit der Bepanthen® Wund- und Heilsalbe in der Selbstmedikation. Der Anteil der Patienten, die symptomfrei wurden, nahm im Verlauf der Beobachtungszeit zu (Tab. 2), und bei jeweils mehr als 90% der Patienten besserte sich die Symptomatik im Behandlungsverlauf (Tab. 3).

Bemerkenswert ist das deutliche Nachlassen der Symptomintensitäten im Verlauf der Anwendung. Alle abgefragten Beschwerden reduzierten sich (Juckreiz, Brennen, Rötung, Schuppung, trockene Haut, raue/spröde Haut; Tab. 3). Der hierzu errechnete PBI (Patienten Benefit Index) gibt den eigentlichen Patientennutzen der Behandlung in einer Skala von 0 bis 4 (0 = kein relevanter Patientennutzen, 4 = maximaler Patientennutzen) mit einem Mittelwert von 3,29 wieder, wobei sich bei 91,5% der Patienten ein relevanter Nutzen mit einem PBI > 1 ergab.

Hohe Patientenzufriedenheit

91,6% der Studienteilnehmer waren mit dem Ergebnis der Dexpanthenolbehandlung sehr zufrieden (34,1%) oder gaben "gut" als Beurteilung an (57,5%). Nur 7,7% der Anwender nannten das Ergebnis "mäßig zufriedenstellend", und lediglich 0,7% beschrieben ihre Zufriedenheit als "schlecht". Danach befragt, ob sie die Anwendung im Bedarfsfall wiederholen würden, erklärten 96,5% der Patienten, erneut die Bepanthen® Wund- und Heilsalbe einsetzen zu wollen. Etwa gleich viele Patienten (96,1%) gaben an, die Behandlung bei entsprechendem Anlass auch anderen zu empfehlen.

Dieses ausgesprochen günstige Patientenurteil dürfte nicht zuletzt durch die gute Verträglichkeit der Bepanthen® Salbe bedingt sein. So bescheinigten 69,1% der Befragten der Dexapanthenol-haltigen Salbe eine "sehr gute" und weitere 29,6% eine "gute" Verträglichkeit.

Diese nicht-interventionelle Studie bestätigt nicht nur die effektive klinische Wirksamkeit und die gute Verträglichkeit des geprüften Dexpanthenolhaltigen Salbenpräparates. Sie ist zugleich die erste Studie, die die Versorgungsrealität bei dermatologischen Symptomen in der Selbstmedikation aus Sicht der Patienten abbildet. Sie belegt, dass die Basistherapie mit der Dexpanthenol-haltigen Salbenzubereitung Bepanthen® Wund- und Heilsalbe bei irritierter Haut für den Patienten von hohem Nutzen ist.

Patientennutzen von großer Bedeutung

Da die Nachbehandlung von Hauterkrankungen bzw. die präventive Anwendung dermatologischer Produkte die Entwicklung von Hauterkrankungen mildern oder ganz verhindern kann, tangiert diese Studie zusätzlich eine weitere interessante Fragestellung der Versorgungsforschung: Der Selbsttherapie von Hautirritationen weist die Studie das Potenzial zu, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken und mehr Lebensqualität für die Patienten zu erreichen.

 

Tab. 3: Verbesserung von Symptomen während der Therapie (n = 1691)

Symptom
Patienten mit Symptomen vor Therapie
Patienten mit
Verbesserung* der Symptome
Symptomintensität**
vor
Therapie
am Beobachtungsende
Juckreiz
926
862 (93,1%)
2,1 ± 0,9
0,6 ± 0,7
Brennen
717
656 (91,5%)
2,0 ± 0,9
0,4 ± 0,7
Rötung
1296
1204 (92,9%)
2,3 ± 1,0
0,7 ± 0,7
Schuppung
921
838 (91,0%)
2,1 ± 0,9
0,6 ± 0,7
Trockene Haut
1436
1324 (92,2%)
2,7 ± 0,9
0,9 ± 0,7
Raue/spröde Haut
1315
1232 (93,7%)
2,6 ± 0,9
0,9 ± 0,8

* Verbesserung um mindestens 1 Stufe in einer 5-stufigen Skala

** Skala von 0 bis 4; Mittelwerte ± Standardabweichungen

Literatur [1] Augustin M, Schäfer I, Rabini S et al. Assessing the Value of Supportive Skin Care: Development and Validation of an Instrument for Evaluating Patient-Relevant Benefit. Dermatology 2008, DOI: 10.1159/000195174. [2] Radtke MA, Lee-Seifert C, Rustenbach SJ, Schäfer I, Augustin M.: Patientennutzen und Anwendungsmerkmale der Behandlung irritierter Haut mit dexpanthenolhaltiger Salbe. Hautarzt 2009; 60: 414 – 419. 

 


Autor

Prof. Dr. Matthias Augustin

Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Haus West 38 (W38)

Martinistr. 52, 20246 Hamburg

 

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