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"Wir müssen geschlossener auftreten!"

MÜNCHEN (lub). Generationswechsel in Bayern: Thomas Benkert (54) ist zum neuen Präsidenten der Landesapothekerkammer gewählt worden – als Nachfolger von Ulrich Krötsch, der nicht mehr kandidierte. 73 Delegierte stimmten für den gebürtigen Schweinfurter, 18 Stimmen entfielen auf den Gegenkandidaten Thomas Hieble. DAZ-Korrespondent Lutz Bäucker sprach in München mit dem neuen starken Mann in Bayern.
Thomas Benkert ist als Nachfolger von Ulrich Krötsch zum neuen Präsidenten der Landesapothekerkammer Bayern gewählt worden.
Foto: DAZ/Bäucker
DAZ: Gratulation zur Wahl, Herr Benkert. Wollten Sie gerne Kammerpräsident werden?

Benkert: Wenn man wie ich kritisch und konstruktiv die Standespoltik begleitet, dann möchte man sie auch gerne mitgestalten. Ich habe im Apothekerverband angefangen und mich dann bis an die Spitze der Kammer vorgearbeitet – ich mache das wirklich gerne.


DAZ: Sie sind jetzt Präsident in schweren Zeiten – nicht unbedingt ideal?

Benkert: Ja. Früher habe ich gedacht: Schlimmer geht’s nimmer – aber es geht. Wir haben viel Arbeit vor uns. Ich werde zuerst die exzellenten politischen Verbindungen meines Vorgängers Ulrich Krötsch nutzen und zu intensivieren versuchen, um das Standing von uns Apothekern zu halten. Das wird nötig sein.


DAZ: In Ihrer ersten "Regierungserklärung" sprechen Sie davon, dass Ihnen die Geschlossenheit des Berufsstandes besonders am Herzen liegt. Sollte die gerade in diesen schwierigen Zeiten nicht selbstverständlich sein?

Benkert: Im Prinzip haben Sie recht. Ich meine damit: Wir müssen nach außen zeigen, wir sind Heilberufler und Kaufmann zugleich, wir dürfen aber den merkantilen Faktor nicht überbetonen und in den Vordergrund stellen! Unsere Qualität muss sich in erster Linie über Beratung und Betreuung definieren – nur so haben wir Vorteile gegenüber ausschließlich kommerziell orientierten Mitbewerbern. Die Apotheke sollte ein Kommunikationszentrum für die Bevölkerung sein, wo es Rat zu den unterschiedlichsten Gesundheitsfragen gibt. Ich finde, es wäre ein großer Verlust, wenn wir diese Funktion nicht mehr anbieten.


DAZ: Das klingt ziemlich – ich sage mal – "wertkonservativ". Finden Sie dafür eine Mehrheit unter Ihren bayerischen Kollegen ?

Benkert: Das kann ich nur hoffen! Ich glaube, die Beratungsapotheke, das ist der richtige Weg für die Zukunft.


DAZ: Glauben Sie, die inhabergeführten Apotheken sind stark genug, diesen Weg gegen Großhändler und Pharmaunternehmen durchzuhalten?

Benkert: Wenn wir öffentlich den Mehrwert dieses Weges für die Bevölkerung herausstellen, dann haben wir die Chance.


DAZ: Stichwort Beratung – da hapert es immer wieder und viel zu oft in den deutschen Apotheken, das stellen Tests leider regelmäßig fest. Was wollen, was können Sie dazu tun, das Beratungsniveau anzuheben?

Benkert: Da muss man relativieren – aber richtig ist: Da besteht Handlungsbedarf. Wir haben ja vor Jahren unser eigenes Prüfsystem in Bayern eingeführt und fühlen jedes Jahr etwa einem Drittel der Apotheken auf den Zahn – das hat sich sehr bewährt, finde ich, vor allem auch die Nachbesprechungen mit den getesteten Kollegen. Außerdem bieten wir Team-Schulungen mit Beratungsszenarien an – da sind wir auf gutem Weg, wirklich.

Ich möchte aber auch sagen: die Patienten haben auch eine Hol-Schuld. Wenn die ein neues Medikament kriegen, dann müssen die auch von sich aus ihren Apotheker fragen – nicht immer haben nur wir eine Bring-Schuld!


DAZ: Welche Erwartungen richten Sie an den amtierenden Bundesgesundheitsminister Rösler?

Benkert: Nun, Sparen ist wichtig, keine Frage, aber wir Apotheker haben meines Erachtens seit 2003 bereits überproportionale Beiträge dazu geleistet. Bei uns kann die Politik nichts mehr holen! Ich hoffe, dass Rösler und die Bundesregierung bei den Großhandelsrabatten und beim Pick-up-Verbot auf unserer Seite stehen.


DAZ: Ich habe den Eindruck, dass die deutschen Apotheker von der Politik, von den Entscheidungsträgern und vor allem von den Medien nicht ausreichend wahrgenommen werden. Die öffentliche Darstellung des Standes lässt oft zu wünschen übrig. Was möchten Sie dagegen tun?

Benkert: Da haben Sie zum Teil wirklich recht. Leider sind unsere Mittel begrenzt, wir können keine aufwändigen PR-Kampagnen fahren, wir können nur durch Leistung überzeugen.


DAZ: Werden Sie vom bayerischen Gesundheitsminister Markus Söder ausreichend gewürdigt?

Benkert: Ich finde schon. Söder liegt auf unserer Linie, der unterstützt unsere Anliegen. Söder weiß auch: Im Flächenstaat Bayern braucht’s viele Apotheken, sonst leidet die Versorgung erheblich.


DAZ: Herr Präsident. Noch ein paar persönliche Fragen an den Neuen. Warum sind Sie Apotheker geworden?

Benkert: Nun, mein Vater war Arzt, ich war naturwissenschaftlich früh sehr interessiert und ich war kommunikativ – das bin ich ja immer noch. Also, da bin ich auf die Pharmazie gekommen. Und es macht mir nach wie vor großen Spaß.


DAZ: Bis zur Präsidentenwahl waren Sie nicht nur Inhaber Ihrer Apotheke in Mammendorf bei Fürstenfeldbruck, Sie waren auch Pharmazierat. Ein sehr korrekter, wie ich weiß. Sind Sie auch im "normalen" Leben ein korrekter Typ?

Benkert: Ja (lacht), bin ich. Gerade im sensiblen Bereich Gesundheit müssen wir Vorschriften einhalten – aber (lacht wieder) ein "scharfer Pharmazierat" bin ich bestimmt nicht!


DAZ: Sie sind verheiratet, Ihre Frau Doris unterstützt Sie als PTA, Sie haben vier erwachsene Kinder – haben Sie ein Hobby?

Benkert: Ja, ich mache gern Sport. Früher bin ich viel gelaufen, jetzt macht das Knie nicht mehr richtig mit. Aber zum Joggen langt’s noch. Ich fahre gern Ski, bin begeisterter Radler und kraxle auch mal in den Bergen rum.


DAZ: Fußball-Fan?

Benkert: Natürlich FC Bayern München (lacht).


DAZ: Ein Unterfranke als Fan der Oberbayern – Sie wissen: Ihre Tage werden nun länger und die Nächte kürzer!

Benkert: Weiß ich, aber ich gehe immer spät ins Bett und stehe früh auf – daran soll’s nicht scheitern.


DAZ: Thomas Benkert – abschließend bitte der Kernsatz des neuen bayerischen Kammerpräsidenten!

Benkert: Wir müssen gemeinsam auftreten, wir müssen mit einer Stimme sprechen.


DAZ: Herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für Sie!

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