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"Wir müssen alle an einem Strang ziehen"

Als Finale unserer Fortbildungsserie zur Arbeit der Standesorganisationen in der DAZ (Nr. 22 bis 25) haben wir den Präsidenten der ABDA, Heinz-Günter Wolf, zum Engagement von angestellten Apothekerinnen und Apothekern in der Berufspolitik interviewt.
Heinz-Günter Wolf

Foto: Adexa

ADEXA: Herr Wolf, sind angestellte Approbierte in den Apothekerkammern in ausreichendem Maß repräsentiert? Wenn nicht, welche Gründe sehen Sie dafür?

Wolf: Wir haben sicherlich eine gute Mischung der verschiedenen Disziplinen in den Delegiertenversammlungen der Apothekerkammern. Alle Interessensgruppen haben natürlich das Ziel, mit möglichst vielen Stimmen und Sitzen vertreten zu sein. Unser aktuelles Kammersystem ist ein Spiegelbild der Situation in der Apothekerschaft.


ADEXA: Was könnten die Kammern und die Standespolitik (ABDA, BAK) insgesamt tun, um das Engagement von Angestellten in den Kammern zu fördern? Was sollten die Approbierten selbst unternehmen?

Wolf: Ich bin der Ansicht, dass Forderungen immer auch an die Frage gekoppelt sein müssen, was jemand selbst zur Erfüllung von Forderungen beigetragen hat. Wir können zwar auf verschiedensten Wegen Apothekerinnen und Apotheker für die Berufspolitik begeistern. Doch das funktioniert nur, wenn eine grundlegende Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit vorhanden ist. Da unterscheidet sich die Berufspolitik weder von der Kommunalpolitik noch vom Vereinswesen. Es gilt einzutreten für die Interessen des Berufsstandes; der eigenen wie der Interessen von Kolleginnen und Kollegen. Dazu fühlen sich Menschen mal mehr, mal weniger berufen. Klar ist, unseren Organisationen tun neue Gesichter mit sinnvollen, neuen Ideen gut. Wir wollen uns entwickeln und dabei auch über den richtigen Weg debattieren.


ADEXA: In der Wirtschaftspolitik wird eine Frauenquote für Aufsichtsräte nach norwegischem Vorbild diskutiert. Wäre es aus Ihrer Sicht gut, wenn in den Gremien aller Kammern eine paritätische Besetzung von Apothekenleitern und Angestellten vorgeschrieben wäre? Und halten Sie eine Frauenquote für sinnvoll, die dem Anteil von Frauen unter den ApothekerInnen besser Rechnung tragen würde?

Wolf: Sie haben Recht: Über Quotierungen wird nicht nur in Norwegen, sondern auch in vielen anderen Ländern seit Jahrzehnten diskutiert. Man kann unterschiedlicher Auffassung sein, ob Quoten sinnstiftend sind oder nicht. Quoten unterschlagen – gerade in einem vergleichsweise kleinen Berufsstand wie der Apothekerschaft – Merkmale wie Qualifikation, Zeit, Nachhaltigkeit des Einsatzes. Frauen haben – ebenso wie Männer – die Chance und Möglichkeit, sich berufspolitisch zu engagieren. In den Gremien und auch an den Spitzen von Kammern und Verbänden finden Sie Frauen, die sich für die Berufspolitik entschieden haben. Die Debatte um Quoten unterschlägt, dass die Apothekerschaft in vielerlei Hinsicht bereits weiter ist, als manch einer vermutet.


ADEXA: 2010 wird es vermutlich neue gesetzliche Regelungen oder zumindest Entwürfe zur finanziellen Entlastung der GKV geben, die die Apotheken weiter belasten werden. Können Sie sich vorstellen, dass eine stärkere Einbindung der gut 126.000 Angestellten in die Standespolitik die Durchschlagskraft gegenüber den verantwortlichen Gesundheitspolitikern und dem BMG erhöhen würde?

Wolf: Zunächst sollten wir abwarten, was die Gesundheitspolitik konkret plant und was das Jahr 2010 bringt. Fakt ist, dass Angestellte bereits heute in den Meinungsbildungsprozess des Berufsstandes einbezogen sind. Da sehe ich kein Defizit. Vielmehr sind die offenen Gespräche – auch zwischen Adexa und der ABDA – ein Zeichen dafür, dass wir alle an einem Strang ziehen müssen – und dies nach meiner Ansicht auch heute bereits tun.


ADEXA: Herr Wolf, vielen Dank für das Interview!


Das Interview führte Dr. Sigrid Joachimsthaler.

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