Arzneimittel und Therapie

Lapatinib zur First-line-Kombinationstherapie

Die Europäische Zulassungsbehörde hat jetzt die Kombination von Lapatinib (Tyverb®) mit einem Aromatasehemmer für die Behandlung von postmenopausalen Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem metastasiertem Brustkrebs, deren Tumore ErbB2 (HER2) überexprimieren und die derzeit nicht für eine Chemotherapie vorgesehen sind, zugelassen.

In Deutschland erkranken jährlich über 55.100 Frauen an Brustkrebs. Hat der Tumor bereits Metastasen gebildet beträgt die durchschnittliche Überlebensdauer etwa zwei bis dreieinhalb Jahre. Bei besonders aggressiven Formen von Brustkrebs, die eine Überexpression des Proteins ErbB2 aufweisen, ist die Prognose noch schlechter. Etwa 25% aller Brustkrebs-Patientinnen sind ErbB2-positiv.

Tyrosinkinase-Inhibitor mit dualer Wirkung

Lapatinib ist ein dualer Tyrosinkinase-Inhibitor, der in Tablettenform eingenommen werden kann. Als "Small molecule” wirkt er gezielt im Inneren der Zelle und hemmt die Tyrosinkinase-Komponenten sowohl der ErbB1- als auch der ErbB2-Rezeptoren (duale Wirkung). Deren Stimulation spielt eine Rolle bei der Zellproliferation und bei Prozessen, die zur Tumorprogression, Gewebeinvasion und Metastasierung führen. Eine Überexpression von ErbB2 findet sich bei einer Reihe bösartiger Tumore und geht meist mit einer schlechten Prognose einher.

Lapatinib in Kombination mit Capecitabin ist in 74 Ländern weltweit zugelassen zur Behandlung von Patientinnen mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs, deren Tumore ErbB2 überexprimieren. Die Patientinnen sollten mit Anthracyclinen und Taxanen sowie in der metastasierten Situation zusätzlich mit Trastuzumab vorbehandelt sein. Im klinischen Entwicklungsprogramm wird Lapatinib allein und in Kombination mit anderen Behandlungsformen wie Chemotherapie oder weiteren zielgerichteten Therapien in den verschiedenen Stadien der ErbB2-positiven Brustkrebs-Erkrankung untersucht, bei Frühformen bis hin zur metastasierten Erkrankung. Die aktuelle Zulassungserweiterung für Lapatinib stützt sich auf Ergebnisse der Studie EGF-30008. In dieser randomisierten Phase-III-Studie wurde Lapatinib in Kombination mit dem Aromatase-Inhibitor Letrozol bei Frauen mit Hormonrezeptor-positivem, metastasiertem Brustkrebs geprüft. Die empfohlene Dosierung für die Kombination beträgt 1500 mg (sechs Tabletten) einmal täglich fortlaufend. Die Einnahme des Aromatasehemmers bleibt hinsichtlich der Dosierung und Art der Anwendung unverändert. Der ErbB2-Rezeptor-Status war für die Aufnahme in die Studie nicht von Bedeutung. Die Patientinnen waren nicht mit Trastuzumab oder einem Aromatase-Inhibitor vorbehandelt. Bei der Auswertung zeigte sich bei Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem, ErbB2-positivem Tumor für die Kombination Lapatinib plus Letrozol eine signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens im Vergleich zu Placebo plus Letrozol: 8,2 Monate im Vergleich zu drei Monaten. Unerwünschte Ereignisse unter der Kombinationstherapie Lapatinib plus Letrozol waren im Wesentlichen Durchfälle und Hautausschläge. Als weitere Nebenwirkungen traten Übelkeit und Erbrechen auf, ebenso Appetitverlust und Fatigue. Das Sicherheitsprofil von Lapatinib stand im Einklang mit früheren Ergebnissen.

Quelle Johnston S.; et al.: Lapatinib combined with letrozole vs letrozole and placebo as first-line therapy for hormone receptor-positive breast cancer. J. Clin. Oncol. 27: 5538 – 5546 (2009). Schwarzberg L.; et al.: Lapatinib plus letrozole as first-line therapy for HER-2 receptor-positive breast cancer. Oncologist 2010; in Druck.


hel

Zum Weiterlesen


Onkologie: Wege zur individualisierten Tumortherapie

DAZ 2009, Nr. 25, S. 70 – 73.


www.deutsche-apotheker-zeitung.de

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