Arzneimittel und Therapie

Impfung gegen Onkoproteine

In einer kleinen Phase-II-Studie mit Frauen, die eine Neoplasie der Vulva aufwiesen, führte die Impfung gegen das humane Papilloma-Virus-16 zu einem Rückgang der Beschwerden und zu einem Anstieg der immunologischen Antwort.

Chronische intraepitheliale Neoplasien der Vulva sind prämaligne Erkrankungen, die durch humane Papilloma-Viren (HPV), vor allem durch HPV-16 hervorgerufen werden. Ein spontaner Rückgang der Neoplasie ist selten und tritt in weniger als 1,5% aller Fälle ein. Auch nach einer chirurgischen Abtragung der betroffenen Areale kommt es häufig zu einem Rezidiv, aus dem sich ein invasives Karzinom entwickeln kann. Da die Infektion durch die Expression viraler Onkoproteine (insbesondere durch die Regulatorproteine E6 und E7) in Gang gehalten wird, ist eine Impfung gegen diese Onkoproteine ein naheliegender Therapieversuch. Dieser wurde in einer kleinen Phase-II-Studie unternommen.

Phase-II-Studie

20 Frauen mit einer HPV-16-positiven intraepithelialen hochgradigen Neoplasie der Vulva erhielten drei oder vier Impfungen gegen mehrere E6– und E7-Onkoproteine des HP-16-Virus. Studienendpunkte waren die klinische und immunologische Antwort (HPV-16-spezifische-T-Zell-Reaktionen). Ferner wurden die unerwünschten Wirkungen festgehalten. Die Auswertung der Daten führte zu folgenden Ergebnissen:

  • Drei Monate nach der letzten Impfung zeigten zwölf der 20 Frauen eine klinische Antwort und berichteten über eine Abnahme der Beschwerden. Bei fünf Frauen war die Läsion vollständig verschwunden und bei vier von ihnen war kein HPV-16 mehr nachweisbar.
  • Nach zwölf Monaten zeigten 15 von 19 Frauen eine klinische Antwort und bei neun trat eine komplette Remission auf. Die Response-Raten blieben während eines 24-montigen Follow-ups konstant.
  • Alle Patienten zeigten ein immunologisches Ansprechen. So konnten bei allen Frauen Interferon-γ-produzierende CD4+T-Zellen und bei 83% der Patientinnen CD8+ zytotoxische T-Lymphozyten nachgewiesen werden. (CD4+T-Zellen und CD8+T-Zellen werden zur Kontrolle chronischer viraler Infektionen benötigt). Eine post-hoc-Analyse kommt zum Schluss, dass Frauen mit einer frühen kompletten Remission eine stärkere Immunantwort aufweisen als Patientinnen, die keine vollständige Remission erreichten.
  • Lokale Schwellungen an der Impfstelle traten bei allen Patientinnen auf. Ferner führte die Impfung bei knapp zwei Drittel der Frauen zu leichtem Fieber.

Vulväre intraepitheliale Neoplasie

Intraepitheliale Neoplasien der Vulva sind präinvasive Veränderungen und werden in drei Schweregrade unterteilt. Sie sind meist mit HPV-Infektionen assoziiert, wobei die Häufigkeit von HPV-DNA mit steigendem Schweregrad der Erkrankung zunimmt. Die Erkrankung kann asymptomatisch verlaufen oder Juckreiz, Schmerzen und Wundgefühl verursachen. Es kommt zu scharf begrenzten Verhornungsstörungen, Plaques oder flächigen Erosionen und Mazerationen. Vulväre intraepitheliale Neoplasien neigen vor allem in fortgeschrittenen Stadien zu Rezidiven und können in ein invasives Vulvakarzinom übergehen. Folgende Therapien sind möglich:

  • Abtragung der Läsionen
  • Kryotherapie, Erbium-YAG-Laser oder CO2-Laser-Ablation, Kauterisation oder Podophyllotoxin bei kleineren Läsionen
  • topische Anwendung von Virustatika wie etwa Imiquimod

[Quelle: Altmeyer P: Enzyklopädie der Dermatologie, Venereologie, Allergologie, Umweltmedizin, Springer-Verlag 2008] 

Quelle Kenter G., et al.: Vaccination against HPV-16 oncoproteins for vulvar intraepithelial neoplasie. N Engl J Med 361, 1838-1847 (2009).

 


Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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