Aus Kammern und Verbänden

"Wie schön leucht’ uns der Morgenstern"

Traditionell am ersten Mittwoch des neuen Jahres findet in der Max-Kirche in Düsseldorf der Neujahrsempfang der Apothekerkammer Nordrhein statt. Diesmal konnte Kammerpräsident Lutz Engelen neben Armin Laschet, dem Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, und der westfälisch-lippischen Kammerpräsidentin Gabriele Overwiening rund 150 Kollegen und Wegbegleiter der Apothekerkammer Nordrhein begrüßen.
Foto: Alois Müller
Kammerpräsident Lutz Engelen und Kammerpräsidentin Gabriele Overwiening im Gespräch mit Familienminister Armin Laschet (v. li.).

Eingestimmt mit einem Orgelkonzert, bei dem der Max-Kantor Markus Belmann unter anderem Johann Sebastian Bachs "Wie schön leucht’ uns der Morgenstern" interpretierte, nahm Engelen dieses Motto als Metapher in seine Ansprache auf. Nachdem der Europäische Gerichtshof im vergangenen Mai das Gemeinwohl über das Kapitalinteresse gestellt und damit im Sinne der Apotheker entschieden habe, sei zwar die Freude darüber groß, die daraus resultierende Pflicht für die Apothekerschaft jedoch nicht minder. Der Vorstand der Apothekerkammer Nordrhein werde die pharmazeutischen Aufgaben der Zukunft in Angriff nehmen und dabei alle Kollegen von der Notwendigkeit der patientenorientierten Pharmazie überzeugen – trotz der Rabattregelungen. Die Apothekerkammer Nordrhein stelle sich dem Auftrag und der Aufgabe, die patientenorientierte Versorgung voranzutreiben; die Weiterbildung Geriatrische Pharmazie und die Unterstützung der Arzneimitteltherapiesicherheitsforschung der Klinischen Pharmazie der Universität Bonn seien dabei wesentliche Bausteine.

North Dakota als Vorbild

Die nordrhein-westfälische Landespolitik gegen ein kapitalorientiertes Gesundheitswesen, insbesondere das Engagement des Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann, hob Engelen in seiner Ansprache deutlich hervor. Patientenorientierung, Stärkung der inhabergeführten Apotheke und eine Neuordnung des Arzneimittelmarktes seien auch im neuen Koalitionsvertrag zu finden. Doch Engelen mahnte, man solle den Abend nicht vor dem Morgen loben und abwarten, wie dieser Vertrag mit Leben gefüllt wird. Wirtschaftsliberale Kreise befürworten das amerikanische Gesundheitssystem, obwohl dieses im eigenen Land umstritten ist. Im Bundesstaat North Dakota gehe man einen eigenen Weg – mit dem Ergebnis, dass dort im US-Vergleich die Arzneimittelpreise niedriger sind und die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung besser ist.

Engelen schloss seine Rede mit folgendem Zitat von Seneca: "Die menschliche Gesellschaft gleicht einem Gewölbe, das zusammenstürzen müsste, wenn sich nicht die einzelnen Steine gegenseitig stützen würden."

Wahl, WM und Wirtschaftskrise

2010, so begann Minister Laschet seine Ansprache, sei wegen der Landtagswahl, der WM und der Frage, wie die Wirtschaftskrise bewältigt werden kann, ein besonderes Jahr. Viele Menschen hätten den Eindruck, dass die Krise 2009 gut bewältigt worden sei und keine Auswirkungen mehr in diesem Jahr habe. Aber die Experten seien sich darüber einig, dass sie auch 2010 spürbar werde. In dieser Situation sei der Zusammenhalt der Gesellschaft von besonderer Bedeutung. Gesellschaftliche Probleme wie der demografische Wandel oder Fragen der Integration dürften ungeachtet anderer Krisen nicht aus dem Auge verloren werden.

Soziale Herausforderungen

Erstmals leben in Nordrhein-Westfalen mehr über 65-Jährige als unter 20-Jährige. In rund 20 Jahren werden jedes Jahr eine Million Menschen in den Ruhestand gehen und lediglich 620.000 jüngere Menschen in das Erwerbsleben nachrücken. Schon heute haben in Nordrhein-Westfalen 40 Prozent der Neugeborenen eine "Zuwanderungsgeschichte". Diese Kinder werden in 20 Jahren dieses Land mittragen müssen, weshalb frühe Bildung und Sprachförderung eine noch größere Bedeutung erlangen. Auch auf das Gesundheitswesen wirkt sich diese Entwicklung aus. Laschet forderte, die Stärken unseres Gesundheitssystems zu erkennen. Das Prinzip "Gesundheit für alle" gewinne – man denke an Obama – an Überzeugungskraft. Im Gesundheitssystem seien Apotheken als ortsnahe Angebote ein unverzichtbares Element.

Die Verknüpfung des Gesundheitswesens mit Integrationsfragen zeige sich beispielsweise daran, dass viele Zuwanderer auch ihr Rentenalter hier verbringen. Damit stellen sich neue Herausforderungen hinsichtlich einer kultursensiblen Altenpflege oder Beratung zur Anwendung von Arzneimitteln. Dafür ist das Internet, so Laschet, keine Lösung, hier zählen persönliche Begegnung und Beratung. In vielen Apotheken sind schon Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Zuwanderungsgeschichte tätig – ein Trend, der sich weiter fortsetzen müsse, genauso wie auf eine Mischung von jungen und alten Menschen in allen Bereichen geachtet werden müsse, um stets eine gute Gesprächsatmosphäre verwirklichen zu können.

Mit den Worten, dass Apotheken eine Zukunft haben und dass es gemeinsam gelingen müsse, einen Zusammenhalt in der Gesellschaft zu schaffen, sowie mit den besten Wünschen für das neue Jahr schloss Minister Laschet seine Rede.


C. Schäfer

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