DAZ aktuell

Viel Raum für Zukunft

POTSDAM (ks). Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, will sich nicht von Einwänden beirren lassen, das geplante Pick-up-Verbot berge verfassungsrechtliche Bedenken: "Ich lasse mir lieber vom Verfassungsgericht sagen ‚das geht so nicht‘, als es gar nicht zu probieren", sagte er am 29. April auf dem DAV-Wirtschaftsforum. Grundsätzlich riet Spahn den Apothekern, den Blick nach vorne zu richten: Die Zukunft halte für sie neue Aufgaben bereit – insbesondere im Versorgungsmanagement.


Inhaltsverzeichnis: "Wirtschaftsforum 2010"


Jens Spahn: Pick-up-Stellen werden verboten, der Versandhandel bleibt.

Was die Pläne der Bundesregierung für den Generikamarkt betrifft, betonte Spahn, dass die Union sich auf Festbeträge habe konzentrieren wollen. Die Substitutionspflicht bei Rabattverträgen hatten CDU und CSU in ihren eigenen Vorschlägen deutlich einschränken wollen. Es sei aber ein Kompromiss nötig gewesen, so Spahn. Positiv sei, dass bei Rabattverträgen künftig die Frage einer marktbeherrschenden Stellung von Belang sei und die Zivilgerichtsbarkeit im Streitfall entscheide. Zudem sollen beispielsweise Mindestlaufzeiten gelten.

Zukunftsaufgabe Versorgungsmanagement

Ausdrücklich warnte Spahn die Apotheker, das Thema Versandhandelsverbot erneut aufzugreifen: "Führen Sie keine verlorenen Schlachten." Pick-up-Stellen werde die Koalition verbieten, der Versandhandel aber werde bleiben. Den Apothekern riet er, nach vorne zu blicken. Versorgungsmanagement sei künftig eine wesentliche Aufgabe – gerade die Kassen hätten Interesse an gut versorgten Chronikern, die weniger kosten. Jede vorausschauende Kasse, die nicht nur an Zusatzbeiträge denkt, sollte sich hierzu Gedanken machen. Für Apotheker sei da "viel Raum für Zukunft".

Apotheker können viel leisten …

Ein Beispiel für solch eine Zukunftsaufgabe stellte Dorothee Gänshirt von der European Health Care Foundation vor: Im Rahmen einer Studie zur Versorgung von Typ-2-Diabetikern wurden 25 Mitarbeiter von zwölf Apotheken zu Coaches ausgebildet. Sie betreuten 138 Diabetes-Patienten, die sie in ihrem Selbstmanagement unterstützten – sieben von zehn blieben bis zum Schluss dabei. Die Resultate waren ermutigend: Das Wissen stieg auf beiden Seiten, die Patienten zeigten sich sehr zufrieden und nicht zuletzt sank ihr HbA1c -Wert zumeist beachtlich. Auch wenn es für die Patienten im Grund egal sei, wer sie berate, machten die Apotheker ihre Arbeit sehr gut, sagte Gänshirt. Auch Kassen zeigten an dem Konzept bereits Interesse – allerdings auch, um es durch eigene Mitarbeiter durchzuführen.

… doch die Honorierung bleibt ein Problem

In der anschließenden Diskussion betonte Harald Möhlmann von der AOK Berlin-Brandenburg, dass die Kassen bereit seien, für gute Programme zu zahlen. Er habe Verständnis, dass die Apotheker auch nicht erst nach einer Vorleistung über eine Honorierung sprechen wollen. Bei bisherigen selektivvertraglichen Bemühungen habe sich aber immer wieder gezeigt, wie schwer es ist, dass "die Richtigen miteinander sprechen". Skeptisch wird Möhlmann zudem, wenn bei Selektivverträgen das Kartellrecht gelten solle und jeder Vertrag ausgeschrieben werden müsse – möglicherweise gar für verschiedene Altersgruppen. Wie die Kassen dennoch motiviert werden können, Selektivverträge für besondere Versorgungsformen abzuschließen, dafür hat auch Spahn "kein Patentrezept". Er hofft jedoch auf die Anreize des Morbi-RSA. Gänshirt riet den Apothekern, einfach anzufangen, sich gut zu positionieren und nicht erst zu warten, dass die Krankenkassen auf sie zukommen.

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