Arzneimittel und Therapie

Mit den richtigen Partnern den Blutdruck senken

Bei der Behandlung der Hypertonie deutet sich ein Wandel an: Es gilt nicht mehr das Prinzip "je niedriger je besser". Vielmehr kommt es darauf an, durch eine geschickte Wahl der Kombinationspartner eine individuell angepasste Behandlung zu realisieren und dem betreffenden Patienten einen möglichst umfassenden kardiovaskulären Schutz zu sichern.
Abschied von der Devise "Je niedriger je besser" Gerade bei Diabetikern und älteren Menschen sollte der Blutdruck nicht zu stark gesenkt werden, damit eine ausreichende Blutversorgung des Herzmuskels sichergestellt ist.
Foto: ABDA

Hypertoniker müssen mit Konsequenz behandelt werden, damit das hohe kardiovaskuläre Risiko effektiv sinkt. Das aber darf nicht zur Folge haben, dass die Blutdruckwerte auf niedrigere Werte, als evidenzbasiert sinnvoll ist, gesenkt werden. Dies gilt insbesondere bei älteren und alten Menschen, bei denen sehr häufig eine isolierte systolische Hypertonie besteht.

Während allgemein in den Leitlinien eine Blutdruckreduktion auf Werte unter 140/90 mmHg gefordert wird, gilt dieser Wert für ältere Menschen nicht. Denn es gibt keine Evidenz dafür, dass die älteren Hypertoniker von einer derart starken Blutdrucksenkung profitieren, so hieß es bei einem Symposium im Rahmen des Internistenkongresses in Wiesbaden.

Zielkorridor von 130 – 135/75 – 85 mmHg

Kritisch sehen die Hypertonologen inzwischen auch die langjährige Forderung, bei Risikopatienten und insbesondere bei Typ-2-Diabetikern den Blutdruck auf einen Wert unter 130/80 mmHg zu senken. Denn auch hierfür gibt es keine Studienevidenz. Im Gegenteil: Es gibt sogar Hinweise darauf, dass eine zu starke Blutdrucksenkung langfristig das kardiovaskuläre Risiko der Hypertoniker steigern kann. Es ist deshalb sinnvoll, sich auf die evidenzbasierten Zielwerte zu beschränken, wobei offenbar auch für Risikopatienten ein Blutdruckkorridor von 130 –135/75 – 85 mmHg ideal ist.

Umfassende Gefäßprotektion anstreben

Neben der Blutdrucksenkung sollte immer auch versucht werden, weitere Risikofaktoren des Patienten günstig zu modulieren und für eine umfassende Gefäßprotektion zu sorgen. Beeinflussen lässt sich die Prognose dabei nicht zuletzt durch die Wahl des eingesetzten Antihypertensivums. So ist zum Beispiel für den AT2 -Blocker Olmesartan dokumentiert worden, dass unter der Therapie der Inflammationsstatus gebessert wird und dass sich die Gefäßwanddicke normalisiert, dass also dem vaskulären Remodelling entgegengewirkt wird. Anders als etwa die Betablocker mindert Olmesartan außerdem die Plaquevolumina und kann somit eine Regression der Atherosklerose einleiten. Für das Sartan sprechen ferner Beobachtungen, wonach unter der Behandlung die Zahl der endothelialen Progenitorzellen zunimmt, was vermutlich vaskuläre Reparationsprozesse signalisiert.

Um eine optimale Blutdrucksenkung zu gewährleisten, muss in aller Regel allerdings eine Kombinationstherapie erfolgen. Aus Gründen der besseren Compliance sind dabei Fixkombinationen zu bevorzugen, wobei derzeit jedoch noch diskutiert wird, welche Kombination konkret gewählt werden sollte. So empfehlen die US-amerikanischen Leitlinien (JNC7) die Kombination eines RAS-Blockers mit einem Diuretikum, während neueren Daten zufolge die Kombination eines RAS-Blockers mit einem Calciumantagonisten als besonders günstig erscheint. Die aktualisierten Leitlinien der europäischen Fachgesellschaft sprechen sich für beide Optionen aus und raten entweder zu einem RAS-Blocker plus Calciumantagonist (z. B. Olmesartan plus Amlodipin) oder zu einem RAS-Blocker plus Diuretikum (z. B. Olmesartan plus Hydrochlorothiazid).

Welche der beiden Optionen im Einzelfall gewählt wird, lässt sich am besten anhand der individuellen Situation entscheiden: Bei Patienten mit begleitender Herzinsuffizienz oder eingeschränkter linksventrikulärer Funktion, einer instabilen Angina pectoris oder einem kürzlich abgelaufenen Myokardinfarkt sollte ebenso wie bei Patienten mit Neigung zur Ödembildung der Kombination eines RAS-Blockers mit einem Diuretikum der Vorzug gegeben werden. Liegen solche Begleitumstände nicht vor, so ist die Kombination eines RAS-Blockers mit einem Calciumantagonisten sinnvoll.

Quelle Prof. Dr. Jürgen Scholze, Berlin; Prof. Dr. Rainer Düsing, Bonn: "Hypertonietherapie – wo stehen wir im Jahre 2010?", 11. April 2010 im Rahmen des 116. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Wiesbaden, veranstaltet von der Berlin-Chemie AG, Berlin.

 


Medizinjournalistin Christine Vetter

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.