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Hersteller reagiert mit Patentverzicht

(gmc). Der Hersteller Dr. Willmar Schwabe, der Umckaloabo in Deutschland über seine Tochterfirma Spitzner Arzneimittel vertreibt, zieht Konsequenzen aus dem vom Europäischen Patentamt (EPA) im Januar erteilten Widerruf des Patents zum Herstellungsprozess von Umckaloabo und der daraufhin entfachten Diskussion um den Verstoß gegen das Übereinkommen der biologischen Vielfalt. Das Unternehmen reagiert aktuell mit einem Patentverzicht.

Vergangene Woche hat das EPA seine Urteilsbegründung schriftlich veröffentlicht und die Erfindungshöhe des Extraktionsverfahrens bei Umckaloabo als nicht hoch genug eingestuft.Schwabe hat sich daraufhin entschlossen, insgesamt fünf von sieben Patenten zur Herstellung und Verwendung des Phytotherapeutikums nicht weiterzuverfolgen, obwohl diese – wie der Schwabe Geschäftsführer Dr. Dirk Reischig hervorhob – patentrechtlich und ethisch korrekt sind. Schwabe betonte zudem, dass das EPA das Herstellungspatent aus rein technischen Gründen widerrufen hat.

Verzicht auf einzelne Patente

Im Einzelnen bedeutet die Entscheidung, dass der Pharmakonzern keine Beschwerde gegen den Widerruf des Patentes zum Extraktionsverfahren einlegen wird und außerdem vier weitere bestehende oder beantragte Patente aufgibt. Dabei handelt es sich um Patente über die Verwendung von Pelargonien-Extrakt bei krankheitsbedingten Verhaltensänderungen, HIV-Infektionen, Heliobacter-pylori-Infektionen sowie das Patent über bestimmte Einzelstoffe aus Pelargonium und deren Verwendung bei bestimmten Krankheitszuständen.

Klare Distanzierung vom Vorwurf der Biopiraterie

Schwabe begründet das Vorgehen mit einer strategischen Grundsatzentscheidung über den zukünftigen Umgang mit Patenten auf pflanzliche Wirkstoffe und traditionellem Wissen. Die Karlsruher Pharmafirma möchte damit ein klares Zeichen der verantwortungsvollen Wahrnehmung der Diskussion und des Respekts vor den Interessen indigener Gruppen setzen und sich klar von den Vorwürfen der Biopiraterie distanzieren.

Aufrechterhaltung von zwei Patenten

Gleichzeitig betonte das Unternehmen, dass die aktuelle Entscheidung keine generelle Abkehr von Patentierungsbemühungen sei. Schwabe hält im Zusammenhang mit Umckaloabo weiterhin zwei Patente aufrecht: das Patent zur Stabilisierung der flüssigen Darreichungsform und das Patent zur Herstellung eines speziellen Trockenextraktes für die im letzten Jahr eingeführten Tabletten.

Verkehrsfähigkeit bleibt erhalten

Zudem stellte Schwabe klar, dass die Verkehrsfähigkeit von Umckaloabo trotz Patentverzicht erhalten bleibt. Auch sei nicht mit Umsatzeinbußen durch generischen Wettbewerb zu rechnen, hob der Geschäftsführer der Spitzner Arzneimittel Dr. Traugott Ullrich hervor. Es scheint für potenzielle Nachahmer schwierig zu sein, die drei großen Hürden Qualität, Wirksamkeit und Verträglichkeit zu überwinden. Umckaloabo ist seit mehr als 30 Jahren ohne ernsthafte Konkurrenz auf dem deutschen Arzneimittelmarkt.

Verstärktes soziales Engagement

Darüber hinaus hat sich der Pharmakonzern entschieden, bereits bestehende lokale soziale Projekte in Südafrika durch die neu gegründete "Umckaloabo-Stiftung – Für eine gesunde Zukunft" weiter nachhaltig auszubauen. Diese wird als erstes Großprojekt den Bau des Nelspruit Scout Centers in der Provinz Mpumalanga mit einer Million Euro finanzieren. In Zusammenarbeit mit Nangu Thina e.V. und den Pfadfindern der South African Scout Association (SASA) entsteht dadurch die Möglichkeit, zahlreiche Projekte im Bereich Self Empowerment und Capacity Building durchzuführen und damit zu erreichen, dass Kinder und Jugendliche in der Provinz ein selbstbestimmtes Leben führen können.


Quelle: Dialogrunde "Umckaloabo in der Diskussion – Aktuelle Standortbestimmung und nachhaltige Perspektiven", Berlin, 26. April 2010, veranstaltet von Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co.KG.

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