Aus Kammern und Verbänden

DPhG und Japan – Wissenschaft lebt vom internationalen Austausch

Seit vielen Jahren arbeiten die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) und die Pharmazeutische Gesellschaft Japans (PSJ) wissenschaftlich eng zusammen. Vor Kurzem fuhr eine kleine Delegation der DPhG zur 130. Jahrestagung der PSJ nach Okayama. In Japan wurden die Grundlagen für neue wissenschaftliche Kooperationen gelegt.

Ende März 2010 nahmen DPhGGeneralsekretär Prof. Andreas Link, Prof. Holger Stark, Vorsitzender der DPhG-Landesgruppe Hessen, und DPhG-Geschäftsführer Dr. Michael Stein als Ehrengäste an der 130. Jahrestagung der PSJ in Okayama teil. Die Einladung nach Okayama wurde vom Präsidenten der PSJ, Herrn Prof. Matsuki, während der DPhG-Jahrestagung 2009 in Jena ausgesprochen. Die gegenseitigen Besuche der Jahrestagungen haben Tradition. Der Altpräsident der DPhG, Prof. Ammon, hat vor mehr als zehn Jahren eine enge Zusammenarbeit zwischen den traditionsreichen Gesellschaften vereinbart.

Die PSJ ist mit etwa 20.000 Mitgliedern doppelt so groß wie die DPhG. Trotz der großen räumlichen Distanz haben beide Gesellschaften gemeinsame Wurzeln, die auf die Chemie von Arzneistoffen zurückgehen. Der Begründer der PSJ, Nagayoshi Nagai, verbrachte seine Post-Doc-Zeit im preußischen Berlin und begann 1871 im Labor von August Wilhelm Hofmann seine berühmten Arbeiten zum Ephedrin. Es verwundert daher nicht, dass die Ausbildung zum Apotheker in beiden Ländern sehr naturwissenschaftlich geprägt ist.

9000 Teilnehmer in Okayama

Aus deutscher Sicht war die PSJ-Jahrestagung eine "Megaveranstaltung". Während die DPhG stolz darauf ist, auf ihren Jahrestagungen 600 bis 800 Teilnehmer zu begrüßen, waren es in Okayama sage und schreibe 9000 Teilnehmer aus allen Bereichen der Pharmazie, die dem Aufruf des Tagungspräsidenten Prof. Tsuchiya gefolgt waren.

Entsprechend umfangreich war das Tagungsprogramm an drei verschiedenen Veranstaltungsorten, die mit einem Omnibus-Shuttle-Service vernetzt waren: Vorträge, Symposien und Kurzreferate fanden im "Convention Center" und in der Universität statt, die Poster- und Industrieausstellungen in einer riesigen Handballarena.

Prof. Link und Prof. Stark hielten vielbeachtete "Keynote Lectures": Prof. Link zum Thema "Modified and Decorated Adenosines Targeted at ATP/NAD Recognition Motifs”, Prof. Stark zum Thema "Histamine H3 Receptor Antagonists – From Bench to Bedside”.

Politik unterstützt DPhG

Der persönliche Kontakt vor Ort ist unersetzlich, wenn es darum geht, neue Kooperationen zwischen der DPhG und der PSJ anzustoßen. Da dem Präsidenten der DPhG, Herrn Prof. Schubert-Zsilavecz, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses besonders am Herzen liegt, möchte die DPhG in Deutschland die Gründung eines Deutsch-Japanischen Graduiertenkollegs im Fach Pharmazie initiieren. Dieses Graduiertenkolleg soll an einer deutschen Hochschule angesiedelt werden. Um die PSJ für diese Pläne zu begeistern, hatte die DPhG-Delegation Grußworte des Hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch und des Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering, mit nach Japan gebracht, die während des festlichen Gesellschaftsabends von Prof. Stark verlesen wurden. Die Honoratioren der PSJ zeigten sich sehr erfreut, dass die Bundesländer Hessen und Mecklenburg-Vorpommern auf politischer Ebene den Austausch deutscher und japanischer Wissenschaftler auf vielfältige Weise unterstützen und fördern wollen.

DPhG-Nachwuchswissenschaftler in Japan

Die DPhG setzt sich bereits intensiv dafür ein, dass junge Wissenschaftler aus Deutschland in Japan forschen können. Seit 2004 gibt es ein Stipendium der "Takeda Foundation" für Nachwuchswissenschaftler aus Deutschland. Die DPhG identifiziert geeignete Doktoranden und Post-Docs und gibt ihre Empfehlung weiter an die PSJ, die wiederum den Antrag bei der "Takeda Foundation" stellt.

Zurzeit sind zwei vielversprechende Nachwuchswissenschaftler als Takeda-Stipendiaten für 24 Monate in Tokyo: Dr. Solveigh Karcher und Dr. Andreas Koeberle. Frau Karcher arbeitet am Aufbau und der Dynamik postsynaptischer Strukturen (Arbeitskreis Prof. Okabe). Herr Koeberle forscht zur Rolle von Lysophospholipid-Acyltransferasen bei der Gestaltung biologischer Membranen (Arbeitskreis Prof. Shimizu u. Prof. Shindou). Die ersten Berichte unserer beiden Stipendiaten aus Tokyo sind sehr positiv gewesen, da sie von neuen wissenschaftlichen Impulsen profitieren und zudem eine andersartige Kultur kennenlernen.

Gemeinsame Projekte bei Zeitschriften

DPhG und PSJ tauschen sich auch intensiv aus, wenn es um die Zeitschriften der beiden Gesellschaften geht. Durch die Initiative der DPhG-Altpräsidentin Frau Prof. Holzgrabe ist es gelungen, dass DPhG-Wissenschaftler im Herausgeberbeirat der PSJ-Zeitschriften sitzen: Prof. Mohr aus Bonn ist Mitherausgeber im "Biological & Pharmaceutical Bulletin", DPhG-Präsident Prof. Schubert-Zsilavecz im "Chemical & Pharmaceutical Bulletin". Umgekehrt weist das Board des "Archiv der Pharmazie" unter dem Herausgeber Prof. Stark zwei japanische Kollegen auf. Um den gegenseitigen Austausch stärker zu fördern, wurden Gastherausgeber ausgewählt, die im Journal der jeweils anderen Gesellschaft eine Sonderausgabe mit Übersichts- und Originalartikeln aus dem eigenen Land mitgestalten. Zum Beispiel haben Frau Prof. Mikiko Sodeoka vom Riken-Institut und Prof. Stark gemeinsam das September-Heft 2009 des "Archiv der Pharmazie – Chemistry in Life Sciences" zum Thema "Medizinische Chemie in Japan" konzipiert. Im Mittelpunkt dieser Sonderausgabe standen Themengebiete von Protease-Inhibitoren über Thalidomid-Derivate bis hin zu marinen Schwämmen. Die außerordentliche Qualität der Beiträge zeigt das hohe Niveau der japanischen Arzneistoffforschung an den Universitäten.

Fazit

Der intensive wissenschaftliche Austausch mit der Pharmazeutischen Gesellschaft Japans hat große Bedeutung für die zunehmende Internationalisierung der DPhG. Von den bereits bestehenden oder geplanten Kooperationen und Projekten profitieren die Wissenschaftler beider Länder, vor allem die Nachwuchswissenschaftler, deren Förderung eine besondere Aufgabe der DPhG ist.

Die Wissenschaft lebt vom internationalen Austausch und trägt im Idealfall dazu bei, dass sich auch die Menschen über die Kontinente hinweg stärker miteinander verbinden. Neben allen modernen Kommunikationsmedien ist doch der direkte persönliche Kontakt unersetzlich.


Prof. Dr. Andreas Link

Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz

Prof. Dr. Holger Stark

Dr. Michael Stein

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