Kongress

Weiter unsichere Diagnose bei Brustkrebs

Prof. Dr. Christoph Mundhenke, Kiel, informierte über den Stand der Therapie des Mammakarzinoms, das mit weltweit jährlich 800.000 Neuerkrankungen der dritthäufigste Tumor ist. In Deutschland stellt es mit jährlich 55.000 neuen Patientinnen sogar die häufigste Krebserkrankung bei Frauen dar. Im höheren Alter nimmt die Erkrankungswahrscheinlichkeit zu. Doch hat die Mortalität um 1990 offenbar ein Maximum erreicht und nimmt seitdem leicht ab.

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Prof. Dr. Christoph Mundhenke, Kiel

Tastbare Brusttumoren sind bereits mittelgroß, doch kein einzelnes Diagnoseverfahren erlaubt eine ideale Untersuchung. Die höchste Sicherheit kann durch die Kombination mehrerer bildgebender Verfahren erreicht werden. Ob das regel-mäßige Mammographie-Screening, zu dem Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre eingeladen werden, die Mortalität senkt, bleibt weiterhin unklar.

Chirurgische Operation

Nur in sehr ungünstigen Fällen – insbesondere bei großen Tumoren oder Beteiligung der Haut – wird heute noch die Brust komplett entfernt. In etwa 80 Prozent der Fälle wird brusterhaltend operiert. Danach sind Bestrahlungen erforderlich, um das Rezidivrisiko zu vermindern. Nach einer Brustamputation stehen mehrere Verfahren zur Verfügung, um eine künstliche Brust zu formen. Vergleichsweise einfach ist das Einfügen eines Expanders unter den Brustmuskel. Der Expander wird später in einer kleineren Operation gegen ein Implantat ausgetauscht, das nach acht bis zehn Jahren gewechselt werden muss. Rekonstruktionen mit Eigengewebe sind dagegen sehr aufwendig.

Pharmakotherapie

Es wird weiter versucht, die adjuvante Therapie nach einer Brustoperation zu individualisieren. Dennoch vermittelte Mundhenke einige grundsätzliche Konzepte. Sofern Hormonrezeptoren am Tumor nachgewiesen werden, ist eine antihormonelle Therapie angezeigt. Vor den Wechseljahren wird Tamoxifen eingesetzt, bei Frauen unter 40 Jahren zusätzlich eine ovarielle Suppression mit einem GnRH-Analogon über zwei Jahre. Aromataseinhibitoren allein sind vor den Wechseljahren und in der Perimenopause kontraindiziert, weil sie die Ovarien stimulieren und damit das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erzielen können. In der Postmenopause gelten Aromataseinhibitoren dagegen als Mittel der ersten Wahl. Tamoxifen sollte dann nach Einschätzung von Mundhenke nur noch in Ausnahmefällen allein gegeben werden, individuell kann aber eine sequenzielle Therapie mit Tamoxifen und einem Aromataseinhibitor vorteilhaft sein. Bei etwa 18 Prozent der Patientinnen ist der HER-2/neu-Rezeptor überexprimiert. Diese Patientinnen haben ein erhöhtes Rezidivrisiko, das aber mit Trastuzumab gezielt gemindert werden kann.

Welche Frauen von einer adjuvanten Chemotherapie profitieren, kann weiterhin nicht individuell, sondern allenfalls für große Gruppen beantwortet werden. Wenn für eine Gruppe nur ein geringer Vorteil zu erwarten ist, fällt es nach Einschätzung von Mundhenke schwer, zu einer Chemotherapie zu raten. Als Hilfsmittel für die Entscheidung verwies er insbesondere auf den "Oncotype DX 21 Gene Recurrence Score" (siehe Surftipp).

Surftipp


Den Oncotype DX 21 Gene Recurrence Score zur Ermittlung des individuellen Risikos eines Brustkrebsrezidivs finden Sie im Internet unter

www.breastcancer.org,

Suchbegriff "Oncotype DX”.

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