Aus Kammern und Verbänden

Schwarzwälder Frühjahrskongress zum Thema "Leber"

Der 38. Frühjahrskongress der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg befasste sich mit dem Thema Arzneimittel und Leber. Rund 700 Apothekerinnen und Apotheker nahmen am 27. und 28. März 2010 an der Fortbildung in Villingen teil.
Zum dritten Mal fand der Frühjahrskongress der LAK Baden-Württemberg in der Villinger Tonhalle statt.
Foto: DAZ/pj

Im ersten Vortrag gab Prof. Dr. Hans Christian Spangenberg, Freiburg, einen Überblick über die häufigsten Lebererkrankungen, deren Diagnose und Therapie. Durch die Messung der Leberfunktionswerte kann bereits zwischen einem "Nekrose- oder Hepatitismuster" und einem "Cholestasemuster" unterschieden werden. Als Ursachen für erhöhte Transaminasen kommen unter anderem Alkohol, Medikamente, die chronischen Virushepatitiden B, C und D, eine Autoimmunhepatitis und weitere Erkrankungen in Frage. Prof. Dr. Peter Ruth, Tübingen, ging in seinen Ausführungen auf die klinische Bedeutung der Hepatotoxizität ein, die in vielen Fällen durch Arzneimittel verursacht wird, und zeigte exemplarisch die genauen Wirkmechanismen von Paracetamol und Salicylaten auf, die zu Leberschäden führen.

Zum Thema Leber und pharmazeutische Betreuung äußerten sich Dr. Vanessa Kaiser, Mainz, die im Rahmen eines Projektes lebertransplantierte Patienten begleitet, und Marina Petkovka, Mainz, die aus der Sicht einer Patientin den Nutzen dieser pharmazeutischen Betreuung unterstrich. Wichtige Punkte sind hierbei die Aufklärung der Patienten, die Sicherstellung und Unterstützung der Compliance und die Informationsweitergabe, sodass die erforderlichen Daten vom Krankenhaus an den Hausarzt und an die Apotheke weitergeleitet werden.

Dr. Hans-Peter Lipp, Tübingen, ging auf die Besonderheiten des Arzneistoffmetabolismus in der Leber ein und skizzierte dazu die wichtigsten Abbauwege, pharmakogenetische Besonderheiten, die Bedeutung der Enzyminhibition und Enzyminduktion sowie die Problematik einer Pharmakotherapie bei bereits bestehendem Leberschaden. Lipp wies auf mögliche, teilweise unzureichend untersuchte hepatotoxische Wirkungen von Phytopharmaka hin, deren Einsatz kritisch hinterfragt werden muss.

Alkohol und Arzneimittel

Im Vortrag von Prof. Dr. Helmut Seitz, Heidelberg, stand die Problematik des Alkoholkonsums bei gleichzeitiger Einnahme von Arzneimitteln im Vordergrund. Wechselwirkungen zwischen Alkohol und Arzneistoffen beruhen in erster Linie auf einer Interaktion am mikrosomalen Cytochrom-P450-2E1. Sie spielen vor allem bei älteren Patienten eine wichtige Rolle, da diese mehr Medikamente einnehmen und die Toxizität von Alkohol durch eine gesteigerte Empfindlichkeit bestimmter Organe wie etwa der gastrointestinalen Mukosa und des Zentralnervensystems zunimmt. Relevante toxische Interaktionen mit Alkohol treten bei der Einnahme von Psychopharmaka, Isoniazid, Methotrexat und Paracetamol auf.

Im Abschlussvortrag erläuterte Prof. Dr. Manfred Schedlowski, Essen, die neurobiologischen Hintergründe des Placeboeffekts und stellte aktuelle Untersuchungen zur Konditionierung von Immunfunktionen vor. Vielleicht kann künftig die Placeboantwort in klinische Behandlungskonzepte einbezogen werden, was weniger Nebenwirkungen und geringere Kosten zur Folge haben könnte, so der Ausblick von Schedlowski. pj

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