Interpharm 2010

Unterstützung der Depressionstherapie

Bei Depressionen liegen Störungen im Neurotransmitter-Stoffwechsel vor. Mithilfe von Mikronährstoffen können gestörte physiologische Prozesse moduliert und eine bestehende Unterversorgung behoben werden, wie Uwe Gröber, Essen, zeigte.

Inhaltsverzeichnis: Interpharm 2010


Die Aminosäure L-Thryptophan wird im menschlichen Organismus in Serotonin umgewandelt. Die Umformung wird durch Stress (erhöhte Cortisolspiegel), Magnesiummangel, Insulinresistenz und Vitamin-B-Mangel gestört. Eine Beeinträchtigung liegt auch bei einer proinflammatorischen Stoffwechsellage vor. Demzufolge können bei Depressionen – bei denen ein Ungleichgewicht der Neurotransmitter besteht – unterstützend Mikronährstoffe eingesetzt werden. Die wichtigsten sind Gröber zufolge

  • 5-Hyroxytryptophan (5-HTP) und L-Tryptophan,
  • S-Adenosyl-L-Methionion (SAM),
  • Omega-3-Fettsäuren und
  • Folsäure und B-Vitamine (verbessern die Ansprechbarkeit auf Antidepressiva).

Uwe Gröber

Foto: DAZ/Alex Schelbert

L-Thryptophan und 5-HTP

L-Trypthophan eignet sich aufgrund seiner schlechten oralen Bioverfügbarkeit nur bedingt zur Erhöhung des Serotoninspiegels. Besser geeignet erscheint 5-Hydroxytryptophan (5-HTP), das allerdings in Deutschland nicht verkehrsfähig ist. Für beide Substanzen gilt, dass sie nicht mit MAO-Hemmern oder SSRI kombiniert werden dürfen. Eine Umstellung von Antidepressiva auf L-Tryptophan muss unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, wobei das Antidepressivum langsam abgesetzt und die Aminosäure einschleichend aufdosiert wird. Die Dosierung von L-Tryptophan liegt im Bereich zwischen 1500 bis 4000 mg pro Tag, von 5-Hydroxytryptophan bei 150 bis 400 mg pro Tag.

S-Adenosyl-L-Methionin

Der Methylgruppendonator S-Adenosyl-L-Methionin (SAM) ist unter anderem an der Umwandlung von Noradrenalin in Adrenalin beteiligt. Durch die Gabe von S-Adenosyl-L-Methionin wird die Verfügbarkeit von Serotonin und Noradrenalin erhöht. Es kommt ferner zu einer Steigerung der Ansprechrate auf klassische Antidepressiva, zu einem Anstieg physiologischer SAM-Spiegel depressiver Patienten und zu einer Verbesserung des Neurotransmitterstoffwechsels im Gehirn. S-Adenosyl-L-Methionin kann mit SSRI oder SNRI kombiniert werden und deren Wirksamkeit verbessern. Mögliche Dosierungen sind 800 bis 1600 mg S-Adenosyl-L-Methionin pro Tag p.o. morgens (Anfangsdosis: 2 x 200 mg pro Tag p.o.) oder 400 mg pro Tag i.m. (initial 2 x pro Woche). Auf eine ausreichende Versorgung mit Folsäure, Vitamin B2, B6 und B12 ist zu achten. Zur Depressionstherapie wird S-Adenosyl-L-Methionin vor allem in Holland und in den USA eingesetzt. In Deutschland ist ein SAM-haltiges, verschreibungspflichtiges Präparat (Gumbaral®) für einen anderen Indikationsbereich (Kniegelenksarthrose) im Handel.

Physiologische Funktionen von L-Tryptophan/Serotonin


L-Tryptophan ist eine Vorstufe von Serotonin (L-Tryptophan → 5-Hydroxytryptophan → Serotonin).

Die wichtigsten Wirkungen von Serotonin sind:

  • ZNS: Stimmungslage, Schlaf-Wachrhythmus, Nahrungsaufnahme, Schmerzwahrnehmung
  • Epiphyse: Umwandlung von Serotonin in Melatonin
  • Gastrointestinaltrakt: Neurotransmitter des enteritischen Nervensystems, parakrines Signalmolekül in der Magen-Darm-Mukosa

Omega-3-Fettsäuren

An der Pathophysiologie von Depressionen können entzündliche Vorgänge beteiligt sein. Besteht eine proinflammatorische Stoffwechsellage, treten vermehrt Mediatoren wie TNF alpha oder Interleukin 1beta auf, die unter anderem den Tryptophanspiegel im Serum senken. Durch die Gabe von Omega-3-Fettsäuren kann dieser Prozess abgeschwächt werden. Ferner sind Omega-3-Fettsäuren direkt an der Synthese, Freisetzung und Wiederaufnahme von Neurotransmittern (z. B. von Serotonin) beteiligt und verbessern die Signalübertragung. Sie spielen ebenfalls eine Rolle bei der Steuerung von Aufmerksamkeit und Konzentration und beeinflussen Gefühle, Stimmungen und körperliche Aktivität.


pj

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