Wirtschaft

DAX probt das Comeback

Probleme in Griechenland treten in den Hintergrund – Euro weiter schwach

(hps). Mit "günstigen Einstiegschancen" und einem historisch niedrigen Kurs-Gewinn-Verhältnis werben die Optimisten für den DAX. Daraus errechne sich nach Ansicht der Experten ein "faires" DAXNiveau von 6880 Punkten. Damit eröffne sich ein attraktives Kurspotenzial von 22 Prozent. Doch der Andrang hält sich in Grenzen. Steigen die Notierungen, fällt das Handelsvolumen sofort drastisch ab.

Letzte Woche machten viele Analysten gleich mehrere gute Gründe aus, warum es mit dem DAX wieder aufwärts gehen sollte. Die Bodenbildung sei bei 5460 Punkten abgeschlossen worden, so hieß es. Auch aus fundamentaler Sicht sahen die Experten mit der Beistandserklärung der Euro-Länder das Thema Griechenland als abgehandelt an. Nun würden sich die Anleger wieder auf Unternehmenszahlen konzentrieren und Aktien kaufen. Die große Wette angelsächsischer Anleger auf ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Währungsverbund sei schließlich nicht aufgegangen, womit die Profis dem Schlagwort "Griechenland" eine ähnliche Kurslebigkeit attestierten wie zuvor "Dubai". Ein weiteres Argument: Ein Ende des Kapitalabzuges durch die "Carry Trades", also durch die Auflösung von Aktienpositionen auf Pump, die zum Billigzins auf Dollarbasis finanziert wurden, sei absehbar. Und das scheint tatsächlich des Pudels Kern zu sein: Der Dollar als Barometer für die Aktienmärkte. Hier merken manche kritisch an, dass sich die Euphorie für den Greenback nach der europäischen Solidaritätserklärung doch stark in Grenzen hielt. Die erzielten Gewinne hat die Gemeinschaftswährung zwischenzeitlichen komplett wieder abgegeben. Immerhin geben selbst Optimisten zu, dass eine Kursentwicklung Richtung 1,30 USD für die Börsen kein gutes Omen wäre.

So stehen sich also die Kontrahenten gegenüber: Die Bullen fühlen sich fundamental durch das starke Wachstum in China und die halbwegs ordentlichen Quartalszahlen bestätigt und werben mit einem moderaten Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 12 für DAX-Werte um Unterstützung. Die Pessimisten ziehen dagegen die Gewinnschätzungen für das laufende Jahr in Zweifel. Außerdem trauen sie dem Euro nicht und sehen die billige Geldquelle aus Übersee langsam versiegen. Einen Kritikpunkt werden sich die Optimisten jedenfalls anhören müssen: Der von ihnen immer wieder ins Feld geführte Anlagedruck der institutionellen Anleger hätte eigentlich dazu führen müssen, dass die Großinvestoren spätestens bei Erreichen der 200-Tage-Line, also bei knapp über 5400 DAX-Punkten, im großen Stil wieder einsteigen. Davon war bislang nicht viel zu merken.

Der Wochenausblick aus Sicht der Experten

Die Hessische Landesbank (Helaba) bleibt optimistisch, revidiert aber ihre DAX-Schätzung leicht nach unten. Zur Jahreshälfte rechnen die Experten jetzt nur noch mit 6300 Punkten (nach ursprünglich 6500 Punkten). Auch das Jahresendziel wurde ein wenig angepasst: 6200 Punkte nach 6300 Punkten. Mit ihrer positiven Einschätzung steht die Helaba nicht alleine da. Laut einer Umfrage der Deutsche Börse unter 150 institutionellen Investoren gingen letzte Woche über 60 Prozent der Befragten von steigenden Notierungen aus – der höchste Stand seit Januar 2009.

Zu den Skeptikern zählt dagegen die Landesbank Berlin. Sie sieht den DAX noch länger auf Konsolidierungskurs und verweist dabei auf die Charttechnik. Die "Haltezone" bei 5300 Punkten sollte allerdings nach Ansicht der Experten verteidigt werden. Pioneer Investments vermutet die Wirtschaft in einer ruppigen Übergangsphase von der stimulierten zur selbst tragenden Aufschwungsphase und rechnet mit starken Kursschwankungen. Die HSH Nordbank geht von 5200 DAX-Punkten zum Ende des zweiten Quartals aus und sieht inzwischen den Kursaufschwung auf die zweite Jahreshälfte vertagt. Die Charttechniker der HSBC Trinkaus&Burkhardt sehen die 5300-Punkte Marke im DAX als maßgebliche Größe an. Bei einem Bruch drohen "massive Kursverluste", mahnt die Bank.

Niedrigzinsphase schon bald vor dem Aus?

Eine überbordende Staatsverschuldung und eine Wirtschaft, die gerade erst einem Fiasko entronnen ist, bewog die amerikanische Notenbank (FED), den Märkten "für längere Zeit" eine Niedrigzinsphase in Aussicht zu stellen. Kritiker befürchten allerdings, dass sich dadurch nur weitere Vermögensblasen bilden und das Inflationsproblem am Ende nicht mehr in den Griff zu bekommen sei. Jetzt regt sich die Kritik sogar in den eigenen Reihen der FED. Laut dem Sitzungsprotokoll der Notenbank votieren immer mehr Mitglieder gegen den Kurs von FED-Chef Bernanke. Börsianer beobachten das Geschehen mit Argusaugen. Das billige Geld wird als ganz maßgeblicher Faktor für steigende Börsennotierungen gesehen.

Eckdaten zum 18. Februar 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (18. 2., 11.45 h)
5675 Punkte
Dow Jones (17. 2. Schluss)
10.309 Punkte
Gold (Feinunze)
1102,70 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,20%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,85%
1,60%
(Netbank AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,35%
1,60%
(Mercedes-B. Bank, Volkswagenbank)

*Quelle: www.festgeld.de

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