Gesundheitspolitik

Warm anziehen

Peter Ditzel

Nicht nur draußen wird der Wind eisiger und kälter. Auch in der Gesundheitspolitik scheint die Zeit der heißen Luft vorbei zu sein. Seit letzter Woche sind eiskalte Sparvorschläge der Kassen in der Diskussion. Ihre Überlegungen drehen sich nicht um Einsparungen bei Krankenhäusern, Ärzten oder bei den eigenen Verwaltungskosten, man will wie immer, und weil’s so schön einfach und transparent ist, die Stellschrauben bei Arzneimitteln fester anziehen. Pharmaindustrie, Großhandel und Apotheken sollen bluten.

Ob sich Rösler diese Sparvorschläge zu eigen macht, ist allerdings fraglich. So sollen konsequent nur noch Generika verordnet werden, kaum noch Originalia und keine patentgeschützten Arzneimittel ohne Zusatznutzen. Deutlich erhöht werden soll der Herstellerabschlag von sechs Prozent verbunden mit einem Preismoratorium. Beim Großhandel soll die Marge um 40 Prozent gekürzt werden – das hätte massive Auswirkungen aufs Apothekengeschäft. Im Klartext: Der Großhandel würde keine Rabatte mehr geben können. Das träfe die Apotheken empfindlich. Schon heute gibt es einige Apotheken, die auf solche Rabatte angewiesen sind. Fragt sich nur, ob solche Kassenforderungen einer wettbewerblich orientierten FDP-Politik entsprechen. Wenn sogar der Großhandelsrabatt des Apothekers abgeschöpft werden sollte, dann schrumpft seine Rolle als Kaufmann. Dann könnte man am besten gleich jeden Arzneibezugspreis staatlich festlegen, keine Rabatte keine Skonti. FDP-Politik? Kaum.

Aber die Kassenforderungen gehen weiter. Wenn wir gestern noch Hoffnung hatten, dass der Kassenabschlag auf 1,75 Euro gesenkt werden könnte, so könnte sich diese Hoffnung mit der Klage der Kassen vor dem Sozialgericht und spätestens mit der Forderung der Kassen, den Apothekenabschlag auf 2,30 Euro einzufrieren, bald in Schneegestöber auflösen.

Mit beiden Maßnahmen zusammen, kein Großhandelsrabatt mehr und 2,30 Euro Kassenabschlag, sollen die Apotheken nach Ansicht des GKV-Spitzenverbands 830 Millionen zu den Einsparungen beitragen. Pro Apotheke bedeutete dies rund 38.000 Euro. Ein illusorisches Unterfangen. Das würden nicht viele Apotheken überleben. Die hochgelobte und qualitativ hervorragende Arzneiversorgung in Deutschland wäre zerstört.

Mein Vorschlag: Wir fangen mal bei den Verwaltungskosten der Krankenkassen an und lassen uns ein paar Einsparvorschläge einfallen.


Peter Ditzel

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