Gesundheitspolitik

Niedersachsens Apotheker warnen vor Arzneimittelfälschungen

Sicher ist man in der Apotheke vor Ort

Hannover (az). Das Internet ist ein beliebter Umschlagplatz für Arzneimittelfälscher. Zu Spottpreisen werden vermeintliches Viagra, Schlankheitspillen oder das Haarwuchsmittel Propecia angeboten. Aber auch Plagiate von Antibiotika, Cholesterinsenkern, Krebs-, HIV-, Schmerz- und Grippemedikamenten werden mittlerweile offeriert. Welche Gefahren damit verbunden sind, zeigten die Apothekerkammer und der Landesapothekerverband Niedersachsen bei einer Pressekonferenz am 28. Januar auf.

Foto: LAV und LAK Niedersachsen

"Wir Apotheker haben ein hohes Interesse daran, dass gefälschte Arzneimittel mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpft werden, denn es sind unsere Patienten, deren Leben durch diese Plagiate in Gefahr gebracht wird", betonte Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen. Dennoch blüht der Handel. Weit über die Hälfte der über das Internet angebotenen Präparate sind Fälschungen, schätzen Experten, wie Harald Schweim von der Uni Bonn und Mona Tawab, Assistentin der Leitung des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker. Schweim erklärte, es sei für Kriminelle zehnmal lukrativer Viagra-Tabletten zu fälschen als mit Heroin zu handeln. Wolfgang Schmitz vom Zollkriminalamt Köln kann dies nur bestätigen: "Aufgrund der hohen Gewinnspannen und der vergleichsweise niedrigen Strafandrohung ist der Schmuggel von Arzneimitteln inzwischen auch für Banden aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität ein lukrativer Markt geworden". Beschlagnahmte der Zoll in Deutschland noch vor fünf Jahren 531.358 gefälschte Tabletten sowie Kapseln und 14.271 Ampullenplagiate so hat sich die Anzahl in den darauffolgenden vier Jahren mehr als verzehnfacht.

Mittlerweile schlägt auch die EU-Kommission Alarm, denn in Europa sind immer mehr Medikamentenplagiate im Umlauf. Auch sie will den Fälschern das Handwerk legen. Derzeit ist in Schweden ein Pilotprojekt mit Pharmaherstellern, Apotheken und IT-Ausrüstern angelaufen, das an der Weiterentwicklung eines elektronischen Barcodes arbeitet. Jede Medikamentenpackung soll mit einem einzigartigen und nach Belieben ausgewählten Strichcodeaufdruck versehen werden, um die Lieferkette – also den gesamten Weg des Arzneimittels von der Fertigung über Verpackung, Spediteur, Zwischenhändler bis hin in die Apotheke – rückverfolgen zu können. Die pharmazeutischen Hersteller wollen auf diese Weise einen bestmöglichen Schutz der Medikamente gewährleisten. Die Pharmaunternehmen beabsichtigen darüber hinaus, die Verpackungen mit Sicherheitsmerkmalen auszustatten: Die einmal geöffnete Medikamentenpackung kann nicht wieder "unsichtbar" verschlossen werden. Damit soll der Online-Handel sicherer werden.

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