Wirtschaft

DAX vollzieht die Kehrtwende

Besorgnis über Bankenregulierung und Geldpolitik

(hps). Die teils sehr guten Quartalsberichte aus dem US-Technologiesektor wurden am Parkett nur beiläufig wahrgenommen. Denn was sich da in Politik und Geldwirtschaft zusammenbraut, setzt direkt an der Hauptschlagader der Börse an. Das Thema Staatsverschuldung lässt sich auch an der Börse nicht mehr länger ignorieren und die Zeit des billigen Geldes scheint langsam zu Ende zu gehen.

DAX: Die Marktlage

Der Markt ist angeschlagen, die Stimmung verhagelt. Während es an der Unternehmensfront eher heiter zuging, verschlechterte sich die Großwetterlage in der Weltwirtschaft dramatisch. Gleich mehrere Faktoren drückten aufs Gemüt der Börsianer. Als Spaßbremse ersten Grades erwies sich dabei die Situation in China. Die Wirtschaft droht hier regelrecht heißzulaufen, was in den Augen der Experten eine straffere Geldpolitik unabdingbar machen und letztlich den europäischen und amerikanischen Exporten schaden dürfte. Gleich dahinter rangiert ein Problem, das in der Eurozone sein Zuhause hat: Die Staatsschulden Griechenlands. Dies schwächt den Euro und hilft dem Dollar. Ein stärkerer Greenback wird am Parkett aber nicht gerne gesehen. Man vermutet, dass sich viele ausländische Investoren auf Dollar-Basis verschuldet haben, um damit an den Aktienmärkten zu spekulieren. Diese auf Pump gekauften Aktienpositionen könnten nun aufgelöst werden, um den Wechselkursrisiken entgegenzuwirken. Und nicht weniger problematisch: Die von Präsident Obama angestrebte strenge Regulierung der Finanzbranche könnte den Geldinstituten auf Jahre hinaus zur schweren Kugel am Bein werden. Daher sind es auch die Finanzwerte, die die Kehrtwende beim DAX eingeläutet haben. Und auf einem Nebenkriegsschauplatz: Die Bestätigung von Ben Bernanke für eine zweite Amtszeit als Chef der US-Notenbank durch den Senat steht an. Ein Negativvotum würde auch Präsident Obama erheblich schwächen.

Vor diesem Hintergrund hatten die Börsianer für gute Unternehmensnachrichten keinen Sinn. Dabei gaben die Zahlen unter anderem von Intel, Apple und anderen Hightech-Größen durchaus Grund zur Freude. Aber man suchte das Haar in der Suppe. Beispiel: der Baumaschinenproduzent Caterpillar oder der Chiphersteller AMD. Beide Unternehmen glänzten mit guten Zahlen im 4. Quartal, lieferten aber einen schwachen Ausblick für das Gesamtjahr 2010. Nicht gut genug, meinte die Börse – und es ging abwärts. Von allen "Wahrheiten" allein gelassen, die am Parkett bis gestern noch Bestand hatten, suchen viele Analysten nun Rat in ihren Charts – und da sieht es ähnlich schlecht aus. Die Unterstützungslinien sind alle problemlos gerissen. Geduldiges Abwarten bis ca. 5400 Punkte im DAX sei angesagt, so wird geflüstert. Man darf gespannt sein, welche Haltbarkeit dieser Wahrheit beschieden sein wird.

Der Wochenausblick aus Sicht der Experten

Ein Optimist im Meer der Moll-Töne: Die Hessische Landesbank (Haleba) bleibt für den DAX positiv gestimmt. Für die Analysten der Haleba ist die wirtschaftliche Erholung in vollem Gange, die Verunsicherung durch Obamas Vorschläge zur Bankenregu-lierung stufen sie dagegen als vorübergehendes Störfeuer ein. Maßgeblich bleibe die Konjunkturerholung und das starke Wachstum, wie es derzeit etwa von der chinesischen Wirtschaft vorgegeben werde. Die Saxobank spricht dagegen von einer "globalen Konjunkturenttäuschung". Die Dänen halten nicht viel von der Zugkraft der Wirtschaftslokomotive China und ziehen damit die oft angeführte Abkopplungstheorie in Zweifel. China baue derzeit gewaltige Überkapazitäten auf und sei auf den amerika-nischen Verbraucher angewiesen. Aber in den USA werde man noch über Jahre mit der Entschuldung beschäftigt sein. Die Experten der Bank sehen den DAX daher bald unter die 5000 Punkte-Marke fallen. Auch die ansonsten optimistisch gestimmte Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) schlägt jetzt leisere Töne an. Mehr als eine kurzfristige Zwischenerholung bis maximal 6000 DAX-Punkte sei nicht drin, so die Schwaben.

Unabhängig vom hektischen Tagesgeschehen an der Börse gesteht das Bankhaus JP Morgan seine Liebe zu europäischen Aktien. Am asiatischen Markt sehen die Investmentbanker die Europäer am besten positioniert und führen dabei VW und vor allem Bayer ganz oben auf der Kaufliste. Außerhalb Deutschlands favorisiert JP Morgan den französischen Kosmetikkonzern L`Oreal.

Eckdaten zum 28. Januar 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (28. 1., 12.00 h)
5657 Punkte
Dow Jones (27. 1. Schluss)
10.236 Punkte
Gold (Feinunze)
1091,00 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,25%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,88%
1,60% (Netbank AG)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,38%
1,60% (Mercedes-B. Bank)
*Quelle: www.festgeld.de

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