Gesundheitspolitik

Unausweichlich

Peter Ditzel

Deutlicher als es Anzag-Chef Trümper aussprach, konnte man es nicht sagen: "Es ist unausweichlich, dass wir die Belastungen (des AMNOG) an die Apotheken durchreichen müssen." Anzag steht dabei pars pro toto – auch die anderen Pharmagroßhändler ließen bereits mehr oder weniger durchblicken, dass sie sich die von der Politik geforderten Einsparungen von insgesamt 200 Millionen Euro von den Apotheken holen werden. Letztlich können wir den Großhändlern das gar nicht übel nehmen. Ich nehme es ihnen ab, dass sie das ungern tun und lieber weiterhin mit Rabatten locken würden. Erstens sitzen Großhändler und Apotheker in einem Boot, zweitens profitiert ein Großhändler nur von einer gesunden Apotheke.

Aber die Rabatte abzuschöpfen, das war politisch gewollt. Der GKV-Spitzenverband hatte der Politik suggeriert, Apotheken bekämen 400 Millionen an Rabatten vom Großhandel, die man sich holen müsse. Und damit es nicht ganz so brutal aussieht, den Apothekenrabatt um 400 Mio. zu kürzen, kam der Politik ein kleiner Trick gerade recht: 200 vom Großhandel über die eh gewollte Margenänderung, 200 von den Apotheken über eine Erhöhung des Kassenzwangsrabatts. Dabei musste klar gewesen sein, dass auch die 200 Millionen des Großhandels voll bei der Apotheke aufschlagen werden. Unausweichlich.

Sie werden in den nächsten Tagen Besuch von Ihrem Großhändler bekommen, der die neuen Konditionen für 2011 besprechen wird. Das können empfindliche Rabatt- oder Skontokürzungen sein, das können weniger tägliche Belieferungen sein, das kann eine Lieferpauschale sein – der Großhandel ist erfinderisch.

Aber, wie gesagt, die Politik hat uns das eingebrockt. Noch im Juli hat Rösler gesagt, 175 Millionen Euro müssen die Apotheken zum Sparpaket beisteuern. Heute wünschen wir, es wäre so, denn jetzt ist es über das Doppelte, mit dem wir zur Kasse gebeten werden.

Der Aufschrei ist groß – nur es hört ihn keiner. Ein Appell an die Politik, wie vom Landesapothekerverband Baden-Württemberg herausgegeben, um auf die Gefährdung der Apotheken durch das AMNOG hinzuweisen, ist richtig, aber zeigt er Wirkung? Eine Zeitungsanzeige, wie sie beispielsweise der Bayerische Apothekerverband verbreitete, um gegen die AMNOG-Belastungen zu protestieren und der Bevölkerung zu signalisieren, dass man Schwarz-Gelb wohl nicht mehr wählt, ist ein Zeichen. Aber was sind die politischen Alternativen? Solche Proteste können nur ein Anfang sein …


Peter Ditzel

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