Wirtschaft

DAX: 7.000 Punkte sind Pflichtprogramm

Irland-Krise ebbt ab – Anleger orientieren sich wieder an Unternehmenswerten

(hps). Jede Konsolidierung muss irgendwie legitimiert werden. In diesem Fall bot sich die Irland-Krise und die Geldstraffung durch die chinesische Notenbank als Auslöser für die Gewinnmitnahmen an. Doch die Schnäppchenjäger sind schon wieder unterwegs. Schon alleine deshalb, weil Börsianer nicht dazu tendieren, sich Weihnachten zu vermiesen.

Die Marktlage

Wars das schon? Wurde die Jahresendrallye bereits größtenteils vorweggenommen? Nachdem Anfang letzter Woche erneut Unsicherheiten um die Zahlungsfähigkeit Irlands und Portugals aufgekommen waren, kam für die Investoren im Wochenverlauf ein weiteres Ärgernis hinzu: Die Geldstraffung der chinesischen Notenbank. Am Frankfurter Parkett präsentierte man sich nervös und folgte damit den Vorgaben aus Shanghai. Jawohl, Shanghai – und nicht etwa New York. Eine Abkühlung der chinesischen Wirtschaft würde deutsche Exporteure empfindlich treffen. Doch auf der anderen Seite lockten die Kursrückgänge auch wieder die Schnäppchenjäger an. Die Aufregung legte sich entsprechend schnell wieder. Irland sei schließlich nicht Griechenland und die Exporte nach China dürften wegen der Zinserhöhung nicht gleich einbrechen, hieß es dazu letzten Mittwoch lapidar. Der DAX orientiert sich seitdem – wiederum angeführt von der chinesischen Börse – erneut nach oben mit Blickrichtung 7000 Punkte. Und dass die Anleger dabei von einer guten Grundstimmung getragen werden, lässt sich am geplanten Börsengang von General Motors ablesen. Vor 18 Monaten noch mausetot, reißen sich heute die Anleger förmlich um die Neuemission. Da verkommt die Irland-Krise zum Theaterdonner.

Bulle & Bär

Bekanntlich richtet sich die Stimmung der Analysten nach der Großwetterlage an der Börse aus. Kaum verzeichnet das Parkett einen kleinen Rücksetzer, mehren sich auch schon die kritischen Stimmen. Das sei der Startschuss für eine technische Korrektur, meint die Landesbank Berlin. Die LBBW sieht diese Woche wieder das Thema Schuldenkrise zurückkehren, nachdem die Berichtssaison von den Teilnehmern bereits verarbeitet wurde. Die Experten gehen für diese Woche von einem impulslosen Handel aus. Auch die DekaBank gibt sich nur verhalten optimistisch. Danach soll der DAX in drei Monaten bei 7000 Punkten stehen. Für den Ablauf von sechs Monaten prognostizieren die Profis allerdings nur noch 6500 Punkte. Dagegen rechnen Analysten der Bremer Landesbank mit einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung auf breiter Front. Vielleicht bringt da Marc Faber das gesamte Stimmungsbild auf den Punkt. Es gäbe derzeit zu Aktien schlichtweg keine Alternative, meint der in Hongkong lebende, namhafte Vermögensverwalter. Eine durchschnittliche Dividendenrendite von 2 Prozent sei immer noch besser als das, was Anleihen derzeit abwerfen. Und so sieht es wohl auch die Mehrzahl der Investoren. Es herrscht keine Euphorie, aber auch keine Idee, wo das Geld sonst hin soll. Das mag der Grund dafür sein, dass der DAX seine Bergfahrt seit Wochen nur im Kriechtempo absolviert.

Rückblickend lässt sich feststellen, dass der Ausbruch aus der Handelsspanne zwischen 5800 und 6350 DAX-Punkten Mitte Oktober für eine Weihnachtsrallye zu früh angesetzt war. Seitdem geht es nur noch im Schritttempo nach oben mit Kursziel 7000 Punkte. Entsprechend ernüchternd fällt auch dieser Wochenvergleich aus: 50 Punkte konnte der DAX zulegen. Der nächste größere Schub ist nach dem Sprung über die 6800er Marke zu erwarten. Die Rahmenbedingungen hierfür erscheinen günstig. Die Anleger trennen sich derzeit im großen Stil von Anleihen. Die freiwerdenden Mittel dürften wenigstens zum Teil in Risikopapiere fließen.

"Langfristig" – die Kapitulationserklärung der Aktienstrategen

Wenn Analysten und Beratern das richtige Timing für eine Anlageentscheidung schwer fällt, flüchten sie sich gerne in die Formulierung: "Langfristig sind Aktien eine attraktive Anlageform." Und das glaubt man als Anleger zunächst auch unbesehen. Jetzt hat der Bundesverband für Investment und Asset Management (BVI) einmal nachgerechnet und kam zu folgendem Ergebnis: Wer vor zehn Jahren 12.000 Euro in einen globalen Aktienfons investiert hat, besitzt aktuell 11.956 Euro. IT-Blase, Finanzkrise und Währungsverschiebungen forderten ihren Tribut. Bei einem rein deutschen Aktienfonds sieht das Resultat dagegen nicht ganz so desaströs aus. Mit den deutschen Anteilsscheinen wurden immerhin noch 14.183 Euro erwirtschaftet. Auf Jahresbasis gerechnet aber immer noch ein recht übersichtlicher Ertrag und weit von dem entfernt, was einem die Hochglanzbroschüren der Banken so versprechen. Vielleicht sollten die Geldinstitute anstatt ihren "Stockpickern" einen "Dekadenpicker" institutionalisieren, der dem Kunden genau den 10-Jahreszyklus heraussucht, in dem die Börse voraussichtlich von jedweder Katastrophe verschont bleibt und die Fonds unter absolut sterilen Bedingungen arbeiten können. Bis dahin dürfte es allerdings bei der mittelmäßigen Performance der Investmentfonds bleiben.

Eckdaten zum 18. November 2010
(alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (18. 11., 11.55 h)
6.792 Punkte
Dow Jones (17. 11. Schluss)
11.007 Punkte
Gold (Feinunze)
1.357,60 Dollar
Tagesgeld 5.000 € (Durchschnitt)
1,13%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,87%
1,30%
(ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate
(Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,36%
1,75%
(SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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