Gesundheitspolitik

DAV-Chef Becker: Apotheken sind die AMNOG-Verlierer

In dieser Woche verabschiedet der Bundestag das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz

BERLIN (lk). Der Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages legt heute letzte Hand an beim Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG). Mit auf der Tagesordnung: Der neue Apothekenabschlag in Höhe von 2,05 Euro und die neue Großhandelsmarge. Das belastet Apotheken und Großhandel zusammen mit 400 Millionen Euro. Außerdem: Künftig will die Politik den Apotheken in die Bücher schauen. Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, sieht die Apotheken daher als die großen Verlierer der AMNOG-Gesetzgebung der Bundesregierung. Auf eine entsprechende Frage von DAZ.TV antwortete Becker: "Ich würde das AMNOG als Apothekenbelastungsgesetz bezeichnen. Es trifft uns ganz schön hart."

Fritz Becker im DAZ.TV-Interview: "Ich würde das AMNOG als Apothekenbelastungsgesetz bezeichnen. Es trifft uns ganz schön hart."

Becker bestätigte, dass die Festsetzung des Apothekenabschlages auf 2,05 Euro ab 2011 die Apotheken im Vergleich zur Abschlagshöhe von 1,75 Euro mit jährlich 200 Millionen Euro belastet. Becker zu DAZ.TV (im Internet zu sehen unter www.deutsche-apotheker-zeitung.de in der Rubrik DAZ.TV): "Das muss wirtschaftlich getragen werden. Das entspricht dieser Summe. Das lässt sich leicht ausrechnen: 10 Cent sind 60 Millionen." Es liege an jedem Apotheker selbst, dies an anderer Stelle im Betrieb zu kompensieren: "Das muss jede Apotheke für sich selbst entscheiden. Das können wir als DAV ihr nicht vorgeben."

Becker äußerte die Erwartung, dass der Großhandel wenigstens einen Teil seiner Margenkürzung selbst tragen werde: "Die Regierungskoalition hat das jetzt aufgeteilt. Jeder muss seinen Anteil tragen. Ich gehe davon aus, dass der Großhandel auch etwas davon trägt." Jede Apotheke müsse ihre Rabattkonditionen mit dem Großhandel aushandeln.

Ausweichend antwortete Becker auf Kritik an der politischen Lobbyarbeit der Apothekerverbände: "Das muss jeder selbst entscheiden. Wir haben Zahlen vorgetragen. Die Regierung hat jetzt so entschieden. Das muss man jetzt weiter beobachten. Wir sind betroffen, das ist klar. Im Gesetzentwurf stand noch ein bisschen mehr drin. Es trifft uns ganz schön hart."

Als Gefahr für die Apothekenlandschaft sieht der DAV-Vorsitzende die im AMNOG geschaffene Möglichkeit, dass Arzneimittelhersteller als Vertragspartner an der Integrierten Versorgung teilnehmen können. Langfristig bestehe die Gefahr, dass die Stellung der Apotheken im Arzneimittelmarkt dadurch ausgehöhlt werden könnte, warnte Becker. Im Gesetzentwurf heißt es dazu: "Da die Versorgung mit Arzneimitteln wesentlicher Bestandteil integrierter Versorgungskonzepte sein kann, ist im Gesetzentwurf vorgesehen, dass pharmazeutische Unternehmer Vertragspartner einer Integrierten Versorgung sein können."

Außerdem will die Politik den Apothekern künftig in die Bücher schauen und die Wirtschaftslage durchleuchten, um die ab 2013 wieder auflebenden Verhandlungen mit den Krankenkassen über die Anpassung des Apothekenabschlages auf eine belastbare wirtschaftliche Datenbasis zu stellen. Zu diesem Zweck sollen die betriebswirtschaftlichen Daten von Apotheken in einer repräsentativen Stichprobe erhoben werden: "Zur Berücksichtigung von Veränderungen von Art und Umfang der Kosten bei wirtschaftlicher Betriebsführung sind die tatsächlichen Betriebsergebnisse der Apotheken zu berücksichtigen. Dazu ist eine repräsentativ gezogene Stichprobe aus allen Apotheken zugrunde zu legen", heißt es in einem Änderungsantrag der Koalitionsfraktionen zum AMNOG.

Verwirrung herrschte bis zum Schluss um die Übergangsregelung für die neue Großhandelsspanne: In den der Apotheker Zeitung vorliegenden Änderungsanträgen der Koalitionsfraktionen ist für das Jahr 2011 für den Großhandel ein Abschlag von 0,85 Prozent vorgesehen. Nach Aussage des Vorsitzenden des Bundesverbandes Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK), Stefan Hartmann, hat Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) in einem persönlichen Gespräch gegenüber Hartmann jedoch klargestellt, dass es keine Übergangsregelung geben soll und die neue Großhandelsspanne von 3,15 Prozent variabel und 70 Cent Fixzuschlag bereits ab 2011 gelten soll.

"Der Bundesgesundheitsminister stellte hierzu klar, dass am 8. November 2010 ein variabler Teil von 3,15 Prozent und ein Fixzuschlag von 70 Cent pro Packung in die Abstimmung gehen werden", heißt es in einer Pressemitteilung des BVDAK.

Aus den der AZ vorliegenden Änderungsanträgen der Koalitionsfraktionen geht jedoch klar hervor, dass Union und FDP an der Übergangsregelung für das Jahr 2011 festhalten. Der neue Großhandelszuschlag in Höhe von 3,15 Prozent variabel und 70 Cent Fixzuschlag wird ab 2012 eingeführt.

(Lesen Sie dazu auch die ausführlichen Beiträge in dieser Ausgabe der AZ.)

DAZ.online


Das DAZ.TV-Interview mit dem Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, finden Sie auch auf

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