Wirtschaft

DAX: Zwei Schritte vor, einen zurück

Deutsche Berichtssaison läuft gut an – Anleger warten auf die US-Notenbank

(hps). Da können die Unternehmensergebnisse der DAX-Konzerne noch so glänzend ausfallen – gut scheint einfach nicht gut genug zu sein. Der Grund: Die Anleger wagen sich vor der Entscheidung der US-Notenbank (FED) nicht aus der Deckung. Am Parkett ist man sich nicht einig darüber, ob der Geldsegen, der da aus dem Füllhorn der FED strömt, für die Aktienmärkte den Beginn einer Hausse markieren wird – oder den Anfang vom Ende der Aufwärtsbewegung.

Die Marktlage

Nun ist es so weit. Auch die im DAX gelisteten Unternehmen legen ihre Quartalszahlen offen. Bislang besonders auffällig waren Volkswagen mit einer Gewinnverdreifachung im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr. Die Anleger zeigten sich vor allem von dem boomenden China-Geschäft begeistert. BASF, Bayer und Lufthansa überzeugten ebenfalls. Dagegen sorgte SAP für enttäuschte Gesichter. Hier hatten die Akteure ein Anheben des Umsatz-Ausblickes erwartet, die Walldorfer ließen ihre Umsatzprognose jedoch unverändert.

Da sich die guten Ertragszahlen nach Meinung einiger Strategen nur unzureichend in der Kursentwicklung der DAX-Werte widerspiegeln, seien nun weitere Kursaufschläge gerechtfertigt, meinen die Strategen der Commerzbank. So wiesen die Großunternehmen im August ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von lediglich 10 aus. Der langjährige Durchschnitt liegt bei 15.

Unterdessen fällt das Augenmerk der Anleger zunehmend auf die kommende Notenbanksitzung der US-Währungshüter. Am 3. November sollen sie dann rollen, die Milliarden an frisch gedrucktem Geld. Werden die Akteure diesen Schritt tatsächlich – bar jeder Kritik – als Liquiditätsspritze für den Aktienmarkt feiern, fragt sich so mancher Marktteilnehmer. Immerhin hat die FED im Verlauf letzten Jahres bereits für 1,7 Billionen Dollar Staatsanleihen aufgekauft – bislang ohne nachhaltigen Erfolg für die US-Wirtschaft. Eine weitere Liquiditätszufuhr erscheint vielen Profis in Hinblick auf die Inflation nicht unbedenklich, während der wirtschaftliche Nutzen im Allgemeinen eher negativ beurteilt wird. Warum sollten Investitionskredite nachgefragt werden, wenn die entsprechende Konsumnachfrage nicht da ist, wenden Kritiker ein. Noch mehr frisch gedrucktes Geld dürfte die Goldnotierungen und Rohstoffpreise weiter nach oben treiben, so nimmt man am Parkett an. Möglicherweise profitiert auch der Euro davon. Aber hilft es auch den Aktien? Die Manager der großen US-Unternehmen scheinen diese Frage für sich bereits beantwortet zu haben. Die meldepflichtigen Verkäufe (bereinigt um die Zukäufe) von Insidern der Top Ten aller im Nasdaq-Index gelisteten Unternehmen – darunter fallen so große Namen wie Apple oder Google – haben nach Angaben des US-Nachrichtensenders CNBC in den letzten sechs Monaten das höchste Volumen erreicht, das jemals gemessen wurde. Nun fragen sich viele: Wie aussagekräftig ist das Ganze? Ein schlechtes Omen – oder sind die Damen und Herren aus den Vorstandsetagen infolge der letzt jährigen Kürzungen ihrer Boni einfach nur knapp bei Kasse?

Bulle & Bär

Die Marktexperten sind sich nahezu einig: 7000 DAX-Punkte sollten es bis zum Jahresende schon noch werden. Viele Analysten vertreten die Ansicht, dass das Börsenbarometer nach dem Sprung über das bisherige Jahreshoch quasi zum Selbstläufer geworden ist. Die Hausse nährt die Hausse. Soweit jedoch fundamentale Gründe für die Kursentwicklung herangezogen werden, scheiden sich die Geister. Während die Experten mehrheitlich ein positives Resümee aus dem bisherigen Verlauf der Berichts-saison ziehen, betrachten vorsichtig gestimmte Profis die vergleichsweise geringe Umsatzentwicklung der Großunternehmen mit Sorge. Hierzu zählt auch die Hessische Landesbank. Die Analysten sehen hier Warnsignale aufflackern und vermuten, dass der konjunkturelle Gipfel bereits überschritten wurde. Für die inzwischen überwiegende Zahl an Experten gilt indes: Bei Kursrückschlägen nachkaufen.

"Im Kriechgang nach oben" lautete die Börsenvorschau der letzten Woche. Unter dem Strich bewegte sich der Dow Jones im Wochenvergleich gar nicht, während der DAX gerade einmal 50 Punkte zulegen konnte. Dynamik sieht anders aus. Dass die Investoren dabei selbst hervorragende Unternehmensgewinne nicht in steigende Kurse umzusetzen wissen, ist tendenziell negativ zu bewerten. Vermutlich wiegt da die waghalsige Geldpolitik der Amerikaner doch schwerer und spricht gegen einen stärkeren Aufwärtsimpuls. Diese Einschätzung deckt sich auch mit dem Geschehen am Rohölmarkt und bei den Industrierohstoffen. Wären in Sachen Konjunkturoptimismus wirklich Überzeugungstäter am Werk, müsste sich dies am Rohstoffmarkt in steigenden Notierungen niederschlagen. Unterdessen dümpelt Öl weiter seitwärts vor sich hin, während Industriemetalle sogar eher schwächeln. Das mahnt zur Vorsicht.

Eckdaten zum 28. Oktober 2010
(alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (28. 10., 13.00 h)
6.601 Punkte
Dow Jones (27. 10. Schluss)
11.126 Punkte
Gold (Feinunze)
1.328,00 Dollar
Tagesgeld 5.000 € (Durchschnitt)
1,10%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,81%
1,30%
(ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate
(Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,31%
1,75%
(SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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