Gesundheitspolitik

Die heiße Phase

"Viele Apotheken sind konkret bedroht" – keine Frage, das Szenario, das ABDA-Präsident Wolf auf dem Apothekertag an die Wand malte, ist ernst. Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) in seiner jetzigen Ausgestaltung belastet die Apotheken mit jährlich 500 Millionen Euro, pro Apotheke also mit rund 23.000 Euro. Das würde die eine oder andere Apotheke in der Tat nicht verkraften. Die ABDA hat vor diesem bedrohlichen Hintergrund ihre Kampagne "Stoppt den Raubbau an der Apotheke!" gestartet. Eine sogenannte Streichliste listet plakativ auf, welche Leistungen der Apotheke bedroht sein könnten, wenn die Politik die Einsparungen in der geplanten Höhe fordert. So könnte laut dieser Liste beispielsweise die Erkennung von Arzneimittel-Wechselwirkungen bei multimorbiden Patienten, die Herstellung von Zytostatika, die Qualitätskontrolle von Arzneimitteln oder die Herstellung individueller Rezepturen gefährdet sein. Ob diese Streichliste glaubhaft ist, sei dahingestellt. Würde die Apotheke auf solche Leistungen verzichten, hätte sie selbst ihre Berechtigung verloren. Die Politik jedenfalls dürfte man mit solchen plakativen Aufzählungen wohl nicht beeindrucken. So ließ auch der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Kapferer, die Apotheker wissen, dass die Regierung darauf besteht, dass auch Großhandel und Apotheken ihren Sparbeitrag leisten. "Niemand wird ausgenommen." Immerhin, er räumte ein, dass es nicht die 500 Millionen sein werden. Er sprach "nur" noch von 380 Millionen, die Großhandel und Apotheken zum Sparpaket beisteuern müssten. Demnach dürfte dies auf die 175 Millionen Euro hinauslaufen, die die Regierung vonseiten der Apotheken erwartet.

Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbands, Fritz Becker, hielt allerdings daran fest, dass von den Apotheken nichts zu holen sei. Nachdem ein sich anbahnender Konflikt mit dem Großhandelsverband beigelegt war, begaben sich beide, der Großhandels- und der Deutsche Apothekerverband, in ein Boot, um gemeinsam zu rudern. Und hoffentlich in die gleiche Richtung: Eine geplante Umstellung der Großhandelsspanne dürfe nur so geschehen, dass eine Umstellung aufkommensneutral sei. Diese Richtung stimmt. Kontraproduktiv wäre es jetzt, wenn polemische Formulierungen, wie sie in Briefen und Flugblättern der Raub-bau-Kampagne zu finden sind, das Fahrwasser stören. Die heiße Phase läuft an.


Peter Ditzel

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