Gesundheitspolitik

Peinlich, peinlich

Klaus G. Brauer

Dass da Unruhe, Hektik, ja Panik aufkommt, dass dabei auch Fehler passieren – es ist verständlich. Wenn die schwarz-gelbe Koalition umsetzt, was bislang in den Entwürfen zum Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) zu lesen ist, dann gute Nacht. Die avisierte Senkung der Großhandelsspanne kürzt die Roherträge im "Distributionssektor" faktisch um über 520 Mio. Euro. Nach dem AMNOG-Entwurf sollten es "nur" 400 Mio. Euro sein. Der Minister sprach im DAZ-TV-Interview sogar nur von 350 Mio. Dabei können die Privatrezept-verordnungen nicht eingerechnet sein. Übersehen wurde bei den BMG-Zahlen wohl auch, dass die Kürzung der Großhandelsspanne auf den Direkteinkauf der Apotheken durchschlägt und die Basis für den 3%-Aufschlag mindert, der Teil der Apothekenspanne ist. Wie dem auch sei: Derlei Einschnitte sind ohne existenzbedrohende Blessuren nicht zu stemmen – weder allein vom Großhandel (dort würden Verluste im dreistelligen Millionenbereich entstehen), noch von den Apotheken allein (25.000 Euro würden jeder Apotheke fehlen, wenn der Großhandel seine Belastung durchreicht), noch von beiden gemeinsam.

Was tun? Draufhauen, was das Zeug hält, auf die Politik, auch auf den Großhandel? Daran versucht sich ein schon an Politiker verschicktes und an Journalisten verteiltes, dann aber wieder zurückgezogenes bzw. wieder eingesammeltes siebenseitiges Papier des ABDA-Pressesprechers – in guter Absicht, aber auch mit Wut, die blind macht. Das Papier sät Zwietracht, obwohl auch in der Berufsvertretung viele überzeugt sind, dass allenfalls gemeinsame Anstrengungen noch Erfolg versprechend wären. Und es zerlegt letzte Chancen, die Politik noch zu sensibilisieren, damit sie wahrnimmt, was sie dabei ist anzurichten. Keep cool, boy – heißt es in der West-side-Story. Ob (und wenn in welcher Form) das Papier erneut unter die Leute gebracht werden wird, ist unklar.

Die ABDA rudert. Aus Politikerkreisen hört man, ABDA-Chef Wolf persönlich habe am Ende der letzten Woche angerufen, das Papier sei versehentlich versandt worden, man möge es der Ablage P anvertrauen. Auch die Präsidenten und Vorsitzenden der Kammern und Verbände sollten das Papier unterschreiben. Etliche haben sich – trotz Fristverlängerung – geweigert. Welch ein Chaos!


Klaus G. Brauer

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