Management

Raus aus dem Motivationsloch!

Wer eigentlich motiviert den Apotheker?

Derzeit ist häufig die Rede davon, was Führungskräfte tun können, um in schwierigen Zeiten zur Motivation der Mitarbeiter beizutragen. Darüber wird zuweilen vergessen, dass auch eine Führungskraft ins Demotivationsloch fallen kann.

Nachdem der Apotheker die Mitarbeiter aus dem Demotivationsloch hinausgehievt hat, stürzt er oft genug selbst hinein. Aber es gibt schnell wirkende Motivationsmethoden und Techniken des Selbstmanagements, die ihm weiterhelfen:

  • Er kann sich einen Ratgeber "von außen" suchen.
  • Vielleicht verfügt er über die Möglichkeit, sich mit einem Kollegen oder einem Vertrauten zu beraten.
  • Als dritte Alternative bleibt der Versuch, sich quasi am eigenen Schopf aus dem Demotivationsloch herauszuziehen.

Coaching-Hilfe von außen

Manche externen Coachs bieten ein sogenanntes "Zielcoaching" an: Der Apotheker hat hier und heute ein Problem – so stellt er zum Beispiel fest, dass der erwartete Umsatz durch Zusatzverkäufe im Frei- und Sichtwahlbereich nicht verwirklicht werden konnte. Entsprechend niedergeschlagen ist er. Und ausgerechnet heute steht ihm das schwierige Mitarbeitergespräch bevor – der Mitarbeiter erbringt nicht die gewünschte Leistung. Es droht die Gefahr, dass er die negative Energie, die er aufgrund der Umsatzenttäuschung aufgebaut hat, mit in das Mitarbeitergespräch nimmt. Das darf nicht sein.

Der Apotheker führt darum mit einem Coach ein Telefonat und erhält kurz und prägnant Unterstützung durch den externen Berater. Dieser verdeutlicht ihm, wie oft er in der Vergangenheit ähnliche Situationen gemeistert hat und fokussiert ihn auf positive Ereignisse. Vor allem aber lenkt er den Apotheker ab und weg von seinen destruktiven Gedanken und verhindert so, dass er nach dem Motto: "Heute klappt sowieso nichts, da misslingt bestimmt auch noch dieses Konfliktgespräch" mit einer blockierenden und den Erfolg verhindernden Einstellung in das Gespräch hineingeht.

Das Manko dabei: Natürlich muss der externe Berater für seine Dienstleistung bezahlt werden. Trotzdem bietet das Zielcoaching den Vorteil, dem Apotheker punktuell und zeitnah bei problematischen Situationen professionelle Unterstützung zu garantieren.

"Der große Vorteil des Austauschs mit einem anderen Menschen ist, dass der Apotheker durch das Gespräch zunächst einmal aus der demotivierenden Situation herausgezogen wird."

Hilfe von innen: Motivationszirkel gründen

Besonders der Kostenaspekt verhindert, dass nicht jede Führungskraft auf einen Coach zurückgreifen kann und will. Hinzu kommt: Der Coach ist und bleibt ein Außenstehender, selbst wenn der Apotheker zu ihm ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat. Und nicht jeder möchte mit einem Außenstehenden Motivationsprobleme besprechen, deren Gründe ja oft auch im privat-persönlichen Bereich angesiedelt sind.

Vielleicht aber kann der Apotheker als Alternative einen Motivationszirkel gründen – und zwar mit anderen Apothekern. Um den fachlichen Austausch geht es dabei nur am Rande. Entscheidend ist, dass sich Menschen, die sich auf der gleichen Hierarchiestufe befinden, auf Augenhöhe austauschen, produktiv kritisieren und motivieren können, auch weil man die Probleme des Kollegen aus eigener Erfahrung kennt.

In zeitlich eng umrissenen Treffen, die in knappen Zeitabständen durchgeführt werden – etwa jede Woche, bei Bedarf auch öfter –, spricht der Apotheker mit anderen Apothekern darüber, was gut funktioniert, was weniger gut, welche motivatorischen Probleme die Kollegen und er selbst haben. Er erfährt, wie die Kollegen ihre Motivationsprobleme lösen, und kann diese Problemlösungen vielleicht auf seine Situation übertragen.

Es geht mithin um den angstfreien Blick über den Tellerrand der eigenen Motivationsprobleme hinaus, um den Erfahrungsaustausch und darum, von anderen Menschen und deren Erfahrungen zu profitieren. Nach der Teilnahme an einem Motivationszirkel sind viele Apotheker in der Lage, eine andere Perspektive zu ihren Motivationsherausforderungen einzunehmen.

Dabei gilt: Gerade weil solche Treffen das Selbstbild von der allwissenden und jede Herausforderung meisternden Führungskraft konterkarieren, entfalten sie eine konstruktive Energie.

Eventuell bietet es sich an, den Motivationszirkel auf andere Personen auszudehnen, ihn also nicht auf Apotheker zu beschränken. Wichtig ist, dass der Zirkel aus Menschen besteht, die einen ähnlichen Erfahrungsbackground haben wie der Apotheker, also zum Beispiel Führungskräfte sind und in Führungsverantwortung stehen oder als Selbstständige arbeiten. Sie können jedoch in ganz anderen Bereichen tätig sein als er selbst.

Der große Vorteil des Austauschs mit einem anderen Menschen ist, dass der Apotheker durch das Gespräch zunächst einmal aus der demotivierenden Situation herausgezogen wird. Er ist nicht mehr "so nah dran" am Problem und kann es mit anderen und lösungsorientierten Augen betrachten. Und darum ist vielleicht auch ein Verwandter, ein Bekannter oder der Partner die geeignete Person, um die Motivationsprobleme einmal unter anderen Gesichtspunkten zu reflektieren.

"Demotivation ist oft auf unbewusste Glaubenssätze zurückzuführen, die uns daran hindern, Gestaltungsenergie zu aktivieren."

Am eigenen Schopf aus der Demotivationsfalle ziehen

Zudem stehen dem Apotheker die Methoden des Selbstmanagements zur Verfügung. Er sollte prüfen, welche der zahlreichen Methoden ihm am besten helfen. Bewährt hat es sich beispielsweise bei der Selbstreflexion, die Problematik aus der Berg-Perspektive zu betrachten, sich also über das Motivationsproblem zu erheben und es von oben zu betrachten. Zu empfehlen ist der schriftliche Weg: Vielen Menschen fällt es leichter, wenn sie zur Selbstvergewisserung die schriftliche Form wählen und ein Tagebuch führen oder sich Fragen zu ihrer augenblicklichen Motivationslage schriftlich stellen und beantworten.

Demotivation ist oft auf unbewusste Glaubenssätze zurückzuführen, die uns daran hindern, Gestaltungsenergie zu aktivieren. Es ist für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung des Apothekers nützlich, die als hemmend identifizierten Glaubenssätze zu relativieren oder umzudeuten. Vielleicht lässt sich ein Glaubenssatz wie "Das kann ich sowieso nicht" ersetzen durch eine "Ich-vermag-es-Haltung".

Allerdings: Glaubenssätze haben die Eigenschaft, dass wir sie oft gar nicht als solche erkennen. Sie sind so tief ins uns verankert und bestimmen so sehr unser Selbstbild, dass wir sie als unumstößliche Gebote wahrnehmen.

Doch die Akzeptanz, dass es solche Glaubenssätze gibt, bedeutet den ersten Schritt zur Veränderung. Darum sollte der Apotheker sich fragen, welche Glaubenssätze ihn belasten, indem er sich gleichsam als "fremde Person" beobachtet und analysiert. Er kommt ihnen auf die Spur, indem er die "Wahrheiten" erkennt, die er von Menschen, die er als Autoritäten oder Vorbilder wahrnimmt, übernommen hat. Dazu vervollständigt er beispielsweise den folgenden Satz: "Der prägende Satz meiner Kindheit lautete …" Die Antwort – etwa "Du musst perfekt sein, um im Leben bestehen zu können" – zeigt an, was ihn daran hindert, seine Gestaltungsenergie zu entfalten.


Dr. Michael Madel, freier Autor und Kommunikationsberater

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