Wirtschaft

DAX: Den Pessimisten ein Schnippchen geschlagen

China gibt den Takt vor – Neues Konjunkturpaket für die USA?

(hps). Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, Zahlen über anstehende Häuserverkäufe und Industrieaufträge – von den Amerikanern ist aus konjunktureller Sicht so bald keine Erhellung zu erwarten. Die Zahlen dürften bestenfalls uneinheitlich ausfallen. Doch während man in den USA noch auf das Licht am Ende des Tunnels wartet, gehen die Chinesen schon wieder mit steigenden Auftragseingängen voran. Die Weltwirtschaft blickt in zunehmendem Maße nach Osten.

Die Marktlage

Die Rezessionsängste der letzten Wochen weichen allmählich. Zunächst besänftigte US-Notenbankchef (FED) Bernanke die Gemüter mit seiner Einschätzung zur konjunkturellen Lage und seiner scheinbar kompromisslosen Bereitschaft, die US-Konjunktur im Zweifel weiter mit Liquidität zu stützen. Von der amerikanischen Regierung wurde vermutet, dass sie die Militärausgaben künftig zum Teil in Richtung Wirtschaft umleiten will. Das sorgte für ein kurzes Durchatmen am Parkett, die erzielten Kursgewinne erwiesen sich jedoch am Ende zunächst als Eintagsfliege. Dann folgten relativ gute US-Verbraucherdaten und vor allem starke August-Zahlen aus China vom verarbeitenden Gewerbe. Diese durchkreuzten denn vorerst auch das Szenario der Pessimisten von einem anhaltenden Bärenmarkt. Die Optimisten scheinen nun im Vorteil zu sein, denn vom amerikanischen Immobilien- und Arbeitsmarkt werden ohnehin keine Wunder mehr erwartet. Alle Zahlen dürften nur bestätigen, was man eh schon weiß: Die Dynamik des Aufschwungs in den USA nimmt ab. Stattdessen richtet sich das Augenmerk auf Nebenkriegsschauplätze. Beispielsweise auf Aussagen des ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden der US-Notenbank Alan Blinder, der laut "Wall Street Journal" Negativzinsen auf die Überschussreserven der Banken bei der FED – ungefähr 1 Billion Dollar – vorschlägt. Das Geld soll auf diese Weise in den Kreditkreislauf zurückfließen. Ein Teil davon dürfte dann auch in Richtung Aktienmärkte gelenkt werden. Und auch die ausgeprägte Schwäche am Anleihenmarkt deutet darauf hin, dass die Investoren demnächst die Liquiditätskarte ausspielen könnten. Der Rat könnte also bald lauten: Anleihen verkaufen und Aktien kaufen.

Bulle & Bär

Keine Trendwende für den Aktienmarkt in Sicht, stellt die Landesbank Berlin fest. Auch die LBBW meint, dass es für einen großangelegten Einstieg noch zu früh sei. Richtig pessimistisch gibt sich vor allem die Société Générale. Die Franzosen sehen die Weltbörsen auf das Bewertungsniveau des Jahres 1982 zurückkehren. Für den DAX würde sich so ein Kursziel rund 500 Punkte errechnen – die Rezessionsangst lässt grüßen. Auch der Hedge-Fonds Titan warnt, die Märkte unterschätzten die Wahrscheinlichkeit eines Absturzes.

Aber möglicherweise muss man die Bären bald unter Artenschutz stellen. Jedenfalls zeigt eine aktuelle Umfrage des "Investors‘ Intelligence", dass der Anteil der Optimisten unter den US-Investoren auf 20,7 Prozent gefallen ist. Der niedrigste Stand seit dem 6. März 2009. Das Tief am Aktienmarkt wurde am 9. März markiert. Das potenzielle Verkäuferlager scheint sich schon stark ausgedünnt zu haben.

Unter den Optimisten findet man unter anderem die SEB Asset Management, die dem DAX zumindest 6800 Punkte auf Sicht der nächsten zwölf Monate zutraut. Die Bank geht davon aus, dass Versicherungen und Pensionsfonds unter Handlungsdruck stünden und demnächst die Geldschleusen öffnen könnten. Ganz Mutige taxieren den DAX mitunter sogar auf 7500 Punkte zum Jahresende.

Unterdessen deuten die starken Verluste an den Anleihenmärkten auf Umschichtungen in Aktien hin. Dieser Prozess dürfte noch anhalten. Die Rohstoffpreise zeugen von einem soliden, weltwirtschaftlichen Trend, eindrucksvoll dokumentiert durch den Kupferpreis, der auf einem 4-Monats-Hoch liegt und seinen historischen Höchststand anvisiert. Von einem drohenden Einbruch der Weltwirtschaft kann also aus Sicht der Rohstoffmärkte keine Rede sein. Daraus könnte sich eine geschickte Kombination ergeben aus Asien-Fantasie für die Exportwerte und freiwerdender Liquidität, wobei einige institutionelle Anleger dem Beispiel der Hannover Rück folgen dürften, die ihre Aktienquote wieder nach oben fahren will. Sehr vorteilhaft ist auch der ausgeprägte Pessimismus auf dem Parkett. Wer sich von Aktien trennen wollte, hat dies vermutlich schon längst getan. Alles in allem sieht das für die Börse nicht schlecht aus.

Eckdaten zum 2. September 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (2. 9., 11.10 h)
6070 Punkte
Dow Jones (1. 9. Schluss)
10.269 Punkte
Gold (Feinunze)
1.245,45 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,09%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,84%
1,30% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,30%
1,70% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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