Gesundheitspolitik

"Ich setze auf die Einsicht der Politik"

AZ-Interview mit Erika Fink, Präsidentin der Bundesapothekerkammer

Berlin (az). Die Novelle der Apothekenbetriebsordnung bewegt derzeit die Apothekerschaft. Die Präsidentin der Bundesapothekerkammer, Erika Fink, gibt sich angesichts der laufenden Gespräche mit dem Gesundheitsministerium zuversichtlich, dass man zu sinnvollen Änderungen kommen wird. Was das von der Regierungskoalition gewollte Pick-up-Verbot betrifft, erwarte sie, dass die Politik zu ihrer Glaubwürdigkeit zurückfinde, sagte Fink im AZ-Interview.


Erika Fink Die Präsidentin der Bundesapothekerkammer erwartet, dass die Politik in puncto Pick-up-Verbot zu ihrer Glaubwürdigkeit zurückfindet.

Foto: AZ/Sket

AZ: Zurzeit wird eine Novellierung der Apothekenbetriebsordnung vorbereitet. Welche Wünsche haben Sie an die neue Verordnung? Welche Änderung sollte Ihrer Meinung nach auf jeden Fall vorgenommen werden?

Fink: Wir befinden uns derzeit in der Diskussion mit dem Ministerium über einzelne Aspekte der anstehenden Novelle. Sie werden sicherlich verstehen, dass ich Ihnen zum aktuellen Stand daher leider keine Detailauskünfte geben kann. Trotzdem ist es natürlich wichtig festzuhalten, dass wir uns sinnvollen Änderungen nicht in den Weg stellen werden. Überall dort, wo wir ohne bürokratischen Mehraufwand die pharmazeutische Qualität und den hohen Standard der Arzneimittelversorgung über die wohnortnahe und unabhängige Apotheke festschreiben können, sollten wir dies gemeinsam tun. Einige Detailregelungen im Vorentwurf fanden wir nicht glücklich. Aber es war halt auch ein Vorentwurf.


AZ: Es wird auch darüber diskutiert, die apothekenüblichen Waren einzuschränken und ihre Verkaufsfläche zu begrenzen. Ist das zeitgemäß?

Fink: Wie gesagt, zu einzelnen Aspekten und zu den Details unserer Kommentierung möchte ich mich an dieser Stelle und öffentlich derzeit nicht äußern. Aber es gilt, dass wir nichts davon halten, überbordende bürokratische Regelungen zu treffen, die am Ende das eigentliche Ziel verfehlen. Ich denke, hier war der intensive Austausch zwischen uns Apothekern und der Arbeitsebene im Ministerium sehr hilfreich. Selbstverständlich gibt es immer unterschiedliche Ansichten, wie man welches Ziel erreichen kann. Ich hoffe und setze darauf, dass wir gemeinsam am Ende eine Novellierung auf den Weg gebracht haben, die für die Apothekerinnen und Apotheker keine zusätzliche Überlast bedeutet, gleichzeitig aber den Anforderungen einer modernen und praxistauglichen praktischen Pharmazie gerecht wird.


AZ: An welchen Stellen sehen Sie noch besonderen Diskussionsbedarf mit dem Bundesgesundheitsministerium?

Fink: Wir hatten die Gelegenheit, alle diese Punkte mit dem Ministerium ausführlich zu diskutieren. Das fand in einer sehr sachlichen und professionellen Atmosphäre statt. Wir haben unsere Anmerkungen und Anregungen jetzt noch einmal konkretisiert und dem Ministerium zugeleitet.


AZ: Noch eine Frage zu den Pick-up-Stellen: Derzeit wird intensiv diskutiert, wie man ein Verbot juristisch sauber im Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz verankern kann. Wagen Sie eine Prognose: Kommt das Verbot?

Fink: Es ärgert mich immens, dass wir bei der Versorgung von Menschen mit Prognosen hantieren müssen. Da brauchen wir mehr Festigkeit, auch in unseren Zielen. Wir alle – ob Verbände oder die gesamte Fachöffentlichkeit – haben in den vergangenen Jahren viel über das Pick-up-Verbot spekuliert. Ich setze auf die Einsicht und Erkenntnis der Politik, dass es bei dieser Frage um viel mehr geht als um einen vermeintlichen und immer wieder öffentlich falsch behaupteten Klienteldienst. Vielmehr geht es zum einen um den Schutz von Verbraucher- und Patienteninteressen. Genau das hatte die Koalition im Sinn, als sie das Thema sogar in den Koalitionsvertrag aufgenommen hat. Und auch im Referentenentwurf zum AMNOG war das Pick-up-Verbot enthalten. Wahr ist, dass sich anscheinend eine andere Klientel durchgesetzt hat; und zwar die großen Drogerieketten. Ich erspare mir lieber eine Prognose, sondern erwarte, dass die Politik zu ihrer Glaubwürdigkeit zurückfindet, so wie es viele Abgeordnete fordern.


AZ: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Fink.

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