Wirtschaft

DAX im Sommerloch

Kursentwicklung durch magere Umsätze eher zufallsbedingt

(hps). Während die Profis am Aktienparkett orientierungslos umherzuirren scheinen, brennen die Kollegen am Rentenmarkt ein wahres Kursfeuerwerk ab. Rezessions- und Deflationsängste sorgen für eine Fluchtbewegung in den vermeintlich sicheren Hafen der Anleihen – und lassen damit zwei wesentliche Fragen aufkommen: Wann platzt am Rentenmarkt die Blase und wer wird davon profitieren?

Die Marktlage

Nach dem Auslaufen der Berichtssaison fiel der DAX zunächst in ein Nachrichtenloch. Der DAX gab bis auf rund 6080 Punkte nach, nachdem er kurz zuvor noch mit 6380 Punkten ein neues Jahreshoch markiert hatte. Die Gewinnmitnahmen setzten ein, als sich die US-Notenbank wild entschlossen zeigte, die Märkte weiter mit billigem Geld zu versorgen. An sich eine gute Nachricht für all jene, die auf die Wirksamkeit von Niedrigzinsen schwören. Aber eine Hiobsbotschaft aus Sicht der Skeptiker, die es damit einmal mehr als erwiesen ansahen, dass die US-Konjunktur in schwerem Fahrwasser steckt. Die Pessimisten setzten sich durch, aber die Kursverluste hielten sich unter dem Strich in Grenzen. Nachdem die DAX-Konzerne durch die Bank hervorragende Quartalsergebnisse abgeliefert und auch in den USA rund 77 Prozent der im S&P-Index gelisteten Unternehmen die Analystenschätzungen übertroffen hatten, bestand seitens der Investoren wenig Neigung, die Kurse nachhaltig fallen zu lassen. Also bleibt es vorerst bei der Hängepartie. Dabei liegt der Joker in diesem Spiel möglicherweise gar nicht bei den Konjunkturdaten, sondern wird demnächst von den Rentenmärkten ausgespielt. Das könnte für das Aktienparkett von Vorteil sein.

Bulle & Bär

Die Furcht vor einer neuerlichen wirtschaftlichen Talfahrt wiegt schwer. Doch unter den Fondsverwaltern sind dennoch einige Optimisten anzutreffen. Die Fondsgesellschaft Pioneer zum Beispiel sieht jeden Rückschlag als günstige Gelegenheit für Neuengagements an. Auch Carmignac erhöht derzeit seine Aktienquote kräftig. Beide halten die aktuelle Diskussion um einen erneuten Konjunktureinbruch für absurd. Bestätigt wird dieser Trend von einer Umfrage der Bank of America/Merrill Lynch unter amerikanischen Fondsmanagern. Demnach reduzieren die institutionellen Anleger momentan die Liquidität und erhöhen ihre Aktienquote. Manch einer hat gar schon die Jahresendrallye vor Augen und spekuliert auf einen wahren Geldsegen aus den fälligen Zinserträgen, die wieder angelegt werden müssen. Und da die Renditen am Anleihenmarkt wenig attraktiv sind, sollte dabei einiges am Aktienmarkt hängen bleiben, so die Vermutung. Aber auch an pessimistischen Stimmen mangelt es nicht. So befürchten die technischen Analysten der BHF-Bank beim DAX einen Rückgang bis auf 6000 Punkte und eventuell sogar einen weiteren Rückschlag bis auf 4500 Punkte. Die Stimmung unter den Anlegern sei vor dem Hintergrund der schlechten gesamtwirtschaftlichen Rahmendaten noch viel zu positiv, führt die BHF-Bank zur Begründung ihrer düsteren Markteinschätzung an.

Unterdessen scheinen die Weltbörsen mit den neuerlichen Rezessionsgerüchten wieder ganz gut zurechtzukommen. Der Ölpreis orientiert sich nach oben und dürfte dem DAX den Weg weisen. Den temporären Rückschlag darf man wohl unter Gewinnmitnahmen verbuchen, begünstigt durch die ferienbedingten mageren Umsätze. Die eigentliche Sensation der letzten Woche fand nicht am Aktienmarkt, sondern an den internationalen Rentenmärkten statt. Dort haben wahre Panikkäufe eingesetzt, die die Renditen in den Keller fallen ließen. Die 30-jährige Bundesanleihe purzelte dabei unter die 3-Prozent-Marke und auch in den USA rentiert die zehnjährige US-Staatsanleihe zwischenzeitlich nur noch mit 2,6 Prozent. Ob die Flucht in Staatspapiere ausschließlich den Rezessionsängsten geschuldet wird, erscheint dabei zweifelhaft. Seitdem sich die amerikanische Notenbank für weitere Aufkäufe von Anleihen ausgesprochen hat, sind wohl auch noch viele auf den fahrenden Zug aufgesprungen. Jedenfalls könnte die Blase an den Rentenmärkten bald platzen. Wer selbst bei diesen Minirenditen noch zukauft, muss schon fast an den Weltuntergang glauben. Der aber dürfte so bald nicht anstehen, sonst hätten die Großunternehmen dies- und jenseits des Atlantiks ihren Ausblick schon nach unten angepasst. Die Profis jammern über Rezessionsgefahren und Deflation, können aber mit keiner Silbe erklären, wie es unterdessen in Deutschland im Juli zum stärksten Anstieg der Erzeugerpreise seit 2008 kommen konnte. Kein Zweifel: Die Anleiheblase wird platzen und es könnte tatsächlich bald zu größeren Positionsumschichtungen zugunsten der Aktienmärkte kommen. Für den DAX bleiben 6500 Punkte eine realistische Größe.

Eckdaten zum 19. August 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (19. 8., 12.15 h)
6212 Punkte
Dow Jones (18. 8. Schluss)
10.415 Punkte
Gold (Feinunze)
1.229,75 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,09%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,84%
1,30% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,30%
1,70% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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