Gesundheitspolitik

Celesio: Weniger Großhandel, mehr Dienstleistung

Käufer für Anzag-Anteile gesucht – macht Alliance Boots das Rennen?

Frankfurt (dpa/az). Der Stuttgarter Pharmahändler Celesio will sich von seinen Anteilen am Frankfurter Pharmagroßhändler Anzag trennen. Das Unternehmen setzt zunehmend auf andere Geschäftsfelder – etwa das Joint Venture mit Medco, das pharmazeutische Dienstleistungen anbieten will – und möchte seine Abhängigkeit vom Pharmahandel verringern. Celesio-Vorstandschef Fritz Oesterle wollte am 18. August im "Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten" (ICFW) keine Details zum Fortgang der Verkaufsbemühungen nennen. Medienberichten zufolge soll Celesio mit dem britischen Konkurrenten Alliance Boots verhandeln.

Bereits im Halbjahresbericht des Unternehmens hieß es, dass die Veräußerung der Anzag-Anteile (12,5 Prozent) im zweiten Halbjahr 2010 erwartet werde. Die "Financial Times Deutschland" berichtete am 20. August unter Berufung auf Branchenkreise, dass Celesio mit Alliance Boots verhandele. Zwar spricht das Stuttgarter Unternehmen dem Blatt zufolge auch mit mindestens einem kleinen Finanzinvestor. "Aber die wahrscheinlichste Variante ist ganz klar Alliance Boots", habe eine mit der Transaktion vertraute Person gesagt. Branchenkreise rechnen auch mit Interessenten aus Russland.

Alliance Boots, eine Beteiligung des Finanzinvestors KKR, ist einer der drei großen europäischen Pharmagroßhändler neben den beiden deutschen Marktführern Celesio und Phoenix. Anzag ist hierzulande die Nummer drei; an der Frankfurter Gesellschaft mit genossenschaftlichen Wurzeln sind alle großen Pharmahändler beteiligt: Alliance Boots mit knapp 30 Prozent, Celesio und Phoenix mit je 12,5 Prozent und der viertgrößte deutsche Händler Sanacorp mit knapp 25 Prozent. Der Rest liegt bei zwei kleineren Konkurrenten sowie in Streubesitz. Für die großen deutschen Pharmahändler ist es kartellrechtlich schwierig das Celesio-Paket an Anzag zu erwerben. Sanacorp hatte vor Jahren eine Mehrheit an Anzag erwerben wollen, scheiterte dabei aber am Bundeskartellamt.

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