Wirtschaft

DAX: Im Schlingerkurs nach oben

US-Notenbankchef gibt sich pessimistisch – DAX zeigt sich wenig beeindruckt

(hps). Die Investoren im Spannungsfeld zwischen pessimistischen Konjunkturaussichten und teils hervorragenden Quartalsberichten der Unternehmen. Ein offener Schlagabtausch zwischen Pessimisten und Optimisten, der den DAX im Ergebnis auf der Stelle treten lässt. Und nicht wenige Analysten glauben, dass sich daran bis Jahresende auch nichts ändern wird. Doch so einfach wird es der DAX den Experten nicht machen.

Die Marktlage

Die europäische Schuldenkrise haben die Investoren zu den Akten gelegt – das ist schon am Höhenflug des Euro abzulesen. Dafür rücken jetzt die Konjunktursorgen in den USA in den Vordergrund. Das rückläufige Verbrauchervertrauen deutet hier auf ein schwächeres drittes Quartal hin. Die Pessimisten standen nun vor der Herausforderung, angesichts der zu erwartenden guten Quartalszahlen das Haar in der Suppe zu finden. Und sie wurden fündig. So begeisterten zwar die Quartalsberichte von IBM und Texas Instruments in der Gewinnentwicklung, die Umsatzentwicklung dagegen hinkte hinterher. Ohne eine kräftige Belebung am US-Arbeits- und Immobilienmarkt sei eben keine Kehrtwende in der US-Konjunktur in Sicht. Und die, so die Skeptiker, lasse auf sich warten. Doch so mancher Analyst, der hier meinte, bereits jetzt im Bärengewand umherwandeln zu müssen, bekam es nicht nur mit der Hitze zu tun. Denn die Quartalsberichte waren phasenweise unglaublich gut. Texas Instruments brillierte mit einer Verdreifachung des Gewinns im Jahresvergleich. IBM wies das dreißigste Quartal in Folge mit einem Gewinnanstieg aus. Auch Apple lieferte ein Rekordquartal ab mit einem Gewinnanstieg von 78 Prozent. Die Banken Morgan Stanley, US Bancorp und Wells Fargo wiesen wieder Gewinne im Milliardenbereich aus. Zumindest einen Treffer konnten diese zotteligen Wesen indes noch landen: US-Notenbankchef Bernanke äußerte sich skeptisch zur amerikanischen Konjunktur. Der Ausblick für die US-Wirtschaft sei "außergewöhnlich unsicher". Der DAX ließ sich davon allerdings nur kurz irritieren und nahm danach seinen Aufwärtstrend wieder auf.

Bulle & Bär

Viele Analysten sehen am Parkett eine "Pattsituation" erreicht. Die Begeisterung über die Quartalsberichte wird durch die Pessimisten hinsichtlich der weiteren Wirtschaftsentwicklung ausgeglichen. Deshalb sehen die meisten Experten den DAX zwischen 5600 und 6300 Punkten hin und her pendeln. Die Hessische Landesbank erwartet für den DAX aktuell ein Rückschlagpotenzial bis 5700 Punkte.

Unterdessen waren letzte Woche am Frankfurter Parkett zunächst die "zittrigen Hände" am Werk. Das Börsenbarometer erlitt einen Rückschlag und fiel bis auf 5900 Punkte zurück. Die Profis wirken derzeit etwas angespannt. Hinzu kommen sommerlich leichte Handelsumsätze, die die Schwankungsfreudigkeit der Kurse begünstigen. Fundamental jedenfalls scheint der ausgeprägte Pessimismus unter den Profis wenig untermauert. Ein Blick auf den Anleihen- und Rohölmarkt zeigt, dass die Festverzinslichen seit Juni nur noch seitwärts laufen. Von Ängsten und panikartigen Umschichtungen von Aktien in Anleihen kann also keine Rede sein. Noch erbaulicher ist die Situation beim Rohöl. Hier ziehen die Notierungen weiter an, was von einer optimistischen Grundhaltung zur Weltkonjunktur zeugt. Und das will so gar nicht zu der Katerstimmung am Aktienparkett passen. Doch die Quartalsberichte belegen: Für die Großkonzerne ist China das große Thema. Vor diesem Hintergrund stellt sich zunehmend die Frage, welches Gewicht dem maladen US-Häuser- und Arbeitsmarkt überhaupt noch zukommt. Denn im Ergebnis profitieren derzeit die Unternehmen einerseits von den hervorragenden Absatzchancen in Asien, während andererseits die Zinsen auf absehbare Zeit am Boden bleiben dürften. Für Investoren nicht die schlechteste Ausgangsvoraussetzung. Und diese Erkenntnis sollte sich bald auch am Parkett durchsetzen. Sicher ist es etwas gewöhnungsbedürftig, dass es auch ohne die Amerikaner geht. Aber die Welt hat sich verändert – und das Spiel hat neue Regeln.

Eckdaten zum 22. Juli 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (22. 7., 12.00 h)
6076 Punkte
Dow Jones (21. 7. Schluss)
10.120 Punkte
Gold (Feinunze)
1.187,50 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,08%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,80%
1,30% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,28%
2,20% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.