Wirtschaft

DAX: Berichtssaison wird zum Hürdenlauf

Alcoa-Zahlen enttäuschen / Irritation über chinesische Geldverknappung

(hps). Nach dem Sprung über die psychologisch wichtige Marke von 6000 Punkten kommt der DAX nur noch schleppend voran. Bereits bei 6080 Zählern zeigt das Börsenbarometer wieder deutliche Ermüdungserscheinungen. Und der misslungene Auftakt zur US-Berichtssaison ist bei der Klettertour auch nicht eben förderlich. Die Anleger hoffen nun, dass der anstehende Zahlenreigen wenigstens die eine oder andere positive Überraschung für das Parkett bereit hält.

Die erste Handelswoche im neuen Jahr verlief für den DAX verheißungsvoll. Die Mehrheit der Börsenanalysten rechnete mit einem positiven Verlauf der anstehenden Berichtssaison und für die weitere Kursentwicklung zeigte sich die Gilde geschlossen optimistisch. Aber Markus Steinbeins hatte Anfang letzter Woche wohl eine Vorahnung: "Diese Zuversicht gibt einen Hinweis auf die Positionierung vieler Anleger – was mich etwas unruhig macht", so der Fondsmanager von Pioneer Investments. Und sein Bauchgefühl deutet womöglich in die richtige Richtung, denn der Start in die neue Berichtssaison verlief alles andere als reibungslos.

Zunächst legte Alcoa die Quartalszahlen auf den Tisch. Von dem Geschäftsverlauf des Aluminiumherstellers erhoffen sich Experten regelmäßig Hinweise auf den Zustand der Weltwirtschaft insgesamt. Aber Alcoa patzte. Ein schlechtes Omen, wie manche meinen. Gleich danach folgten Gewinnwarnungen vom Ölgiganten Chevron sowie von Société Génerale. Zusätzlich sorgte die Anhebung der Mindestreserve in China für Unruhe. Die Experten befürchten eine schrittweise Geldverknappung mit entsprechenden Konsequenzen für Investitionen und die Liquiditätslage der neuen Weltwirtschaftslokomotive. Doch es gibt auch Lichtblicke: Mit den Berichten von Intel und den US-Investmenthäusern sollten wieder erfreulichere Zahlen die Stimmung aufhellen. Die Frage ist nur, inwieweit diese schon eingepreist wurden.

Der Wochenausblickaus Sicht der Experten

Noch immer träumen viele Investoren von dem großen Jackpott. 2000 Milliarden US-Dollar sollen es sein, die da in den USA derzeit noch in Geldmarktfonds schlummern und angeblich nur auf ihren Einsatz am Aktienmarkt warten. Mitunter ein Grund, warum die Bullen zahlenmäßig immer noch dominierend sind. Laut einer Umfrage unter Herausgebern von US-Börsenbriefen liegt ihre Zahl so hoch wie seit Dezember 2007 nicht mehr. Zu den Optimisten zählen hierzulande auch die Deutsche Bank oder M.M.Warburg, wo man sich von der Berichtssaison positive Überraschungen erhofft bzw. jetzt den groß angelegten Einstieg der institutionellen Anleger erwartet. 6200 Punkte seien da schon erreichbar, glaubt man bei der M.M.Warburg.

Doch auch die kritischen Töne werden lauter. So erwarten die Experten der Landesbank Baden-Württemberg, dass die Unternehmen die Bälle hinsichtlich der Schätzungen für 2010 flach halten werden. Die Weberbank glaubt sogar, dass die Rallye in den nächsten Wochen zum Erliegen kommen wird, weil die Erwartungen an die Unternehmensgewinne völlig überzogen seien. Ebenfalls nichts Gutes kommt aus der Ecke der Charttechniker. Sie sehen bei Kursen knapp unter 5900 DAX-Punkten die letzte Bastion der Optimisten wegbrechen und befürchten danach ein Durchsacken in die Region von 5500 bis 5600 Zählern.

Das Rätsel um den schwachen Dollar

Dass das billige Geld der Notenbanken die Börsen am Laufen hält, ist unter Experten unstrittig. Besonders preiswert sind Kredite derzeit in den USA mit Zinssätzen knapp über Null. Die "Carry Trades" machen wieder von sich reden, bei denen internationale Investoren größere Unterschiede im Zinsgefüge ausnutzen. Man verschuldet sich zu möglichst geringem Zinssatz in den USA und legt das Geld zu höherem Zinssatz in einer anderen Währung an. Und was über Jahre mit dem japanischen Yen funktioniert hat, erfährt heute im amerikanischen Dollar eine Neuauflage. Um das Risiko gering zu halten, wählt man als Anlageform festverzinsliche Wertpapiere. Was allerdings bleibt, ist das Währungsrisiko. Denn beginnt der Dollar plötzlich zu steigen, können bei der Rückführung der Kredite die Währungsverluste schnell die Zinsgewinne auffressen.

Nun hegen einige Experten den Verdacht, dass viele Spekulanten den niedrig verzinsten Dollar in die weltweiten Aktienmärkte investiert haben. Ein potenziertes Risiko also, bei dem der Dollarkursentwicklung außerordentlich große Bedeutung zukommt. Ein stärkerer Dollar müsste demnach infolge des drohenden Währungsverlustes einen Verkaufsdruck an den Aktienmärkten erzeugen.

Tatsache ist, dass die weltweiten Aktienmärkte im März letzten Jahres ihren eindrucksvollen Steigflug begonnen haben – und zwar zeitgleich mit dem Abstieg des Greenbacks. Tatsache ist aber auch, dass der Euro gegenüber dem Dollar in letzter Zeit deutliche Schwächesignale liefert. Seit dem relativ starken Kursrückgang von 1,50 auf 1,43 Dollar konnte sich die Gemeinschaftswährung nicht mehr nennenswert erholen. Ob es sich dabei nun um eine wirkliche Dollarstärke oder um eine Schwäche des Euro handelt, ist wohl eher ein akademischer Streit. Anhänger dieser Theorie werten jedenfalls die jüngste Dollarstärke als Signal zum Ausstieg aus den Aktienmärkten.

Eckdaten zum 14. Januar 2010
(alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (12.00 h)
5997 Punkte
Dow Jones
(13.1. Schluss)
10.680 Punkte
Gold (Feinunze)
1139,65 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,26%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,89%
1,60%
(Netbank AG)
Festgeld 12 Monate
(Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,40%
1,60%
(Mercedes-B. Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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