Wirtschaft

DAX: Vorfreude auf die Berichtssaison

DAX und Dow vollziehen die Wende – Händler in Erklärungsnot

(hps). Noch vor wenigen Tagen verdarben die Schuldenkrise und ein schwächeres Wirtschaftswachstum in China den Aktienhändlern die Laune. Nur die vage Hoffnung auf gute Unternehmenszahlen in der bevorstehenden Berichtssaison schien die wenigen Optimisten noch bei der Stange zu halten. Plötzlich drehten die Indizes, ohne dass die Akteure dafür einen Grund ausfindig machen konnten. Doch der neue Trend dürfte bald mehr Anhänger finden, die Händler müssen mitziehen. Die passenden Gründe liefert man dann eben nach.

"DAX im Niemandsland" oder "ausgeprägte Schaukelbörse", so lautet die Erwartungshaltung der Analysten für diese Woche. Bislang stehen die Profis noch unter dem Eindruck schwächerer US-Konjunkturdaten und der nachlassenden Wirtschaftsdynamik in China. Dabei scheint insbesondere gegen die hohe Arbeitslosigkeit in den USA noch kein Kraut gewachsen zu sein. Wasser auf die Mühlen all jener, die ein nochmaliges Abgleiten in die Rezession befürchten. Auch der wieder erstarkte Euro scheint daran wenig zu ändern. Die Kursentwicklung lässt zwar die europäische Schuldenkrise etwas in den Hintergrund treten. Dafür richtet sich jetzt das Augenmerk auf die Amerikaner. Das bislang angeführte Pro-Dollar-Argument, die Amerikaner seien noch am ehesten in der Lage, dem Schuldenberg mit hohem Wachstum und entsprechenden Steuereinnahmen zu begegnen, hat wohl ausgedient. Stattdessen warten die Akteure nun darauf, dass auch die USA endlich ihre Hausaufgaben in Sachen Schuldenreduzierung machen. Einen Lichtblick offerieren indes die anstehenden Quartalsergebnisse. Die Profis freuen sich darauf, da man allgemein solide Zahlen erwartet. Doch die kommen erst Mitte Juli, was die abwartende Haltung der Investoren erklärt. Einige Optimisten wagen sich dennoch schon mal vor und wollen sich den Platz in der ersten Reihe sichern. Und dass die hohen Erwartungen an die Berichtssaison nicht ganz unberechtigt sind, belegt der kräftige Anstieg der Exporte im Mai. Der deutsche Außenhandel stellte damit einen Zehn-Jahres-Rekord auf.

Bulle & Bär

Wenn die Dinge am Aktienmarkt einmal nicht mehr wie gewohnt richtig rund laufen, mehrt sich sofort die Anzahl der Pessimisten unter den Analysten. Ob man sie nun als "Trittbrettfahrer" bezeichnet oder dieses Phänomen freundlich mit "the trend is your friend" umschreibt, im Ergebnis dominiert an der Börse immer der Herdentrieb. Im US-Nachrichtensender CNBC kam letzte Woche der Chef von "Guppytraders", Daryl Suppy, zu Wort. Er will große charttechnische Ähnlichkeiten zwischen dem Kursverlauf von 1929/30 und der heutigen Situation festgestellt haben. Das Kursverhalten während der Weltwirtschaftskrise dient ihm als Blaupause, woraus er für den DAX ein Kursziel von 1500 Punkten ableitet. Diejenigen, die sich nicht an die Vergangenheit erinnerten, seien dazu verdammt, sie zu wiederholen, meint Herr Guppy im Brustton düsterer Vorahnung. Es geht aber auch weniger dramatisch. Die Hessische Landesbank sieht inzwischen wegen den zunehmenden Wachstumszweifeln den Beginn einer Abwärtsbewegung. Die gute Auftragslage der deutschen Industrie sei bereits eingepreist. Auch die Saxo-Bank setzt auf fallende Kurse und beruft sich dabei auf die Kürzungsprogramme bei den Staatsausgaben. Die wenigen Optimisten, die noch unterwegs sind, setzen dagegen auf einen Überraschungscoup durch die anstehenden Quartalsergebnisse.

Erwartungsgemäß lastete letzte Woche zunächst noch Abgabedruck auf DAX und Ölpreis. Dabei kam der Index bei knapp über 5800 Punkten zum Stehen, also rund 100 Punkte oberhalb des anvisierten Kursziels der letzten Woche von rund 5700 Punkten. Inzwischen lohnt ein Blick auf die Rahmenbedingungen: Beim Ölpreis ist den Bären nach rund zweiwöchiger Talfahrt bei 71 Dollar pro Barrel die Puste ausgegangen. Man besinnt sich offensichtlich nun doch wieder mehr auf das Wachstumspotenzial der Weltwirtschaft, insbesondere auf den Energiehunger der chinesischen Volkswirtschaft. Dies spiegelt sich auch in den Notierungen der Anleihen wider. Die Festverzinslichen schwächeln. Bei Mini-Renditen lässt derzeit der bedingungslose Drang nach Sicherheit nach. Alles keine so schlechten Bedingungen für eine Kurserholung am Aktienparkett. Auch der Euro hat eine beachtliche Kehrtwende vollzogen, die nun Kurse von 1,32 USD erwarten lassen. Für den DAX ein Beinbruch? Wohl eher nicht. Bei den Favoriten dürfte sich wenig geändert haben: Alle Automobiltitel inklusive MAN, BASF, Infineon, SAP und Siemens sehen technisch nach wie vor gut aus. Und der DAX? Er ist ein Gewohnheitstier. Er liebt die Region zwischen 6100 und 6300 Punkten.

Eckdaten zum 8. Juli 2010
(alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (8. 7., 11.00 h)
6009 Punkte
Dow Jones (7. 7. Schluss)
10.018 Punkte
Gold (Feinunze)
1.204,40 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,08%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,82%
1,30%
(ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,27%
2,20% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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