Wirtschaft

DAX: Wieder bei 6300 Punkten gescheitert

DAX fehlt die Kraft zum Durchbruch – Furcht vor neuer Rezession geht um

(hps). Das Bild könnte diffuser nicht sein. Da feiern einerseits die deutschen Autobauer in China phänomenale Absatzerfolge und legen in der Produktion Sonderschichten ein, während gleichzeitig die Wirtschaftsdynamik der europäischen Industrie abflacht und der amerikanische Häusermarkt regelrecht kollabiert. Das Parkett zwischen Euphorie und Depression – eine Schaukelbörse. Gut für Trader, schlecht für die Nerven. Man wird sich daran gewöhnen müssen.

Die Marktlage

Anzeichen von "Krisenmüdigkeit" wollen die Profis am Parkett ausgemacht haben. Tatsächlich schien letzte Woche die Sorgen um die Staatsfinanzen der Euro-Staaten langsam zurückzugehen und einer größeren Risikofreudigkeit zu weichen. Darauf wies auch die Kursentwicklung beim Euro hin. Die Gemeinschaftswährung präsentierte sich in den letzten Tagen robust und kam der Grenze von 1,25 USD recht nah. Für die Optimisten Grund genug, um wieder auf die allgemein relativ günstige Aktienbewertung hinzuweisen und ansonsten die Währungskarte auszuspielen. Letztere wurde zuletzt sogar recht hoch gehandelt, als China in der vergangenen Woche andeutete, einer Aufwertung des Yuan nicht länger im Wege stehen zu wollen. Die Exporteure in Europa und den USA hatten sich schon die Hände gerieben und die Börsenkurse folgten mit einem Satz nach oben. Doch die Vorfreude erwies sich als übereilt. Bereits tags darauf kaufte die chinesische Notenbank im großen Stil Dollar auf und machte deutlich, wie man im Reich der Mitte die Schwankungsbreite des Yuan auch künftig in Grenzen zu halten gedenkt. Eher enttäuschend fiel unterdessen die fundamentale Datenlage aus. Die Einkaufsmanagerindizes für Europa deuteten letzten Mittwoch eher auf eine Konjunkturabkühlung hin, wobei der Auftragsindex bereits den dritten Monat in Folge rückläufig war. In den USA lagen die Hauskäufe im Mai auf Rekordtief, nachdem die staatlichen Steuervorteile ausgelaufen waren. Hat die konjunkturelle Dynamik also tatsächlich schon den Zenit überschritten? Diese Vermutung hegt zumindest die Hessische Landesbank (Helaba) und fügt hinzu: "Wer jetzt noch einsteigt, tut dies nur unter großen Schmerzen". Große Sprünge beim DAX seien nicht mehr drin. Und so kämpft der Index auch weiter um die 6300er Marke, unterstützt von der Charttechnik, aber bar jeder Euphorie.

Bulle & Bär

Setzt man auf die europäischen Exporteure und die Währungsgewinne, dann sollten die anstehende Berichtssaison mit einigen positiven Überraschungen aufwarten können. Denn, so meint man bei der Dexia Asset Management, das derzeitige Kursniveau preise für 2011 so gut wie keine Gewinnsteigerungen ein. Dennoch sehen die Dexia-Experten schwierige Sommermonate voraus und erwarten erst wieder im Herbst steigende Kurse.

Die DZ-Bank und die Landesbank Berlin zählen indes zu den verhaltenen Optimisten. Aufwärts, aber anfällig für Rückschläge – lautet hier die Devise. Andere Beobachter konzentrieren sich bei ihren Analysen eher auf den amerikanischen Markt und wähnen die US-Wirtschaft auf einem langwierigen und steinigen Weg. Die Weberbank befürchtet daher auch weiterhin heftige Kursausschläge nach beiden Seiten. Die Helaba sieht gar bei der Konjunktur den Zenit überschritten. Auch die Saxo-Bank und die viel beachtete Fondsgesellschaft Carmignac reihen sich in die Front der Pessimisten ein. Beide haben weder in das europäische Krisenmanagement noch in die amerikanische Wirtschaft allzu viel Vertrauen, wobei die Saxo-Bank auch massive Aktienverkäufe nicht ausschließen möchte.

Unterdessen konnte der DAX letzte Woche – wie erwartet – die 63000er Marke nicht nachhaltig überwinden. Die Dynamik der Aufwärtsentwicklung beim Euro hat nun ebenfalls nachgelassen, was darauf hindeutet, dass man die Schuldenkrise an der Börse zwar zeitweise verdrängt, aber nicht vergessen hat. Die Lust am Risiko dürfte wieder zurückgehen, das Geld wieder in die sicheren Rentenmärkte abwandern. Geld, das bei den Anteilsscheinen fehlt – das verzweifelte Anrennen gegen das Bollwerk bei 6300 Punkten spricht da Bände. Es scheint einfach noch zu früh, alle konjunkturellen Bedenken über Bord zu werfen und am Aktienparkett den Bullen zu mimen. Das dürfte diese Woche auch der DAX zu spüren bekommen. Die Anleger werden jetzt die Luft nach unten ausloten wollen, nachdem bei 6300 Punkten der Deckel solide sitzt. Dabei dürfte es zum Test der 6000er Marke wahrscheinlich sogar zu einem Rückfall bis auf rund 5850 Punkten kommen. Ein Ausverkaufsszenario ist indes nicht anzunehmen. Dafür ist die Ertragssituation der Unternehmen zu robust.

Eckdaten zum 24. Juni 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (24. 6., 11.15 h)
6162 Punkte
Dow Jones (23. 6. Schluss)
10.298 Punkte
Gold (Feinunze)
1229,80 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,10%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,80%
1,50% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,27%
1,70% (SWK-Bank)
*Quelle: www.festgeld.de

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