Wirtschaft

6300 Punkte im Visier

Schuldenkrise wird ignoriert – DAX und Euro im Aufwärtstrend

(hps). Die Wogen, die die Schuldenkrise schlägt, glätten sich langsam. Nach der erfolgreichen Platzierung spanischer Anleihen steigt der Euro – und der DAX folgt. Doch die Händler sind sich darüber im klaren, dass für einen Sprung über die 6300er Hürde schon etwas mehr kommen muss als nur das Ausbleiben weiterer Katastrophenmeldungen aus Europa. Und so richtet sich die Aufmerksamkeit wieder mehr nach New York, wo bald die Berichterstattung zum zweiten Quartal beginnt.

Die Marktlage

Eine neuerliche Rückstufung der Bonität Griechenlands, ein überraschend deutlicher Rückfall beim Index für Konjunkturerwartungen (ZEW-Index) – das alles hätte noch vor wenigen Tagen der Börse gehörig zugesetzt. Doch die Akteure nehmen es inzwischen gelassen. Abzulesen ist das Ganze unter anderem am stabilen Euro, der sich auch durch den gesenkten Daumen der amerikanischen Rating-Agenturen hinsichtlich der Kreditwürdigkeit griechischer Anleihen nicht beeindrucken ließ. Aber auch der sichere Hafen der Anleihen verzeichnet keinen Zulauf mehr. Im Gegenteil, die Marktteilnehmer scheinen sich eher von ihren Festverzinslichen trennen zu wollen. Unterdessen dürfen die Optimisten mit Beruhigung zur Kenntnis nehmen, dass im Vorfeld der in Kürze anstehenden Berichterstattung zum zweiten Quartal bislang keine Gewinnwarnungen der Unternehmen zu registrieren sind. Zuversicht herrscht offensichtlich auch in den Chefetagen der Großunternehmen. Laut den jüngsten Daten der Bundesanstalt der Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) haben allein in der vorletzten Woche 64 Top-Manager im großen Umfang Aktien ihrer eigenen Firmen gekauft. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Veröffentlichungen im Jahre 2002. Indes zögern noch viele Anleger vor einem beherzten Zugreifen. Sie sorgen sich um die Auswirkungen, die von Steuererhöhungen und Ausgabekürzungen im Euroraum auf die Weltwirtschaftsentwicklung ausgehen könnten. Auch der Immobilienmarkt in den USA hat sich nach den jüngsten Daten noch nicht stabilisiert. Noch bedenklicher stimmt der verhaltene Ausblick von FedEx. Der US-Paketdienst gilt als Gradmesser für die konjunkturelle Entwicklung.

Bulle & Bär

Nicht wenige Analysten schreiben es nur der Fußballweltmeisterschaft zu, dass die Kurse an der Börse überhaupt noch steigen. Die meisten Experten trauen der Sache nicht – auch nicht die Chartanalysten der BHF-Bank, die erhebliche Zweifel an der Bodenbildung beim DAX äußern. Die Analystengilde insgesamt ist bescheidener geworden. Pioneer Investments etwa sieht den DAX bis zum Jahresende nur noch in einer Bandbreite zwischen 5500 und 6300 Punkten.

Während viele Experten noch Ende letzter Woche bereits bei 6000 Punkten für den DAX das Ende der Fahnenstange erreicht sahen, kletterte das Börsenbarometer munter weiter – in der Spitze bis auf 6235 Punkten am letzten Donnerstag. Damit wurde die an dieser Stelle prognostizierte Zone zwischen 6200 und 6300 Punkte erreicht. Plus 250 Zähler im Wochenvergleich – das ist beachtlich. Nach Kurs treibenden Fundamentaldaten suchte man dabei vergeblich. Der Anstieg war vor allem charttechnischen Faktoren sowie der Tatsache zuzuschreiben, dass vom Anleihenmarkt Gelder umgeschichtet wurden. Und bei aller Freude über das Plus hatte man den Eindruck, dass der DAX dabei eher zum Jagen getragen wurde. Auf kurze Sicht dürfte es auch weiterhin bei 6300 Punkten für den DAX eng werden. Ein direkter Durchmarsch durch diesen Widerstand ist eher unwahrscheinlich. Mittelfristig dagegen sind Lichtblicke zu erkennen. Bill Gross, Chef von PIMCO, einer der größten Rentenfonds weltweit, fährt nun seine Aktienquote nach oben und ändert damit seine Investmentstrategie. Zur Begründung verweist Gross auf das weltweit niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnis an den Börsen sowie auf die Tatsache, dass die Finanzmärkte nicht nur Anleihen orientiert seien und Aktien schon immer einen festen Platz im Gefüge gehabt hätten. Also alles etwas banal. Der wahre Grund dürfte indes ein anderer sein: Seit Wochen liefern die Anleihenkurse eine Hängepartie ab. Technisch stehen sie kurz vor dem Abrutschen. Offensichtlich erkennen die Akteure langsam, dass man es mit der sicherheitsorientierten Strategie etwas überzogen hat, die Renditen sind inzwischen schlichtweg ein Witz. Kommt es hier tatsächlich zu größeren Positionsauflösungen, wird ein nicht unwesentlicher Teil davon in Aktien fließen. Dies könnte dem DAX durchaus ein paar hundert Punkte Kursgewinn einbringen. Das wird bald spannend werden …

Eckdaten zum 17. Juni 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (17. 6., 11.30 h)
6232 Punkte
Dow Jones (16. 6. Schluss)
10.409 Punkte
Gold (Feinunze)
1231,95 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,10%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,80%
1,50% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,29%
1,70% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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