Wirtschaft

DAX zwischen Himmel und Hölle

DAX eingekeilt – Akteure warten auf kursbewegende Neuigkeiten

(hps). Die letzte Woche war wahrlich nichts für Anleger mit schwachen Nerven. Gleich mehrmals löschte die Wall Street die Kursgewinne, die tagsüber mühsam aufgebaut worden waren, in den letzten Minuten des Handelstages wieder aus. Auch die Profis zeigen sich ratlos. Eigentlich, so meinen die meisten Experten, sollte es mit den Kursen nach oben gehen. Eigentlich.

Die Marktlage

Nach der spontanen Erholungsrallye beim DAX setzen viele Profis nun auf ein schnelles Comeback des Börsenbarometers. Die Optimisten haben dabei die Euro-Krise bereits zu den Akten gelegt und führen nun die bekannten Argumente ins Feld: Die solide expandierende Weltwirtschaft und die niedrige Bewertung von Aktien. Einige Händler sprechen bereits von einer abgeschlossenen Korrektur bei DAX und Euro. Ein bekannter Hedge-Fonds-Manager in New York wettet gar auf neue Jahreshöchststände beim Dow Jones. Ähnlich wie schon im Mai, als der DAX aus einer scheinbar hoffnungslosen Situation heraus doch noch die Kehrtwende vollzogen hatte, soll auch diesmal der Überraschungscoup gelingen. Die äußeren Rahmenbedingungen deuteten indes in eine andere Richtung. Das Rohöl, stets ein verlässlicher Indikator, wenn es um den Glauben an das globale Wirtschaftswachstum geht, konnte sich letzte Woche kaum von der Talfahrt erholen. Und der Euro, das Fieberbarometer für Europas Verschuldungskrise, erhob sich ein wenig und wanderte kurz darauf wieder auf die Intensivstation. Dennoch pokern die Optimisten mit hohem Einsatz und zogen den DAX in mehreren Anläufen bis auf knapp 6100 Punkte. Dieser Anstieg erwies sich bislang allerdings als recht mühselige Angelegenheit, die einige Akteure an den Aufwärtskräften zweifeln lassen. Beide Seiten – Optimisten wie Pessimisten – suchen nun händeringend nach richtungsweisenden Argumenten und viele hofften auf den am Freitag (4. Juni) anstehenden US-Arbeitsmarktbericht, er sollte endlich den göttlichen Funken überspringen lassen.

Am Rande bemerkt: Unterdessen arbeiten Politik und Finanzbranche eindrucksvoll an einer Lösung der globalen Finanzmisere. Jüngstes Beispiel: Während die EU-Kommission noch an neuen Regeln zur Beschränkung der Macht der amerikanischen Rating-Agenturen arbeitet, stufte der US-Ratingriese Standard & Poors die Bonität der Stadt Brüssel kurzerhand herab. Von einem internationalen Lösungsansatz zur Krisenbekämpfung ist man offensichtlich noch meilenweit entfernt.

Bulle & Bär

Der DAX im Schraubstock, eingekeilt zwischen Asien-Boom und der Angst, die Euro-Krise könne den Aufschwung wieder zunichte machen. Das tut der Börse nicht gut. Da stauen sich Energien auf, die dann schlagartig freigesetzt werden können. Fragt sich nur in welche Richtung. Aus Amerika kommen mitunter optimistische Stimmen über den Teich. Dort hofft man auf gute Jobdaten und auf einen Aufwärtstrend am Immobilienmarkt. In Deutschland bauen die DZ-Bank und die Postbank darauf, dass die hohen Wogen um die europäische Schuldenkrise sich glätten und damit die Fundamentaldaten wieder mehr zur Geltung kommen. Eine Kurzzeit-Einschätzung ist den Experten allerdings nicht zu entlocken. Auf Dreimonatssicht bzw. auf sechs Monate gesehen glaubt man an Kurse zwischen 6000 bzw. 6500 DAX-Punkte. Ansonsten herrscht Ratlosigkeit unter den Profis. Die Märkte seien nervös, Abwärtsdynamik und Tunnelblick seien nicht mehr vorhersehbar, meinte ein Devisenexperte der UniCredit mit Blick auf den Euro. Und da auch die Börse die Gemeinschaftswährung fest im Blick hat, dürfte das auch für das Parkett gelten.

Mit einiger Sicherheit lässt sich indes sagen, dass der Börse eine größere Kursbewegung ins Haus stehen dürfte. Der DAX wird sich nicht mehr lange in dieser relativ engen Bandbreite halten lassen. Trotz der Rückeroberung der 6000er Marke sollten Investoren indes Vorsicht walten lassen. Ein Ölpreis bei 73 Dollar pro Barrel signalisiert nicht unbedingt ein überschwängliches Vertrauen in die Weltwirtschaft. Der Euro droht jederzeit unter die 1,22 USD durchzusacken. Gewiss, die europäischen Exporteure wird das freuen. Aber die Kehrseite der Medaille: Die amerikanischen Unternehmen, nach denen sich letztlich die Weltbörsen ausrichten, haben die letzten zwei Quartale gerade wegen dem schwachen Dollar im Auslandsgeschäft erheblich punkten können. Folgerichtig müssten da demnächst in den Bilanzen Bremsspuren erkennbar sein. Am meisten irritiert jedoch, dass an den Anleihenmärkten (gemessen an den Rentenindices) bislang kein nennenswerter Kapitalabzug festzustellen ist. Aufschwünge an den Aktienmärkten werden grundsätzlich von Umschichtungen aus den Rentenmärkten gespeist. Die Kursverluste bei den Anleihen blieben die letzte Woche über aber eher gering. Es besteht die Gefahr, dass es sich bei den freundlichen Börsenkursen der letzten Tage um eine sogenannte "Bullenfalle" handelt – ein Ausbruchsversuch, dem ein erneuter Schwächeanfall folgt. Und ein solcher könnte den DAX dann gut 10 Prozent Kursabschlag kosten.

Eckdaten zum 3. Juni 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (3. 6., 13.00 h)
6081 Punkte
Dow Jones (2. 6. Schluss)
10.249 Punkte
Gold (Feinunze)
1216,60 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,11%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,80%
1,50% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,28%
1,70% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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