Management

Effizient lesen

So bewältigt man die Datenflut

Die Fülle an Lektüre, die der Apotheker jeden Tag zu bewältigen hat, nimmt weiter zu: Immer mehr E-Mails, Briefe, Kataloge, Werbung, Zeitschriften und vieles mehr, Einen großen Teil der Arbeitszeit beansprucht die Aufnahme von Infos. Ein Arbeitstag reicht kaum mehr aus, wenn man alles liest, was wichtig sein könnte. Das Problem: Einerseits muss Lesestoff schnell erfasst werden, andererseits muss man Wichtiges von Unwichtigem trennen. Lesen wird zum Alptraum, wenn man alles liest. Selektives Lesen heißt, sich vor der Lektüre überlegen, was sie Ihnen bringt. Die meisten verschlingen Informationen im Eiltempo, massenweise sozusagen, wissen aber hinterher kaum noch, was sie aufgenommen haben. Bei der heutigen Leseflut hilft aber auch eine höhere Lesegeschwindigkeit nicht immer. Wie kann man aber unter Zeitdruck Wichtiges ins Gedächtnis bringen? Warum liest man einen Text?

Man muss sich vorher überlegen, ob die Lektüre sich lohnt. Die Leseziele können sehr unterschiedlich sein: informieren, weiterbilden, eine Entscheidung vorbereiten, den Überblick bewahren, nach bestimmten Details suchen. Das Leseziel bestimmt die Art, wie man den Text liest. Wer nach dem Lesen eine Entscheidung treffen möchte, muss aufmerksamer und vollständiger lesen. Wenn man in einem Artikel ein Detail finden möchte, liest man schneller, erfasst aber den Zusammenhang nicht.

Das Querlesen (diagonales Lesen) führt zur oberflächlichen Informationsaufnahme. Man kann dann nur entscheiden, ob man eine gründliche Lektüre anschließen will. Querlesen heißt, dass man Selektionsentscheide in zwei Stufen trifft: 1. Was erwarte ich von diesem Lesestoff? Was verspricht mir der Inhalt? In der 2. Stufe sieht man sich Einzelheiten gründlicher an und schaut, um was es geht. Hier liest man nur fett Gedrucktes oder bestimmte Textstellen und Zwischenüberschriften. Was aus dem Text herausragt, unterstrichen ist oder markiert, gehört dazu. Man erhält so einen Überblick. Wenn das Thema weiter interessant ist, sucht man die Hauptaussage des Textes. Oft ist es das Fazit eines Fachartikels oder die Schlussaussage eines Berichtes.


Paradoxes über das Lesen


Je mehr wir lesen, desto mehr wissen wir.

Je mehr wir wissen, desto mehr vergessen wir.

Je mehr wir vergessen, desto weniger wissen wir.

Je weniger wir wissen, desto weniger vergessen wir.

Je weniger wir vergessen, desto mehr wissen wir.

Warum also lesen?

Lesebremsen vermeiden

Unterbrechungen sind sehr störend. In störanfälliger Zeit liest man am besten nur "leichte Lektüre". Auch das Zurückspringen des Auges auf Textstellen kostet Zeit. Wer unkonzentriert und müde ist, dem passiert das schnell: Worte und Satzteile werden zweimal gelesen. Regressionen sind nur sinnvoll, wenn sonst die Verständlichkeit leiden würde beim Lesen. Zu Regressionen kommt es bei sehr schneller Informationsaufnahme. Auch Lärm ist eine "Lesebremse". Der Eine kann konzentriert lesen, während ein Anderer aus der Haut fährt und jedes Geräusch als äußerst störend empfindet. Lesebremsen müssen reduziert werden, z. B. Lüftung und Beleuchtung. Viele finden auch Abwechslung, wenn sie am Stehpult lesen, und nicht immer im Sitzen.

Komplizierte Fachbegriffe, über die der Leser nachdenkt, führen zur Leseunterbrechung. So ist auch der Texter einer Info verantwortlich für eine angenehme Lektüre. Das Telefon ist die häufigste Leseunterbrechung und wirkt sehr störend. Das Verständnis des Textes ist bei schneller Informationsaufnahme gefährdet. Rationell Lesen heißt daher nicht, sich auf jeden Fall möglichst schnell zu informieren. Beim Lesen gibt es ein individuelles Tempolimit, d. h., jeder bestimmt selbst das geeignete Tempo. Was in das Langzeitgedächtnis muss, wird in geringerem Tempo aufgenommen. Lektüre, die gedanklich verarbeitet wird, landet im Langzeitgedächtnis, alles andere, was schnell gelesen wird, erreicht meist nur das Kurzzeitgedächtnis und wird dort von neuen Informationen wieder verdrängt.


Lesen – beruflich: Zahlen, Daten, Fakten


  • Angenehme Umfeldbedingungen erhöhen die Lesefreude um bis zu 50 Prozent.
  • Kurze verständliche Texte ermöglichen ein um 30 Prozent höheres Lesetempo.
  • Ab 10 bis 15 Minuten ununterbrochenes Lesen schwindet die Aufmerksamkeit um ca. 15 bis 20 Prozent.
  • Viele verbringen über 40 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Lesen.
  • Ungefähr ein Drittel des Lesestoffs ist für den Leser uninteressant.
  • Die tägliche Leseflut hat sich in den letzten Jahren nahezu verdoppelt.
  • Ein großer Teil aller Informationen lässt sich kürzen.

Leseverhalten verbessern

Extrem wichtige Informationen müssen schnell als solche erkannt werden. Ein kurzer Lesestopp (2 Sekunden) bewährt sich. Durch die Hervorhebung wichtiger Textstellen (Markieren) und handschriftlicher Randbemerkungen (Exzerpieren) wird der Text gleich bearbeitet, was zu einer Erleichterung der Lesewiederholung führt. Mit Markierungen setzt man Prioritäten, indem wichtige Stellen hervorgehoben und unwichtige in den Hintergrund geschoben werden. Markierungen helfen, einen Text zusätzlich zu strukturieren. Sie erleichtern das Wiederfinden wichtiger Textstellen. Markierungen fördern das sorgfältige Mitdenken und bessere Aufnehmen und Behalten (nicht zuletzt durch die visuellen Hervorhebungen). Als Methoden des Markierens kommen auch farbliche Hervorhebungen infrage. Die Zielsetzung heißt: Einerseits den Lesestoff schneller erfassen, andererseits muss der Leser nach der Lektüre wissen, um was es ging. Wenn man Texte mehrfach zur Hand nehmen muss und immer wieder liest, verliert man Zeit. Lange Zeit hält man Schnell-Lesen nicht durch. Daher sind Markierungen beim ersten Lesen so wichtig.

Wer liest, sollte alle Außenreize: Lärm, Gespräche, Telefonate von anderen vermeiden. Die Konzentrationsfähigkeit wird sonst um bis zu 30% vermindert. Am Bildschirm ist die Ermüdung der Augen meist größer und setzt schneller ein. (Print-Medien bevorzugen oder die Daten ausdrucken)

Am Bildschirm lesen

Ergonomische Regeln gelten auch für den Bildschirm. Mit einem Flachbildschirm, der weniger Platz benötigt, ist eine 90 cm tiefe Arbeitsfläche nötig. Bei optimalem Sehabstand vom 50 bis 60 cm ist Lesen angenehmer.

Ganz ungünstig ist die seitlich versetzte Anordnung von Tastatur und Bildschirm. Die ungünstige Fixierung der Blickrichtung nach links oder rechts führt zu Verspannungen im Kopf- und Nackenbereich. Dann setzt die Ermüdung früher ein.

Zwischen Tastatur und Bildschirm sollte Platz für Vorlagen sein und der Bildschirm sollte auf keinen Fall über die Tischfläche hinausragen. Bildschirm, Tastatur und Schulterachse sollten in etwa parallel ausgerichtet sein. So steht der Bildschirm in optimalem Blickfeld, und einseitige Belastungen werden vermieden. Das Fenster im Rücken sollte auch vermieden werden. Der Bildschirm spiegelt das einfallende Licht. Ideal ist der seitliche Lichteinfall.

Wenn die Augen müde sind, und man sich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren kann, macht man eine kurze Lichtpause. Man hält die zu zwei Schalen geformten Handflächen vor die Augen und dichtet auch alle Ritzen nach außen mit den Händen ab. Man öffnet die Augen weit und schaut eine Weile ins Schwarze. Man atmet ruhig und tief weiter, und achtet darauf, dass man den ganzen Körper in einer angenehmen Position hält.

Keine Rücksprünge im Text

Sehr störend und zeitaufwendig sind Regressionen, das heißt Rücksprünge der Augen zu Textstellen, an denen die Augen schon angehalten hatten. Grund hierfür ist meistens eine Unkonzentriertheit. Dabei benötigt man diese Rücksprünge regelmäßig gar nicht, da das Gehirn die Infos schon aufgenommen hat und vielleicht nur noch mit der Verarbeitung etwas hinterher hinkt. Durch das Zurückspringen werden dem Gehirn die entsprechende Passagen zweimal angeboten. Es registriert diese Stellen als bekannt und schaltet kurzzeitig ab. Oftmals verpasst es dann jedoch die Stelle, an der es mit neuem Inhalt weitergeht, so dass hier entweder die nächste Regression nötig ist, oder bestimmte Infos nicht aufgenommen werden.

Rolf Leicher, Oberer Rainweg 67, 69118 Heidelberg, E-Mail: Rolf.Leicher@t-online.de

Wie gut können Sie lesen?
selten
meistens
immer
1.
Ich lese zu viel und empfinde häufig eine
Leseabwehr.
2.
Nach der Lektüre stelle ich fest, dass
ich nicht mehr weiß, was der Inhalt war.
3.
Während dem Lesen gibt es durch
Telefon und andere Unterbrechungen Störungen.
4.
Ich muss manche Texte zweimal Lesen,
damit ich weiß, um was es geht.
5.
Ich ertappe mich dabei, dass ich mit meinen Gedanken abschweife, aber
weiterlese.
Auswertung: Hoffentlich haben Sie häufig "selten" angekreuzt.

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