Wirtschaft

DAX: Es riecht nach Korrektur

Gute Quartalsergebnisse verpuffen – Griechenland könnte bald wieder zum Thema werden

(hps). Zu Beginn der Berichtssaison dachten die meisten Analysten, dass es nur noch wenigen Unternehmen gelingen werde, die Schätzungen der Profis zu toppen. Aber der Berichtsreigen verlief bislang überraschend positiv. Nun war der rückwärtsgerichtete Blick noch nie der Analysten Sache. Die Börse blickt nach vorne, und dort meint man viel Schatten zu erkennen. Und die größte Dunkelfront tut sich über der Wiege der europäischen Kultur auf.

Die Marktlage

Während die Anleger noch sorgenvoll in den Himmel blickten und sich mit den Betrugsvorwürfen in Zusammenhang mit Hypotheken besicherten Finanzprodukten gegen Branchenprimus Goldman Sachs auseinandersetzten, rieben sich einige amerikanische Börsenhändler schon die Hände. Die Profis sahen darin eine ideale Gelegenheit, den kleinen Schwächeanfall an der Börse zu nutzen und wieder billiger in den Aktienmarkt einzusteigen. Viele Experten waren der Ansicht, dass sowohl das europäische Flugverbot, als auch das juristische Vorgehen gegen Goldman Sachs die weltwirtschaftliche Erholung allenfalls marginal tangieren würde. Kurstreibend wirkten einige ganz vernünftige Unternehmensergebnisse. Zu nennen sind hier vor allem die Citigroup und IBM mit kräftigen Quartalsüberschüssen, Apple mit einer Gewinnverdopplung, Daimler mit einem überraschenden Konzernüberschuss und VW mit einer Gewinnverdreifachung. Der DAX nahm daraufhin seinen Aufwärtstrend nach nur zweitägiger Unterbrechung wieder auf, ohne dabei jedoch an das alte Jahreshoch anknüpfen zu können. Das stimmt bedenklich. Offensichtlich waren viele Ergebnisse bereits eingepreist. Und ganz ohne Negativschlagzeilen kommt auch dieses Quartal nicht aus. So senkten eBay und Amgen ihren Ausblick, die amerikanische Vorzeigebank Wells Fargo und Yahoo enttäuschten. Aufgrund des allgemein luftigen Kursniveaus ist den Profis wohl die Kauflust abhanden gekommen. Allerdings hält sich bislang aber auch die Abgabebereitschaft in Grenzen. Das könnte sich ändern, wenn sich die Probleme um die Verschuldung Griechenlands verschärfen sollten. Die Frage könnte bald lauten: Gibt es wirklich Anlass, sich noch länger über gute Unternehmensergebnisse zu freuen, wenn gleichzeitig immer mehr Staaten, denen man letztlich die Lasten der Finanzkrise zugeschoben hatte, unter dieser Bürde zusammenzubrechen drohen?

Bulle & Bär

Das sich abzeichnende Dilemma am Börsenparkett lässt sich am besten anhand zweier Schlagzeilen darstellen. Letzte Woche meldete die Wirtschaft im Euro-Raum im April die stärkste Produktionssteigerung seit fast zehn Jahren. Das ist der Ist-Zustand, wie er sich auch in den Quartalsberichten widerspiegelt und bereits weitgehend an der Börse eingepreist scheint. Ebenfalls letzte Woche reduzierte der Internationale Währungsfonds (IWF) aber auch seine Deutschland-Prognose für 2010 und 2011. Zukunftsmusik, wie sie normalerweise am Parkett gespielt wird. Nun fällt es den Profis natürlich schwer, sich nach den zum Teil hervorragenden Quartalsergebnissen von den Anteilsscheinen zu trennen. Wieder einmal lagen die Resultate über den Schätzungen der Analysten. Daher bleiben viele Analysten bei ihrer optimistischen Grundhaltung. Zu nennen sind hier beispielsweise das Bankhaus Lampe oder die Landesbank Berlin, die nach wie vor auf kurze Sicht 6500 DAX-Punkte für wahrscheinlich halten. Das Brokerhaus Lang & Schwarz sieht immerhin noch die 6400 Punkte-Marke in greifbarer Nähe.

Und dennoch: Das Fundament, auf dem die Optimisten stehen, zeigt Risse, die Aufwärtskräfte scheinen zu erlahmen. Trotz hervorragender Ergebnisse von Apple &Co. gab es hierzulande mit den Automobilwerten, Metro und Infineon nur ein paar handverlesene Gewinner. Der Rest verweigerte dem Aufwärtstrend die Gefolgschaft und neigt zur Schwäche. Es ist zu befürchten, dass kurzfristig eine Korrektur ansteht. So sieht es auch die Hessische Landesbank, die befürchtet, dass der Rallye der Treibstoff auszugehen drohe. Die 6000er-Marke dürfte für den DAX schon bald zum Testfall werden.

Eckdaten zum 22. April 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (22. 4., 11.30 h)
6190 Punkte
Dow Jones (21. 4. Schluss)
11.124 Punkte
Gold (Feinunze)
1147,27 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,15%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)

Beste überregionale Anbieter mit Einlagensicherung*
0,82%

1,50% (Netbank AG, ING-DiBa, SWK-Bank)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)

Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,31%

2,05% (SWK-Bank)
*Quelle: www.festgeld.de

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