Gesundheitspolitik

350 Testbesuche in 50 Apotheken

Apothekentest der Stiftung Warentest

Berlin (lk). Insgesamt 350 Mal hat ein Team von Testkunden der Stiftung Warentest bundesweit 50 Vor-Ort- und Versandapotheken auf den Zahn gefühlt. Jede Apotheke wurde von geschulten Testern siebenmal persönlich aufgesucht und bei den Versandapotheken per Brief, Bestellung oder per Telefon mit fachlichen Aufgaben konfrontiert. Sieben Aufgaben galt es zu bestehen. Die Ergebnisse wurden in einem standardisierten Erhebungsbogen erfasst. Hinzu kamen Preisrecherchen vor Ort oder online in allen getesteten Apotheken.

In zwei Fällen schilderten die Stiftung Warentest-Tester, dass sie verschreibungspflichtige Arzneimittel einnähmen und wollten ein anderes rezeptfreies Medikament bzw. ein Nahrungsergänzungsmittel kaufen. Gezielt wurde nach Problemen der Wechselwirkung gefragt. In einem weiteren Fall sollten zwei nicht rezeptfreie Arzneien gekauft werden, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung abschwächen. Bei den Versandapotheken erwartete die Stiftung Warentest, dass die Testkunden schriftlich auf die Wechselwirkung hingewiesen würden.

Sowohl bei den Vor-Ort- als auch bei den Versandapotheken stellte die Stiftung Warentest "jede Menge Patzer" fest – beim Versandhandel aber deutlich mehr als bei der Vor-Ort-Apotheke. Keine Versandapotheke konnte alle drei Fälle lösen. Auch bei den Vor-Ort-Apotheken beurteilt die Stiftung Warentest das Ergebnis als "nicht wirklich gut". Nur drei Apotheken machten die Testkunden in allen Fällen auf die Wechselproblematik aufmerksam. Elf der 27 Vor-Ort-Apotheken schafften nur ein richtiges Ergebnis. Und zwei patzten in allen Fallkonstellationen.

In drei weiteren Fällen wurde die Beratungsleistung getestet. Eine Testkundin wollte ein rasch wirksames Mittel für ein dreijähriges Kind gegen Fieber kaufen und stellte dazu Fragen zu Fiebersenkern und Nasentropfen. Stiftung Warentest erwartete Fragen der Apotheken zum Gesundheitszustand und den Rat, zum Arzt zu gehen.

Die Vor-Ort-Apotheken erwiesen sich besser im Verkauf als in der Beratung: Alle boten das passende Arzneimittel an, erkundigten sich aber zu wenig nach dem Krankheitsbild. In elf Fällen fragten die Apotheker noch nicht einmal nach der Fieberhöhe. Nicht anders verhielten sich die Versandapotheken. Das richtige Medikament wurde ermittelt, aber häufig falsche Hinweise zur Dosierung gegeben und der Gesundheitszustand zu wenig hinterfragt. 13 Mal fehlte die Frage nach der Fieberhöhe.

Im nächsten Fall erkundigte sich ein 65-jähriger Patient, ob der Saft Aktivanad als Nahrungsergänzungsmittel für ihn geeignet sei. Fast alle Apotheken erkannten, dass Aktivanad für den älteren Kunden mit Vorerkrankungen nicht geeignet war und empfahlen Mineralstoff- und Vitaminpräparate. Zu wenig wurde nach Ansicht der Stiftung Warentest aber auch in diesen Fällen die Situation des Testkunden hinterfragt und Beratung zu einer ausgewogenen Ernährung gegeben.

Im letzten Fall schilderte eine Kundin mittleren Alters, dass sie schon länger unter Inkontinenz leide und wünschte Empfehlungen. Wichtig war der Stiftung Warentest eine diskrete Beratung und der Hinweis, die Ursachen der Inkontinenz vom Arzt abklären zu lassen. Die Ergebnisse waren laut Stiftung Warentest "durchmischt". Teilweise wurde das rezeptfreie Präparat Granufink femina empfohlen – ohne Abklärung der Ursachen durch den Arzt. Mängel stellten die Testerinnen auch bei der Diskretion der Beratung fest. Apotheken böten sehr oft keine Chance, sich diskret beraten zu lassen. Schon eine Diskretionszone wie in Banken könne hier leicht Abhilfe schaffen.

Völlig versagten laut Stiftung Warentest bei dieser Aufgabe sieben Versandapotheken. Dabei eigne sich dieses intime Thema besonders gut für eine telefonische Beratung. Die zweifelhafte Ehre der schlechtesten Beratung kann laut Stiftung Warentest die easy-Apotheke für sich in Anspruch nehmen: Am Telefon wurde versucht, die Testerin mit dem unwirschen Hinweis abzuspeisen: "Inkontinenzprodukte können Sie doch in jeder Apotheke kaufen."

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