Wirtschaft

DAX: Mit Skepsis aufwärts

Guter Start in die Berichtssaison bringt Pessimisten unter Zugzwang

(hps). Den Griechen hat man unter die Arme gegriffen, der Euro hat sich stabilisiert. Aber dieses Thema scheint an der Börse ohnehin keine große Rolle mehr zu spielen, die Protagonisten hat man ausgetauscht. Die Unternehmensergebnisse spielen nun wieder die tragende Rolle. Und den Auftakt zur Berichtssaison kann man durchaus als gelungen bezeichnen.

Die Marktlage

Hohe Erwartungen, großes Enttäuschungspotenzial – so sahen die Profis die Ausgangssituation für die Berichterstattung zum 1. Quartal 2010. Vieles sei bereits eingepreist, das ließe wenig Raum für positive Überraschungen, so die langläufige Meinung. Zeit für eine Verschnaufpause also, wie beispielsweise die Analysten der Landesbank Berlin meinen? Mitnichten. Die Optimisten gönnen dem DAX derzeit kaum einmal mehr als zwei Tage Erholung. Dann kommen die Schnäppchenjäger zurück und die Hetzjagd beginnt von Neuem. Bei Minizinsen sehen die Anleger einfach keine Alternative zum Aktienmarkt. Hinzu kommt die Charttechnik, die derzeit immer wieder neue Kaufsignale generiert. Flankiert wird das Ganze von guten Nachrichten von der Unternehmensfront. Bei Alcoa mochte man noch rummäkeln. "Fehlstart" hieß es zunächst, nachdem die Umsatzentwicklung des Aluminiumkonzerns hinter den Expertenprognosen zurückblieb. Dann aber kamen die Eisbrecher: Intel – der Chiphersteller konnte den Gewinn gegenüber Vorjahr annähernd verdreifachen. JP Morgan Chase – die Investmentbank steigerte den Profit um 60 Prozent und schließlich UPS – der Paketdienst legte beim Gewinn um ein Drittel zu. Aus der Weltwirtschaft meldete zuletzt China ein Wachstum von 11,9 Prozent im ersten Quartal. Überhitzung und Inflationsgefahr wittern nun all jene, die dem DAX eine erneute Zwangspause verordnen – und für sich selbst wohl eine Einstiegschance wahren wollen.

Bulle & Bär

Mit Zaudern aufwärts – das könnte sich bald ändern. Die Profis bleiben trotz der stabilen Verfassung des Gesamtmarktes unverändert skeptisch. Für die nahe Zukunft werden Zahlen in einer Größenordnung von 6400 bis 6500 DAX-Punkten herumgereicht – so sehen es etwa die Bankhäuser Ellwanger & Geiger und MM Warburg. Auch für die Allianz Global Investors stellen die 6500 Punkte das Ende der Fahnenstange dar. Unterdessen zeigt der DAX keinerlei Ermüdungserscheinung. Gut möglich also, dass die Großinvestoren bald unter Zugzwang geraten. Entsprechende Schützenhilfe könnte dabei von den Anleihenmärkten kommen. Dort knirscht es gewaltig im Gebälk. Auch in der kleinen Festgeld-Tabelle (siehe unten) ist – zumindest im 12-Monatsbereich – der Trend zu steigenden Zinsen erkennbar. Einige Experten erwarten bei den Anleihen sogar einen baldigen Ausverkauf. Und das nicht nur, weil die relativ robuste Wirtschaftsentwicklung eine baldige Zinswende nahelegt. Auch das Vertrauen in die Schuldner sinkt immer mehr, die Investoren wollen sich ihr Engagement durch höhere Renditen versüßen lassen. Ein Blick in die Börsenglaskugel könnte folgendes Szenario offenbaren: Die Anleihen kommen im Verlauf der nächsten Wochen wieder unter Druck und die freiwerdende Liquidität wird teilweise in Aktien umgeschichtet. Da an den Börsen keine größeren Rückschläge erfolgen, müssen die institutionellen Anleger mitziehen. Die Hausse erfährt eine Eigendynamik, bis der Aktienmarkt völlig überhitzt ist. Der DAX könnte dabei bis auf 7000 Punkte klettern. Aber eine alte Börsenweisheit lautet: Die Baisse wird in der Euphorie geboren, Rahmenbedingungen wandeln sich. Das Renditeniveau am Anleihenmarkt wird den Anlegern an einem gewissen Punkt relativ attraktiv und zudem risikoärmer erscheinen. Gleichzeitig werden viele Staaten unter der Zinslast ächzen, Konzerne und der Immobilienmarkt leiden unter der teureren Finanzierung. Das Geld wird wieder aus den Aktienmärkten abgezogen und es kommt endlich zu der lang erwarteten, groß angelegten Korrektur.

Ob man nun an Glaskugeln glaubt oder nicht – zumindest die Wechselbeziehung zwischen Anleihen- und Aktienmärkten ist historisch belegbar. Die Kursentwicklung an den Rentenmärkten dürfte sich daher als Schrittmacher für Dow Jones und DAX erweisen.

Eckdaten zum 15. April 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (15. 4., 12.30 h)
6278 Punkte
Dow Jones (14. 4. Schluss)
11.123 Punkte
Gold (Feinunze)
1154,10 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,15%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Beste überregionale Anbieter mit Einlagensicherung*
0,83%
1,50% (Netbank AG, ING-DiBa, SWK-Bank)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,32%
2,05% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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