Gesundheitspolitik

Ratiopharm-Gruppe an Teva verkauft

Teva will Produktionsstätten und Verwaltung in Ulm erhalten

KÖLN (diz). Die Ratiopharm-Gruppe bekommt einen neuen Eigentümer. Nach einem umfangreichen Bieterverfahren wird die israelische Teva Pharmaceutical Industries Ltd. den Ulmer Generikahersteller aus dem Besitz der zur Merckle-Gruppe gehörenden VEM Vermögensverwaltung erwerben. Die Vertreter beider Unternehmen haben am 18. März in Köln einen entsprechenden Kaufvertrag unterzeichnet. Der vereinbarte Unternehmenswert beträgt 3,625 Mrd. Euro. Beim Verkaufsprozess soll, so heißt es in einer Pressemitteilung, "Ratiopharm mit dem herausragenden Know-how der über 5500 Mitarbeiter, der hohen Effizienz und Qualität der Produktion und der starken Marktposition in Europa und Kanada überzeugt haben".

"Die endgültige Auswahl erwies sich als außerordentlich schwierig, aber für uns komfortabel", so der mit dem Bieterprozess beauftragte Geschäftsführer der VEM, Hans-Joachim Ziems. "Bei allen Unternehmen hat sich das überaus große Interesse in nahezu gleichen Konditionen manifestiert. Dabei haben wir von vornherein Wert darauf gelegt, dass natürlich der Kaufpreis, aber auch das strategische Konzept der Integration von Ratiopharm in das übernehmende Unternehmen eine zentrale Rolle spielt."

Ratiopharm war Teil des Imperiums von Adolf Merckle. Der schwäbische Unternehmer zählte einst zu den reichsten Deutschen. Er hatte sich vor allem mit Firmen für die Arzneimittelherstellung, mit dem Pharmagroßhandel und Zementfirmen ein milliardenschweres Unternehmen aufgebaut. Durch Spekulationen war die Merckle-Gruppe in eine finanzielle Schieflage geraten. Adolf Merckle nahm sich Anfang 2009 das Leben.

Der Verkauf von Ratiopharm war notwendig geworden, um Milliardenschulden bei den Banken zu verringern.

Teva wird Marktführer in Europa

Mit Ratiopharm will Teva nach eigenen Angaben seine Position als größter Generikahersteller mit rund 40.000 Beschäftigten und 16,2 Mrd. Euro Umsatz weltweit ausbauen. Durch den Kauf dürfte zudem der europäische Marktführer im Generikageschäft entstehen. Sowohl bei den Produkten als auch in den Märkten sollen sich die beiden Unternehmen ergänzen. Die gute Präsenz von Teva im asiatischen und US-amerikanischen Markt wird durch Ratiopharm mit einer überdurchschnittlichen Abdeckung in Europa und Kanada komplimentiert.

Teva plant, sämtliche Produktionsstätten zu erhalten, Ratiopharm soll zur Deutschlandzentrale des gemeinsamen Unternehmens und zur Drehscheibe für die europäische Wachstumsstrategie von Teva ausgebaut werden. Deutliche Produktionserweiterungen sollen, so die Ankündigung, damit einhergehen.

Laut Pressemitteilung zeigt sich auch die Unternehmensführung der Ratiopharm-Gruppe mit der Wahl des neuen Eigentümers außerordentlich zufrieden.

Mit der für den Abschluss des Verkaufs erforderlichen Genehmigung durch die europäische Kartellbehörde wird im 3. Quartal 2010 gerechnet.

Das Unternehmen Teva wurde 1901 in Jerusalem als Arzneimittelhandel gegründet, 1930 begann die Arzneimittelproduktion. Bereits 1980 ist Teva das größte Pharmaunternehmen Israels. In den 90er Jahren folgte die Akquisition zahlreicher Firmen, u. a. in Kanada, USA und Deutschland. 2006 wird aus der GRY, Ivax und Teva Generics die neue Teva Deutschland, 2008 kommt die AWDpharma Dresden hinzu.

Zurzeit arbeiten mehr als 26.000 Menschen in 60 Ländern für Teva.

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