Wirtschaft

DAX auf mühsamem Erholungspfad

Sorgen um Griechenland lassen nach – DAX folgt der Erholung beim Euro

(hps). Griechenland scheint ein verblüffend einfaches Patentrezept gegen den Staatsbankrott gefunden zu haben. Drakonische Sparmaßnahmen, drastische Steuererhöhungen und gekürzte Einkommen für die Staatsbediensteten. Der Euro und die Börsen geben sich entspannt. Böse Zungen behaupten indes, dass den Optimisten damit nur Sand in die Augen gestreut wird.

Die Berichtssaison ist praktisch abgeschlossen. Die deutschen Quartalsergebnisse werden im Ergebnis als durchwachsen beschrieben. Zuletzt enttäuschten hier VW, Adidas und Beiersdorf mit teils herben Gewinneinbrüchen. Die Anleger nehmen es bislang trotzdem gelassen, denn noch wesentlich mehr als die Unternehmensdaten hatte die Griechenland-Krise auf die Aktionärsseele gedrückt. Hier sind die Anleger froh, dass dieses leidige Thema mit dem Athener Sparpaket wenigstens temporär aus den Schlagzeilen verschwindet und der Euro eine kleine Verschnaufpause einlegen kann.

Jetzt also endlich grünes Licht für die Optimisten? Die skeptischen Stimmen wollen jedenfalls nicht verstummen. Viele nehmen Griechenlands Sparanstrengungen nicht ernst und glauben, dass das Thema schon bald wieder auf dem Tablett serviert werden dürfte. Aber auch mit Blick auf die Unternehmensergebnisse trauen die Kritiker dem Frieden nicht. Von echten Umsatzzuwächsen könne keine Rede sein, so ist zu hören. Die besseren Unternehmenszahlen beruhten weitgehend auf Kostensenkungsmaßnahmen.

Eine unklare Datenlage, bei der erfahrungsgemäß meist die Charttechniker das Ruder übernehmen. Der Widerstand bei 5750 DAX-Punkten wurde geknackt, womit sich der DAX wieder etwas Luft nach oben verschafft hat. Dass der jüngste Kursanstieg wohl eher technisch motiviert war, scheinen auch die Handelsumsätze zu belegen – nach wie vor dünnes Geschäft am Parkett, die Großanleger halten sich fern. Die Optimisten suchen nach weiteren Argumenten für steigende Kurse. Die Wall Street hat hier das Thema Fusionsfantasie für sich entdeckt. Richtiger Schwung will aber dennoch nicht aufkommen.

Der Wochenausblick aus Sicht der Experten

Die Deutsche Bank Private Wealth Management läutet den Aktienfrühling ein. Der Kälteschock im Februar sei überwunden, jetzt könne es wieder aufwärts gehen. Bereits in drei Monaten soll der DAX bei 6100 Punkten stehen. Ingesamt gilt: Die Stimmung hinsichtlich der DAX-Werte hat sich in den letzten Tagen merklich verbessert. Die Optimisten untermauern ihre Ansicht mit der günstigen Bewertung am Aktienmarkt und den insgesamt zufriedenstellenden Unternehmensberichten. Mit dem Nachlassen der Sorgen über den Zustand der EU sei nunmehr damit zu rechnen, dass sich die Akteure wieder dem Aufwärtstrend anschließen werden. Und die Gegenargumente der Pessimisten? Viele verweisen auf die abnehmende Wachstumsdynamik in der Wirtschaft und ziehen die Gewinnschätzungen der Unternehmen in Zweifel, weil die Gewinne bislang nur dank der Sparmaßnahmen erreicht wurden. Auch die Charttechniker lassen sich von ihrer vorsichtigen Haltung nicht abbringen. Dem Kursaufschwung fehle es an Dynamik und Umsätzen. Die Gilde hält daher den Daumen weiterhin gesenkt.

Inflation – reale Gefahr oder Hirngespinst?

Die Inflation werde deutlich nach oben schießen, meint Wirtschaftswissenschaftler Thomas Straubhaar, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). Wenn die Notenbanken die Krise mit frischem Geld bekämpfen, könne sich das am Ende nur in einem deutlichen Anstieg der Verbraucherpreise bemerkbar machen, sagt Bankenpräsident Andreas Schmitz. Als "brandgefährlich" kennzeichnet der Präsident des Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Situation an der Preisfront. Gewichtige Stimmen – und die Anleger sind verunsichert. Sie horten Gold und suchen Schutz in inflationsgesicherten Anleihen. Doch es gibt auch Volkswirte, die darüber nur den Kopf schütteln können, Sie rechnen eher mit einer deflationären Entwicklung. Einer von ihnen ist Professor Steve Keen von der University of Western Sydney. Der Australier sieht nach Jahrzehnten überzogenen Konsums auf Pump nun die Wirtschaft an einem Punkt angekommen, an dem der Entschuldungsprozess zu einer schrum-pfenden Wirtschaft führt – ein Prozess, ähnlich der Entwicklung in Japan, momentan nur aufpoliert durch die staatlichen Hilfspakete. Eine Inflation sei unter solchen Vorzeichen unwahrscheinlich, weil einerseits Arbeitslosigkeit und Lohneinbußen eine stärkere Nachfrage nicht zuließen und andererseits der globale Konkurrenzdruck die Unternehmen eher zu Preissenkungen anhalten würden. Die US-Notenbank habe zwar die Druckerpresse angeworfen und die Geldschleusen weit geöffnet. Aber dieses Geld lande großteils gar nicht in der realen Wirtschaft. Keen‘s schlagendes Argument: Auch die Japaner hätten jahrelang massiv Geld gedruckt – eine Inflation sei dabei dennoch nicht herausgekommen. Im Gegenteil. Nippon kämpft heute noch mit den Folgen der Deflation. Folgt man also der Ansicht von Professor Keen, bleiben Anleihen bester Bonität die erste Wahl für konservative Anleger.

Eckdaten zum 4. März 2010
(alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (4.3., 12.05 h)
5795 Punkte
Dow Jones (3.3. Schluss)
10.396 Punkte
Gold (Feinunze)
1135,60 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,18%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,85%

1,60%
(Netbank AG)
Festgeld 12 Monate
(Durchschnitt)
Beste überregionale Anbieter mit Einlagensicherung*
1,36%

1,60%
(Mercedes-B. Bank, Volkswagenbank)

*Quelle: www.festgeld.de

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