Wirtschaft

Pharma-Aktien im Visier

Das Börsenjahr 2010 – welche Pharmawerte jetzt auf den Empfehlungslisten der Analysten stehen

(hps). Patentabläufe und die Gesundheitsreform in den USA – das sind die Herausforderungen, denen sich die globale Pharmaindustrie nach Expertenmeinung 2010 gegenüber sieht. Nach Angaben des Informations- und Dienstleistungsanbieters für die Pharmaindustrie IMS Health verlieren bis 2013 Medikamente im Volumen von 135 Milliarden Dollar ihren Patentschutz. Von der US-Gesundheitsreform geht für die Pharmaindustrie ebenfalls ein Margendruck aus, der sich allerdings nach Ansicht der Analysten mit dem zu erwartenden Nachfrageschub aus den USA, wo rund 50 Millionen Amerikaner noch nicht versichert sind, in etwa die Waage halten dürfte. Für die Profis Grund genug, bei der Auswahl der Pharmaaktien ganz genau hinzusehen.

WKN 920657, Börse Frankfurt

Die Credit Suisse setzt Sanofi-Aventis auf "Outperform" mit Kursziel 59 Euro. Die Citigroup spricht ebenfalls eine Kaufempfehlung aus und sieht den Wert bei 63 Euro. Auch die Charttechniker sind positiv gestimmt und trauen Sanofi eine Rallye bis auf 68 Euro zu. Aktuell notiert die Aktie bei 55,96 Euro.

Die Hintergründe: Nach der Übernahme des amerikanischen Wettbewerbers Chattem zum Preis von 1,9 Milliarden Dollar ist Sanofi nun wirklich auf dem amerikanischen Markt präsent. Die Franzosen sind dadurch zum weltweit fünftgrößten Hersteller von Gesundheitsprodukten aufgestiegen. Daneben gründet sich die zuversichtliche Einschätzung auf die für 2011 geplante Einführung des Krebsmittels "Carbazitaxel" und auf die Zulassungsempfehlung durch die EU-Behörde EMEA für das Herzinfarktmedikament "DuoPlavin".

Aus dem laufenden Ratiopharm-Bieterverfahren sind die Franzosen dagegen ausgestiegen. Für Ratiopharm werden aktuell angeblich 2,5 Milliarden Euro geboten, was Sanofi wohl zu teuer erschien.

Morphosys (D)

WKN 663200, XETRA-Handel

Die Analysten von Equinet setzen das deutsche Biotech-Unternehmen auf "Buy" und peilen ein Kursziel von 30 Euro an. Commerzbank und Deutsche Bank sehen den Wert bei 21 bzw. 22 Euro. Derzeit wird die Aktie mit 17,24 Euro bewertet.

Die Hintergründe: Morphosys stellt mit eigener Technologie Antikörper her, die dann von seinen Partnern zu Medikamenten weiterentwickelt werden. Zu diesen Partnern zählen Novartis, Boehringer Ingelheim und Bayer. Novartis und AstraZeneca sind selbst an Morphosys beteiligt. Im Bereich der humanen Antikörper zählt Morphosys zu den weltweit führenden Unternehmen. Morphosys will durch mehr firmeneigene Medikamenteninnovationen und verstärkte Übernahmeaktivitäten wachsen. Analysten schätzen allerdings Morphosys selbst als potenziellen Übernahmekandidaten ein, was generell positiv für die Aktie zu werten sei. Für 2010 peilt das Unternehmen einen Umsatzanstieg um 10 bis 15 Prozent an.

Intercell (A)

WKN A0D8HW, Börse Frankfurt

Die Deutsche Bank ist positiv für die österreichische Intercell gestimmt und sieht den Wert bei 39 Euro. Die Erste Group taxiert den Wert auf 33,60 Euro. Aktuell liegt Intercell bei 26,55 Euro.

Die Hintergründe: Das Biotech-Unternehmen kooperiert künftig mit der britischen GlaxoSmithKline (GSK) bei der Entwicklung von Impfstoffpflastern. Die Pflastertechnologie soll sich unter anderem auf die Bereiche Reisedurchfall und pandemische Grippe erstrecken. Außerdem wird sich GSK selbst mit bis zu 5 Prozent an den Österreichern beteiligen.

Des Weiteren umfasst die Produktpipeline von Intercell unter anderem einen prophylaktischen Impfstoff gegen Japanische Enzephalitis, einen Impfstoff gegen Hepatitis C (aktuell in der klinischen Phase 3) sowie einen Lungenentzündungsimpfstoff (in der präklinischen Entwicklung).

Das Umsatzpotenzial von Intercell wird unter Analysten nahezu einhellig positiv eingestuft. Insbesondere die Vereinbarung mit GSK findet große Zustimmung, weil die Briten eine ausgeprägte Marketingstärke aufweisen, mit deren Hilfe sich das Potenzial der Pflastertechnologie voll ausschöpfen ließe.

Stada (D)

WKN 725180, Börse Frankfurt

Die Deutsche Bank hält an ihrer Kaufempfehlung für Stada fest und nennt ein Kursziel von 30 Euro. Die BNP taxiert den Generikahersteller ebenfalls auf 30 Euro. Das Bankhaus Lampe sieht Stada bei 29,30 Euro. Aktuell notiert die Aktien bei 24,94 Euro.

Die Hintergründe: Die BNP erwartet für den Generikamarkt bis 2015 ein jährliches Wachstum von 10 Prozent und setzt dabei insbesondere auf eine Erholung der Märkte in Deutschland und Russland. Auch verfüge Stada über weiteres Kostensenkungspotenzial. Umsatz und Gewinn sollen 2010 wieder deutlich steigen. Insgesamt erwarten die Analysten im Zuge der zahlreichen Patentabläufe in 2010 und 2011 eine steigende Zahl von Produktneueinführungen auf dem Generikamarkt. Dabei bestünden gute Chance, dass Stada neue Marktchancen wie etwa in der Schweiz, Polen oder der Türkei zu nutzen weiß.

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