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Betablocker löscht Angstgedächtnis

Der Betablocker Propranolol hat in einem Experiment verhindert, dass sich belastende Erinnerungen im Angstgedächtnis festsetzen. Die Entdeckung könnte für Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD) hilfreich sein.

Erinnerungen an traumatische Erlebnisse setzen sich normalerweise im sogenannten Angstgedächtnis fest und können von dort jederzeit wieder abgerufen werden – was für die Betroffenen äußerst belastend ist. In ihrem Versuch konnten niederländische Forscher um Merel Kindt mithilfe des Betablockers Propranolol hiergegen vorgehen. Hintergrund für den Versuch waren Tierstudien, aus denen bekannt war, dass Propranolol das Angstgedächtnis beeinflusst. In der aktuellen Studie wurde bei 60 freiwilligen Probanden zunächst eine Angstassoziation hergestellt. Auf einem Display sahen sie verschiedene Bilder. Zwischendurch wurde immer wieder eine Spinne eingeblendet und dieses Bild mit einem – zeitverzögernd eingespielten – ohrenbetäubenden Ton verknüpft. Als Maß für die Angst vor diesem Ton werteten die Forscher das Zucken der Augenlider aus. Einen Tag nach diesem ersten Versuch erhielt ein Teil der Probanden Propranolol, der andere Teil ein Placebo, anschließend wurde der Test wiederholt. Wiederum einen Tag später wurde der Versuch ein drittes Mal durchgeführt. Ergebnis: Diejenigen Studienteilnehmer, die Propranolol erhalten hatten, zeigten am Tag 3 keine Angst mehr vor dem Signalton, bei der Kontrollgruppe war sie dagegen unvermindert vorhanden. Propranolol hatte also offenbar im Angstgedächtnis zu einer Lösung der Assoziation zwischen Spinne und Ton geführt. Was sich dabei genau abspielt, ist bislang jedoch noch unklar. Auch kann noch nicht gesagt werden, ob der Effekt dauerhaft ist oder sich die unangenehme Erinnerung nach und nach wieder einstellt. Dies müssten weitere Studien klären. ral

Quelle: Kindt, M. et al.: Nature Neurosci., Online-Vorabpublikation, DOI: 10.1038/nn.2271

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